Rose Harbor und der Traum von Glueck
finster an. » Ich räume auf, und zwar nicht aus niederen Beweggründen. «
» Ich glaube dir kein Wort. Du willst mich bestehlen. Kannst du nicht wenigstens warten, bis ich tot bin? «
Josh ballte unwillkürlich die Fäuste. » Glaub, was du willst, aber ich will und brauche nichts von dir. «
Wut brandete in ihm auf, und er knirschte mit den Zähnen. Noch ein paar Minuten zuvor war er bereit gewesen, eine Mitschuld an der Feindschaft zwischen ihnen einzuräumen, doch ein einziger bissiger Kommentar von Richard ließ ihn alle guten Vorsätze vergessen.
Ehe er etwas sagen konnte, was er später bereuen würde, verließ er den Raum. Am meisten belastete ihn allerdings, dass er machtlos war gegen das Gift, das Richard verspritzte. Und statt auf Versöhnung sann er erneut auf Rache.
Es war ein Teufelskreis.
Er war so in Gedanken versunken, dass er Michelle gar nicht bemerkte. Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. » Alles in Ordnung? «
Statt Erklärungen abzugeben, nickte er nur. » Mir fehlt nichts « , fügte er hinzu und schielte über die Schulter zu seinem Stiefvater hinüber, der eine Teetasse in der Hand hielt und auf den Fernseher starrte.
» Sollte er nicht etwas essen? « , fragte er Michelle.
» Ich habe ihn gefragt, ob er etwas möchte, aber angeblich hat er keinen Hunger. «
Josh musste wider Willen lächeln. Es sähe Richard ähnlich, in einen Hungerstreik zu treten, nur um ihm eins auszuwischen.
» Du musst etwas in den Magen bekommen « , sagte er, als er ins Wohnzimmer zurückging. » Ich wärme dir etwas Suppe auf. «
Wie erwartet reagierte Richard ungehalten.
» Ich will keine Suppe. Mir liegt nur noch daran, in Frieden zu sterben. Ohne dich. Also tu uns beiden den Gefallen und geh dahin zurück, wo du hergekommen bist. «
Für einen Mann, dessen Kräfte von Tag zu Tag schwanden, war das eine lange Rede, allerdings von häufigem Luftholen unterbrochen.
» Das werde ich, nur alles zu seiner Zeit. «
Richard wandte sich ab und tat, als sei er nicht mehr da. Ebenfalls eine allzu bekannte Verhaltensweise aus dem Repertoire seines Stiefvaters. Früher hatte er Josh damit regelrecht zum Wahnsinn getrieben und ihn provoziert, denn spätestens nach einer Stunde pflegte er alles nur Erdenkliche zu tun, um ihm eine Reaktion zu entlocken. Egal welche. Hauptsache, Richard war gezwungen, ihn wahrzunehmen.
» Der Trick funktioniert bei mir nicht mehr « , sagte er jetzt. » Ich bin inzwischen erwachsen. Du kannst mich meinethalben ignorieren, bis es in der Hölle schneit. «
Der Alte zuckte mit keiner Wimper, richtete seine Aufmerksamkeit einzig und allein auf den Fernseher, während Josh in der Küche eine Dose Suppe aus dem Schrank nahm und sie öffnete. Seltsam, dass er noch genau wusste, wo sich was befand.
Er suchte im Schrank herum, bis er einen passenden Topf fand, goss die Suppe hinein, fügte heißes Wasser hinzu und machte die Mischung warm. Michelle verschwand im Wohnzimmer und räumte das Beistelltischchen neben Richards Sessel ab.
» Was machst du da? « Richard schnappte sich die Fernbedienung.
» Ich schaffe Platz, damit ich Ihnen einen Teller Suppe bringen kann. «
» Ich habe doch gesagt, dass ich nichts essen will! «
» Das müssen Sie aber « , beharrte sie.
Richards Augen wurden schmal. » Du hast dich auf seine Seite geschlagen, was? «
Michelle griff nach seiner Hand und nahm sie zwischen die ihren. » Hier geht es nicht um zwei verschiedene Seiten, Mr. Lambert. «
» Entweder hältst du zu mir oder zu ihm « , beschied er sie. » Beides zugleich geht nicht. Du musst dich entscheiden. «
Sogar aus der Entfernung konnte Josh sehen, dass dies ein emotionsgeladener Moment für Richard war. Seine Augen schienen feucht zu schimmern.
» Ich weiß, was du für Dylan empfunden hast. Er mochte dich ebenfalls, und wenn er noch am Leben wäre, würde ihm nicht entgehen, wie hübsch du geworden bist. «
» Mr. Lambert … «
» Du musst dich entscheiden, hast du verstanden? Er oder ich. «
Michelle straffte sich. » Wie ich schon sagte … «
Josh trat einen Schritt vor.
Er wollte nicht, dass Richard seinen Ärger an ihr ausließ, dass auch noch das Verhältnis zu Michelle Schaden nahm. Richard brauchte sie, obwohl er das nie zugeben würde. Sie stellte für ihn eine Art Bindeglied zu Dylan dar, das letzte, und damit war sie zugleich ein Teil von Richards Leben. Josh konnte nicht zulassen, dass das aufs Spiel gesetzt wurde. Sie durfte sich nicht zwingen lassen, eine Wahl
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