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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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vergleichen. Ich habe dir nur zu erklären versucht, dass die Frauen ebenso gut wie die Männer wissen, was Ehre bedeutet. Wärst du mit mir intim geworden, hättest du dich verpflichtet gefühlt, gewisse Konsequenzen zu ziehen.«
    »Wir waren intim. Erinnerst du dich nicht an meine Berührung?«
    »O Gott, schlaf doch endlich!« Soweit wie möglich von Harrison entfernt wickelte sie sich in ihre Decke und schloss die Augen.
    In dieser Nacht fand er kaum Schlaf. Den Revolver in seiner Reichweite, lauschte er auf alle Geräusche. Nur zweimal nickte er ein. Das erste Mal weckte ihn ein leiser Windhauch. Irgendjemand war in die Höhle geschlichen. Reglos lag er da, öffnete die Augen nur einen Spaltbreit und da sah er die Frau. Unter der Decke umklammerte er die Waffe.
    Die seltsame Gestalt neigte sich über Mary Rose, eine Steppdecke in der Hand. Die verrückte Corrie …
    Aber Mary Rose hatte versichert, die Frau sei nicht verrückt.
    Und bei ihrem Anblick fragte er sich bestürzt, wie sie es geschafft hatte, dem Wahnsinn zu entrinnen. Sie war grausam entstellt.
    Den Revolver immer noch in der Hand, wartete er atemlos ab, was sie tun würde. Vorsichtig breitete sie die Decke über der schlafenden Mary Rose aus, dann verschwand sie so lautlos, wie sie gekommen war.
    Harrison wollte nach ihr rufen und sich bedanken. Doch er besann sich eines Besseren. Wäre sie an einem Gespräch interessiert, hätte sie sich bemerkbar gemacht. Dazu war sie offenbar noch nicht bereit, und er respektierte ihren Wunsch.
    Als er zum zweiten Mal aus seinem unruhigen Schlaf erwachte, spürte er Mary Roses warmen Körper. Um Wärme zu suchen, schmiegte sie sich an ihn, und er musste erneut mit seinem unseligen Verlangen kämpfen. Behutsam rückte er von ihr weg, stand auf und trat in den Regen hinaus. Nicht einmal die kalte Nachtluft konnte das Feuer seiner Leidenschaft löschen.
     
    11. Juli 1865
    Liebe Mama Rose, heute habe ich Geburtstag. Ich wünschte, du könntest mit uns feiern. Jetzt ist der Krieg vorbei, und du wirst bald zu uns kommen. Kein Sohn kann sich ein schöneres Geschenk vorstellen.
    Jeden Abend beten wir für Lincolns Seele. Ich versuche seinen sinnlosen Tod nicht mehr zu beklagen, und ich tröste mich mit den schönen Worten seiner Antrittsrede. Das sind meine Lieblingszeilen: »Ohne Groll gegen irgendjemanden, voller Nächstenliebe, entschlossen in unseren Rechten, so wie Gott es uns gegeben hat, das Recht zu erkennen, wollen wir unser Werk vollenden, die Wunden der Nation verbinden, für alle sorgen, die im Kampf gefallen sind, für ihre Witwen und Waisen und alles tun, um einen gerechten und dauerhaften Frieden in unserem Land und mit allen anderen Völkern zu erzielen. «
    Ich liebe dich,
    Travis

10
    Als sie nach Hause zurückkehrten, gab irgendjemand einen Schuss ab. Doch Harrison hatte aufgepasst. Er ritt neben Mary Rose, und sobald er zwischen den Kiefern an einer Wegbiegung Metall glänzen sah, stieß er das Mädchen aus dem Sattel, zog seinen Revolver und feuerte – einen Sekundenbruchteil zu spät.
    Die feindliche Kugel streifte seinen Brustkorb an der rechten Seite, aber Harrison nahm den Schmerz kaum wahr. Den Blick zum Wald gerichtet, neigte er sich zu Mary Roses Sattel. Hätte er auf ihrer Stute gesessen, wäre er getötet worden.
    »Bleib unten!«, befahl er und nahm sich keine Zeit, um herauszufinden, wo sie gelandet war. Stattdessen spornte er MacHugh an, von einem einzigen Gedanken beflügelt – er musste den Bastard finden und zur Rechenschaft ziehen.
    Harrison sah das Gesicht des Feiglings. Aber als er die nächste Biegung erreichte, war der Schurke verschwunden. Entschlossen folgte er der Spur, die zu seiner Enttäuschung am Klippenrand oberhalb des Flusses endete. Offenbar war der Kerl hinabgesprungen – und hoffentlich ertrunken.
    Seufzend ritt Harrison zu Mary Rose zurück. Sie kauerte auf einem Felsblock, ihre Waffe in der Hand. Was soeben geschehen war, schien sie kein bisschen zu beunruhigen. »Alles in Ordnung?«, fragte er grimmig.
    »Ja, danke«, antwortete sie freundlich. »Würdest du bitte Millie holen?«
    Diesen Wunsch erfüllte er, dann half er ihr in den Sattel. Lächelnd drückte sie die Fersen in die Pferdeflanken, so unbeschwert, als wäre ein Hinterhalt ein ganz alltägliches Ereignis.
    »Ist wirklich alles in Ordnung?«, erkundigte er sich noch einmal.
    »O ja. Allerdings wird meine Kehrseite bald genauso grün und blau leuchten wie deine. Ich schlug ziemlich unsanft am

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