Rose
hast doch noch gar keine und das mit vierzig. Hut ab.“ Sie ging nun ganz nah an das Gesicht ihrer Mutter und tat so, als ob sie eine Lupe in ihrer Hand halten würde. „Nein, Frau Dieckmann, ich kann nichts finden.“
„Du bist so doof, ich möchte mal wissen, von wem du das hast.“
„Hier, schau mal in den Spiegel, dann wirst du sie schon finden.“ Lachend umarmten sie sich. „Und, was iss nu, soll ich dir die Haare machen oder nicht?“
„Das wäre lieb von dir.“ Sie nahm die Bürste und fing an, ihrer Mutter die Haare zu machen. Claudia hatte sehr glattes Haar und ihrer Tochter machte es riesigen Spaß, sie in eine neue Form zu bringen. „Na, was hast du heute vor? Triffst du dich wieder mit Simone, Diana, und Petra oder hast du etwa ein Date?“
„Meine Kleine, ich denke, das geht dich gar nichts an.“
„Aha, also ein Date. Wer ist denn der Glückliche? Hast du dir endlich einen Millionär geangelt, wäre gut, denn ein Auto würde mir gut stehen und Prada will mir ja auch noch schicke Klamotten machen. Da kommt mir ein reicher Stiefvater gerade recht.“
„Nix Millionär. Nix Auto und du wirst es kaum glauben... Nix mit Prada. Musst dir wohl selbst einen suchen.“
„Scheiß Männer, damit bin ich durch!“ Dabei verdrehte sie ihre Augen.
„Ach, Kleines, du bist doch erst 16.“
„Fast 17“, unterbrach sie ihre Mutter.
„Fast 17, ja, und du wirst bestimmt noch einen tollen Mann kennen lernen. Ich weiß, dass Kevin... na sagen wir, nicht gerade die erste Wahl war.“
„Nicht die erste Wahl?“ Sie stemmte ihre Arme in ihre Hüfte, um sich noch mehr Ausdruck zu verschaffen und wiederholte: „Nicht die erste Wahl? Der hat mich von vorne bis hinten beschissen. Der ist mir bestimmt zehnmal fremdgegangen. So ein Scheißkerl.“
„Das stimmt, so ein Scheiß-Dreckskerl!“ Nun mussten beide wieder lachen.
„Was ist das nun für ein Mann, für den ich dich hier gerade hübsch mache?“
„Ein ganz lieber und gut aussehen tut der auch noch. Er heißt Vincent und ist ein Hauptkommissar. Ist 190 cm groß und hat schwarze Haare. Schlank und durchtrainiert.“
„Und wie alt?“
„Das weiß ich gar nicht. Wir haben uns bei mir auf Arbeit kennen gelernt. Wir haben gar nicht miteinander gesprochen, außer bei der Bestellung natürlich. Doch als wir uns angesehen haben, war da so ein Kribbeln, das ich schon lange, lange nicht mehr gespürt habe. Als er dann die Rechnung verlangte, habe ich ihm meine Handynummer drauf geschrieben und noch am selben Abend hat er mich angerufen und wir haben uns für heute um 20.00 Uhr zum Essen verabredet.“
„Oh, oh, Mama ist verliebt! Dann werde ich dich heute besonders schön machen, denn du hast es echt verdient, endlich einen vernünftigen Mann zu bekommen.“
„Danke, meine Süße, ich hoffe doch sehr, dass er das auch ist.“
„Wird schon schief gehen.“
Nachdem Claudias Haare gemacht und sie fertig geschminkt war, gingen beide in das Schlafzimmer und sie probierte ein Kleid nach dem anderen an. Das eine zu sexy, das andere zu bieder usw. Nach einer halben Ewigkeit hatten sie sich dann für ein dunkelrotes Kostüm entschieden. Ja, so fühlte sie sich wohl. Nicht zu aufreizend, aber auch nicht zu langweilig. Sie wollte Vincent unbedingt beeindrucken und so wie sie jetzt aussah, würde sie das auch schaffen.
„So, ich muss dann los. Ach, Kerstin?“
„Was denn?“
„Du willst doch bestimmt heute Nacht bei Susanne schlafen, habe ich nicht Recht?“
Kerstin lachte und versprach ihrer Mutter, dass sie heute nicht zuhause sein würde.
„Aber wenn ihr es schon am ersten Abend miteinander treiben müsst, dann nicht in meinem Zimmer, klar!“
„Kerstin!“, empörte sich Claudia. „Was denkst du von mir?“ Und noch mit demselben Atemzug sagte sie: „Okay, nicht in deinem Zimmer.“
Beide mussten nun so lachen, dass ihnen die Tränen kamen. „Hör auf jetzt, mir verwischt ja schon die ganze Schminke!“ Claudia nahm ein Taschentuch und tupfte sich die Freudentränen vom Gesicht.
Dann verabschiedete sich Claudia von ihrer Tochter mit der Ermahnung, dass sie keinen Blödsinn machen solle. Worauf ihre Tochter nur: „Dito“, erwiderte.
Das Erwachen
Er spürte seinen Herzschlag bis zum Hals, so aufgeregt war er. Er war nicht aufgeregt, weil er glaubte, einen Fehler zu machen, denn dafür hatte er es schon zu oft getan. Nein, er war aufgeregt, weil er auf die erste Reaktion von Nicole gespannt war. Diesen Augenblick musste er
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