Rose
weich und gab dem Druck nach. Sein Handgelenk unterhalb des Daumens war schwer verbrannt. Sein Knöchel hatte nicht so viel abbekommen.
Vincent ließ sich mit dem Stuhl fallen und robbte zu seinem Messer, das immer noch auf dem Boden lag. Mit diesem konnte er sich dann endgültig befreien. Er sprang auf und stürzte sofort zu Claudia.
„Claudia, komm schon, sag was.“ Dabei hielt er ihren Kopf mit seinen beiden Händen fest, doch nichts geschah. Sie lag nur mit geöffneten Augen da und bis auf die Hand, bewegte sie sich nicht mehr.
Vincent brach in Tränen aus.
„Verflucht, was habe ich dir angetan? Hätte ich doch bloß auf dich gehört.“
Er holte seine Waffe und zielte auf Claudias Herz. Doch dann senkte er die Waffe wieder, denn er war nicht so skrupellos wie Michael. Drei-, viermal wiederholte sich das Schauspiel.
Dann drückte er ab. Die Kugel durchschlug Claudias Brust und zerfetzte ihr Herz, bevor sie in den Tisch einschlug.
Vincent schaffte es noch, ihr mit seiner Hand die Augen zu schließen, dann brach er zusammen. Wie ein Kleinkind lag er auf dem kalten Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Keine körperlichen Schmerzen quälten ihn, mit dem Schuss hatte er nicht nur Claudias Herz zerfetzt, sondern auch seine Seele. Er setzte sich wieder auf und starrte an die Wand. Er nahm die Waffe, öffnete seinen Mund und steckte den Lauf hinein. Jetzt musste er nur noch abdrücken, dann würde auch er erlöst sein, doch da war eine Stimme, die ihm sagte, dass es genau das war, was Michael wollte. Er zog den Lauf wieder aus seinem Mund und sagte:
„Den Gefallen tue ich dir nicht. Ich bekomme dich, du Schwein, und dann werde ich mich fürchterlich rächen.“
Vincent stand auf und rief Thomas an.
Rose
Punkt 08:37 Uhr gingen die Bomben los. Alle Schleudern funktionierten einwandfrei. Überall in der Stadt waren die Blutbomben zu Bruch gegangen und legten ihren toten Inhalt frei. Sie verursachten, dass Menschen schrien, dass Autos ineinander krachten. Eine ältere Dame hatte sich sogar so erschrocken, dass sie einen Herzinfarkt bekam und später im Krankenhaus starb. Ein Mann, der gerade mit seinem Hund spazieren war, konnte es nicht verhindern, dass sein Hund einen der Finger gefressen hatte.
Alle Bomben wurden bei der Polizei gemeldet und die Medien stürzten sich auf diese abgefahrene Sensation. Im Fernsehen und in allen Zeitungen wurde davon berichtet.
Thomas war es, der vor die Kameras trat, denn Vincent war in eine Psychiatrie eingewiesen worden, er war wie von Sinnen. Er schaffte es gerade noch, Thomas alles zu erzählen, dann brach er endgültig zusammen und war nicht mehr ansprechbar. Als Thomas ihn nach drei Tagen besuchte, faselte Vincent immer nur, dass er an Michael eine Lobotomie durchführen muss.
Im Presseraum der Polizei wollte sich Thomas den Fragen der Reporter stellen, doch es war so ein heilloses Durcheinander, dass er aufstand, seine beiden Zeigefinger in den Mund nahm und einen ohrenbetäubenden Pfiff losließ.
„Da ich jetzt Ihre volle Aufmerksamkeit habe, möchte ich etwas zu dem Fall sagen. Ich werde keine Fragen beantworten, sondern nur sagen, was ich weiß. Wenn Sie jetzt also still sind, dann können wir beginnen.“
Thomas holte einen Stadtplan hervor und was darauf zu sehen war, verschlug allen die Sprache. Die Orte, an denen die Opfer und die Blutbomben waren, ergaben, wenn man sie mit einem Stift verband, die Silhouette einer Rose.
Er sagte der Presse, dass sie den Täter geschnappt haben und dass sich die Bewohner von Berlin wieder sicher fühlen können.
„Meine Damen und Herren, normalerweise sollte Herr Darnoc heute hier stehen, doch leider ist er noch in ärztlicher Behandlung, dafür möchten wir uns entschuldigen.“
Dann stand er auf und ging.
Doch er entschuldigte sich nicht bei den Menschen von der Presse, sondern bei Michael.
Michael verstand die Botschaft und sagte nur:
„Gute Besserung und bis zum nächsten Mal.“
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