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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Platz nahm, ließ er sich viel Zeit. »Gut, ihr könnt euch setzen. Ich sage das jetzt nur ein einziges Mal, also hört aufmerksam zu. Während mein Gericht tagt, dulde ich kein Geschrei oder andere Geräusche. Dies ist ein geheiligter Grund und Boden, weil ich darauf sitze. Zuerst werde ich den Geschworenen die Beweise gegen Adam Clayborne erklären. Dann rufe ich zwei Zeugen auf.«
    Nachdem er einen Schluck Wasser getrunken hatte, fuhr er fort: »John Quincy Adam Clayborne wurde des Mordes an Walter Adderley angeklagt. Bevor die Sklaverei abgeschafft wurde, war Adderley Adams Besitzer. Seine Söhne brachten mir Briefe der Familie Clayborne an Adams Mutter Rose. Jetzt lebt Rose immer noch im Süden auf derselben Plantage und betreut die blinde Livonia, Adderleys Witwe. In sechs oder sieben Briefen wird Adderleys Tod zwar erwähnt, aber sie enthalten kein belastendes Material. Adam erklärt, er sei unschuldig an Adderleys Tod, gibt aber zu, er sei im Haus gewesen, als der Mann starb. Und er leugnet nicht, dass er danach geflohen ist. Wenn er im Zeugenstand erscheint, werde ich ihn über die Ereignisse befragen. Er will doch aussagen, Harrison?«
    »Ja, Euer Ehren.«
    »Sehr schön. Noch ein letztes Wort an die Geschworenen. Heute soll die Gerechtigkeit siegen. Wenn einer von euch den Angeklagten schon jetzt für schuldig befindet, soll er seinen Hintern vom Stuhl erheben und verschwinden. Ein Mann bleibt so lange unschuldig, bis seine Schuld erwiesen ist, und ich werde niemandem gestatten, ihn um seine Rechte zu betrügen. Jetzt sind Sie dran, Harrison. Haben Sie den Geschworenen was zu sagen?«
    »Ja, Euer Ehren«, antwortete Harrison, stand auf und schlenderte zu den zwölf Männern. »Mein Klient wurde eines Verbrechens beschuldigt, das er nicht verübt hat. Wenn Sie alle Tatsachen kennen, werden Sie ihn freisprechen. Öffnen Sie Ihre Herzen und Ihre Seelen, verscheuchen Sie alle Gefühle, die vielleicht mit seiner Hautfarbe zusammenhängen, und ermöglichen Sie ein gerechtes Verfahren. Abraham Lincoln glaubte an die Gleichheit aller Menschen, so wie hunderttausend tapfere, junge Männer, die willig ihr Leben opferten, um das Ende der Sklaverei zu erwirken. Verspotten Sie die Erinnerung an jene mutigen Soldaten nicht. Bedenken Sie, wie und warum sie starben. Jetzt liegt Adams Leben in Ihren Händen, Gentlemen, und ich werde Ihnen seine Unschuld einwandfrei beweisen.«
    Langsam kehrte er zu seinem Tisch zurück, aber statt sich zu setzen, wandte er sich wieder an die Geschworenen. »Ich möchte Ihnen etwas über John Quincy Adam erzählen, zum Beispiel, warum seine Mutter ihn so nannte. Vermutlich kennen Sie alle die amerikanische Geschichte und wissen, dass der sechste Präsident der Vereinigten Staaten John Quincy Adams hieß. Aber deshalb bewunderte Adams Mutter ihn nicht. Sie hörte eine Geschichte über den Präsidenten, die ihr sehr gut gefiel. Als er in den Ruhestand trat, kehrte er nach Hause zurück, um ein ruhiges, friedliches Leben zu führen. Doch dann erfuhr er von einem schändlichen Zwischenfall. Etwa 1835 entführten spanische Piraten zweiundfünfzig Afrikaner und brachten sie nach Kuba. Zwei Kubaner kauften die Gefangenen und transportierten sie per Schiff zu den Zuckerplantagen, um sie zu verkaufen. Natürlich wollten sich die Afrikaner nicht kampflos versklaven lassen. Sie rebellierten und töteten ein Besatzungsmitglied. Als das Schiff Long Island erreichte, veranlassten die Kubaner, dass die Afrikaner im Gefängnis landeten und wegen Meuterei und Mordes angeklagt wurden. Was glauben Sie wohl, warum sich Präsident Adams so darüber aufregte? Damals war die Sklaverei noch erlaubt, nicht wahr?«
    Einige Geschworene nickten, und Harrison sprach weiter. »Das verwirrte mich, wie ich gestehen muss, und deshalb studierte ich alte Gesetzbücher. Ich fand heraus, dass die Sklaverei in diesem Land bereits um 1835 verboten war. Wenn ein Schwarzer 1835 in Amerika geboren wurde, galt er als Sklave, aber von außerhalb durfte man keine Sklaven mehr hierher bringen. Nun, Präsident Adams vertrat die Ansicht, alle Bürger müssten die Gesetze befolgen, die man so mühsam erarbeitet hatte. Er hörte nicht auf seine Freunde, die ihm rieten, sich aus diesem besonderen Fall herauszuhalten, weil es unpopulär war, sich für Schwarze einzusetzen. Genau das tat Adams. Wissen Sie, was er sagte?«
    Fast alle Geschworenen schüttelten die Köpfe.
    »Er sagte: ›Möge ich demütig und aufrecht dastehen, in dieser

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