Rose
einen Serienkiller oder was?“
„Ich befürchte ja.“
Marcus versuchte noch, die beiden zu beruhigen, indem er sagte, dass es sich auch um Tierblut handeln könnte, doch so richtig glauben konnte er es selbst auch nicht.
„Wie viel Liter hat so ein menschlicher Körper?“, fragte Thomas Marcus. „Na ja, so im Schnitt etwa sieben bis acht Liter.“
„ Hier sind etwa dreißig Liter. Das würde bedeuten, hier ist Blut von etwa vier bis fünf Menschen.“
„Ja, komplett ausgeblutet“, fügte Vincent hinzu. „Marcus, wie lange brauchst du, um uns Genaues zu sagen?“
„ Also, vor nächster Woche wird das nichts, denn wir müssen den ganzen Teppich rausnehmen und jeden Tropfen Blut einsammeln. Dann jeden Tropfen untersuchen. Der Täter hat uns mal so richtig Arbeit besorgt.“
„ Okay, das verstehe ich .... danke dir erst mal!“ Marcus nickte und ging aus der Wohnung. „Was hast du rausgefunden, Tommy?“
„Der Kollege, der hier als Erstes war, wurde von der Nachbarin unter dieser Wohnung gerufen, weil es... na, sagen wir, durchgeblutet hat.“
„Hat sie das hier gesehen?“
„Nein, Gott sei Dank nicht.“
„Na dann, lass uns zu ihr gehen, vielleicht hat sie noch mehr gesehen oder gehört.“
„Bei dem Rest der Mieter war ich schon. Vier Mieter sind nicht zuhause, die restlichen haben, wie sollte es auch anders sein, nichts mitbekommen.“
Vincent und Thomas gingen zu der älteren Dame. Diese führte sie direkt in ihr Wohnzimmer. Die Decke sah aus, als ob eine Spinne ein unsauberes Netz gesponnen hatte, nur halt aus Blut. Das Blutnetz war nicht besonders groß, wenn man bedenkt, was über dieser Wohnung los war.
„Ach, wissen Sie, junger Mann, ich bin nun schon 82 Jahre alt und alle meine Verwandten und Bekannten sind schon tot. Nun, letzte Woche stirbt auch noch Frau Schmidt. Auch sie war alleine. Sehen Sie es mal so, es ist ganz schön schrecklich, wenn keiner da ist, der um sie trauert. Nächste Woche Mittwoch ist die Beerdigung und ich werde die Einzige sein, die an ihrem Grab stehen wird, um sie zu verabschieden.“
„Wie ist denn Frau Schmidt gestorben?“, fragte Vincent das alte Mütterchen.
„ Das Herz wollte nicht mehr. Sie ist friedlich in ihrem Bett eingeschlafen. Was glauben Sie, wie ich mich erschrocken habe, als ich das Blut hier an der Decke gesehen habe. Ich dachte schon, Frau Schmidt ist wieder da und verblutet dort oben.“ Vincent beugte sich leicht nach vorne.
„ Woher wussten Sie, dass das hier oben Blut ist?“
„Ich bin ein Kind aus der Nachkriegszeit und da habe ich so viel Blut gesehen, das ich das nie mehr vergessen werde und somit erkenne ich das natürlich auch. Wenn Sie wüssten, was ich durchgemacht habe.“
„Ja, das glaube ich Ihnen, doch ich muss diese Fragen stellen“, unterbrach er sie freundlich. In Wirklichkeit hatte er keine Lust, sich noch eine Kriegsgeschichte anzuhören, denn er hatte sich im Laufe seiner Karriere schon so einige anhören müssen und irgendwann hören sie sich alle gleich an. Er hatte zwar großen Respekt vor den alten Menschen, die so viel durchgemacht hatten, doch er wollte jetzt nicht noch eine Geschichte hören, die so viele Jahre alt war. Er hatte es hier wahrscheinlich mit einem Serienkiller zu tun und deshalb brauchte er hilfreiche Hinweise und keine Anekdoten.
„ Sie haben also nichts weiter mitbekommen? Lassen sie sich ruhig Zeit. Ist hier vielleicht einer hoch gegangen, den sie nicht kannten? Oder haben sie irgendwas Auffälliges gehört? Jede Kleinigkeit könnte sehr hilfreich sein.“
„Also, gehört habe ich nichts, na ja, meine Ohren sind ja nun auch nicht mehr die besten.“
Dabei zeigte sie auf ihre beiden Hörgeräte. „Ich bin auch nicht so eine neugierige alte Frau, die alle beobachtet und immer genau weiß, was im Haus so los ist. Ich kümmere mich um meinen eigenen Kram. Was die anderen machen, ist mir egal. Ich bin ihnen ja auch egal. Oder glauben Sie, dass mir je irgendeiner hier im Haus geholfen hätte, meinen Einkauf oder so nach oben zu tragen?“
„Das tut mir leid für Sie, ehrlich.“
„Ach, junger Mann, das muss es nicht. Sie werden noch früh genug dieselben Erfahrungen machen wie ich.“ Dabei sah Vincent in ihren Augen einen Anflug von Schadenfreude.
„ So gerne ich Ihnen helfen möchte, aber ich weiß wirklich nichts.“
„Thomas, zeig Frau Schulze doch mal das Foto.“ Thomas holte sein Handy raus und zeigte ihr die Rose.
„ Was soll das sein?“
„ Die Silhouette
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