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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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Seite, hatte ihm einen Arm um die Taille geschlungen und führte ihn, während Michelle ihnen die Tür aufhielt.
    Es fiel Richard unendlich schwer, Hilfe von Josh anzunehmen. Eigentlich benötigte er dringend einen Rollator, weigerte sich aber, einen zu benutzen. Das letzte bisschen Energie, das noch in seinem Körper lebte, schien er dafür zu benutzen, sich entschieden gegen gut gemeinte Ratschläge zu wehren und ihm wohlgesinnte Menschen vor den Kopf zu stoßen.
    Josh half Richard, in seinem Lieblingssessel Platz zu nehmen, wo er schließlich erschöpft nach Atem rang. Es hörte sich an, als habe er alle Kraftreserven mobilisieren müssen, um wieder in sein Haus zu gelangen. Ohne Josh und Michelle zu beachten, griff er nach der Fernbedienung des Fernsehers und schaltete einen Nachrichtenkanal ein.
    » Soll ich dir irgendetwas holen? « , fragte Josh und trat einen Schritt zurück.
    Richard schüttelte nur stumm den Kopf.
    In der Küche hatte Michelle inzwischen Teewasser aufgesetzt. » Zweifelst du immer noch daran, dass Richard dich braucht? « , murmelte sie.
    Josh verkniff sich eine Antwort.
    Mochte ja alles sein, nur war es doch sehr die Frage, ob er Richard gegenüber verpflichtet war. Er selbst fand nicht, dass er ihm etwas schuldete. Daran änderte auch Michelles Gerede von Verzeihen nichts. Nein, es gab eigentlich nur einen Grund, warum Josh blieb und den undankbaren Alten einfach seinem Schicksal überließ: Weil seine Mutter es so gewollt hätte. Allein ihr zuliebe würde er sich um Richard kümmern.
    » Keine Sorge « , sagte er. » Ich werde in Cedar Cove bleiben, so lange wie ich kann. «
    » Danke « , flüsterte sie und drückte sacht seinen Arm.
    Zutiefst dankbar für ihre Lebensklugheit und ihre Unterstützung legte er ihr die Hände auf die Schultern.
    » Ich fürchte, mir war nie richtig bewusst, wie schlimm das alles hier für dich gewesen sein muss « , gestand sie leise.
    Sicher, die Jahre, die er mit Richard verbracht hatte, waren kein Zuckerschlecken gewesen, und nach dem Tod der Mutter wurde es gänzlich unerträglich. Zum Glück war Dylan da gewesen, der manche Härte abmilderte und dafür sorgte, dass die Situation nicht irreparabel eskalierte. Jetzt war auch er tot, und es war bloß Michelle zu verdanken, dass die Dinge nicht vollends aus dem Ruder liefen.
    Unter ihrem Einfluss begann Josh zudem einzusehen, dass er an dem schlechten Verhältnis zu seinem Stiefvater nicht ganz unschuldig war. Besonders als Teenager hatte er sich einen Spaß daraus gemacht, Richard zu provozieren, was ihre Beziehung zusätzlich verschlechtert hatte.
    Wenn die Müllabfuhr kam und er die Tonne auf den Gehsteig stellen sollte, schob er sie absichtlich in die Einfahrt, sodass Richard aus dem Auto steigen und sie wegziehen musste, bevor er zur Arbeit fahren konnte. War er zum Abwaschen eingeteilt, tat er wirklich nur das und sonst nichts. Die Milch blieb auf dem Tisch stehen, die Küchentheke wurde nicht abgeräumt und gesäubert. Übrig gebliebenes Essen, das Richard am nächsten Tag zum Lunch mitnehmen wollte, warf er heimlich weg. Er rechtfertigte sich damit, dass er seinem Stiefvater sowieso nichts recht machen konnte.
    » Es war zum Teil auch meine Schuld « , murmelte er.
    Als der Teekessel pfiff, löste Michelle sich widerstrebend von ihm und ging zum Herd hinüber. Sie hatte die Steingutkanne vorgewärmt und goss jetzt das sprudelnde Wasser hinein. Josh erkannte die Kanne wieder – ein hübsches Stück, das sie schon in der Zeit vor Richard benutzt hatten. Wo sie ursprünglich herkam, wusste er nicht, und er würde sich hüten, danach zu fragen. Zum einen konnte Richard kaum etwas über die Herkunft wissen, zum anderen traute er ihm zu, dass er sie mutwillig zerschlug, sobald Josh sich dafür interessierte. Traurig, dass er dem Mann nur Schlechtes unterstellte, doch so war es leider.
    Michelle ließ den Tee ziehen und holte drei Becher, während Josh ins Wohnzimmer zurückkehrte. Da für den späteren Nachmittag eine ehrenamtliche Mitarbeiterin des Hospizes angekündigt war, wollte er aufräumen und besonders die vielen Zeitungen vom Boden aufsammeln. Dann klopfte er die Kissen auf und legte sie in die Ecken der Couch.
    » Wonach suchst du? « , krächzte Richard, griff nach der Fernbedienung und schaltete den Ton leiser.
    » Ich suche gar nichts. Ich dachte nur, man sollte ein bisschen aufräumen, bevor die Frau vom Hospiz kommt. «
    » Du willst doch irgendetwas. «
    Josh funkelte seinen Stiefvater

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