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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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tot. War es da nicht verständlich, dass er ein Ventil für seine Verbitterung, für seinen Schmerz und für seine Wut über die Ungerechtigkeit des Lebens suchte?
    Und später, als er wieder klarer denken konnte, hatte er es bereut und aufgeräumt, so gut es ihm möglich war. Bestimmt ging das Durcheinander in den Schubladen ebenfalls auf sein Konto. Erst hatte er alles herausgezerrt und dann falsch einsortiert. So musste es gewesen sein. Deshalb befanden sich Socken und Unterwäsche mit einem Mal in der obersten Schublade und die T-Shirts in der mittleren. Selbst die zerfetzte Letterman-Jacke hatte er wieder ordentlich auf einen Bügel gehängt.
    » Richard hat vermutlich nicht damit gerechnet, dass ich vor seinem Tod noch einmal in Cedar Cove aufkreuze – sonst hätte er die Sachen vielleicht wirklich verschwinden lassen.
    » Wollen wir nicht irgendwo hingehen, wo wir uns in Ruhe über die ganze Sache unterhalten können? « , schlug Michelle vor.
    » Was bringt das? « Eigentlich sah er keinen Sinn darin. Seine Zeit war knapp bemessen, und er wollte alles regeln, bevor er wieder abreiste. Schließlich war er nicht zu seinem Vergnügen hier.
    » Ich fände es besser, jetzt nichts zu überstürzen. Damit erreichen wir bei Richard nichts. Deshalb sollten wir uns einen Plan zurechtlegen. «
    » In Ordnung « , willigte Josh ein.
    Als sie die Treppe hinunterkamen, stand Richard im Flur und lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Wand, als würde er sich für eine Auseinandersetzung wappnen.
    » Wir kommen später wieder. «
    Josh wich dem Blick seines Stiefvaters aus, und dieser wirkte fast enttäuscht. Dann nickte er und schlurfte zu seinem Sessel zurück.
    Sowie sie im Freien standen, schaute Michelle ihn unter zusammengezogenen Brauen an.
    » Du bist ein besserer Mensch als ich « , sagte sie.
    Josh war in diesem Punkt völlig anderer Meinung. » Komm her « , flüsterte er.
    Als sie näher an ihn herantrat, zog er sie in die Arme und hielt sie fest umschlungen. Es wäre ein Leichtes gewesen, sie zu küssen, aber er tat es nicht. Er wollte nur ihren weichen Körper spüren. Mit geschlossenen Augen legte er den Kopf auf ihr Haar. Warum er das tat, wusste er nicht genau zu sagen. Irgendwie schien ihm, dass das einsame Kind, das nach wie vor in ihm steckte, verzweifelt Trost suchte.
    » Alles wird gut « , sagte sie, als er sie freigab.
    » Ich weiß « , antwortete er. » Danke, Michelle. Ich meine es ernst. Danke für alles. «

9
    A bby wartete bis fast elf Uhr in ihrem Zimmer im Rose Harbor Inn, bevor sie den Mut aufbrachte hinauszugehen, um die Zahncreme und das Haarspray zu kaufen, das sie dringend brauchte.
    In der Pension herumzuhocken, bis es Zeit war, sich mit ihrer Familie zu treffen, war idiotisch. Irgendwann musste sie den schützenden Raum verlassen, warum also nicht gleich? Außerdem wollte Jo Marie sicher das Bett machen und neue Handtücher bringen.
    Als Abby die Stufen hinunterstieg, roch sie den Duft von frisch gebackenen Plätzchen. Irgendwas mit zerlassener Schokolade. Himmlisch. Sie blieb an der Küchentür stehen und sah zu, wie Jo Marie das Blech aus dem Ofen holte und zum Abkühlen auf ein Drahtgitter stellte. Ihre Wirtin blickte auf und bedachte Abby mit einem aufmunternden Lächeln.
    » Sie gehen aus? «
    » Ja, ich wollte zu der Apotheke, die Sie erwähnt haben. «
    » Gut. Sie liegt nur ein paar Häuserblocks entfernt. Neben der Tür steht ein Regenschirm, den können Sie gern benutzen « , bot sie ihrem Gast an.
    Inzwischen hatte sich nämlich die Sonne wieder verkrochen, und es sah nach Regen aus. Das Wetter in Cedar Cove schlug oft von einem Moment zum anderen um, vor allem während der Wintermonate.
    » Danke, aber der Regen macht mir nichts aus. Es ist ohnehin mehr Nebelnässe. «
    Als Abby nach Florida umzog, hatte sie sich für eine Expertin in Sachen Regen gehalten. Schließlich war der pazifische Nordwesten für permanent nasses Wetter bekannt. Doch dann musste sie erkennen, dass es zwar in Florida seltener regnete, dann allerdings mit ungeahnter Heftigkeit. Schon häufig war Abby gezwungen gewesen, an den Straßenrand zu fahren und auf ein Ende der Wolkenbrüche zu warten, weil ihre Scheibenwischer die Sturzfluten nicht zu bewältigen vermochten.
    Jo Marie löffelte Teig auf das leere Backblech.
    » Nun, dann wünsche ich Ihnen einen angenehmen Spaziergang, ob mit oder ohne Regen. «
    Abby lächelte ihr zum Abschied zu und trat auf die vordere Veranda. Sofort begann ihr

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