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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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ihn zum Essen in meine Louvre-Wohnung ein, um ihn zu diesem Aufstieg zu beglückwünschen.
    »Der Nuntius«, sagte Fogacer, der Fleisch und Wein mit einem um die neue Würde gesteigerten Appetit zuzusprechen schien, »wollte
     den König eigentlich bitten, mich zum Bischof zu machen. Aber ich ließ mir die Sache durch den Kopf gehen und sagte mir, ich
     als Nachgeborener eines großen Hauses würde doch nur in die Wüste geschickt werden, in irgend so ein mistiges Bistum wie Luçon,
     und das wollte ich nicht. Paris verlassen und auf dem platten Land ein paar tausend arme Bauern administrieren schien mir
     keine Verlockung. Sicher ist die violette Robe nicht zu verachten, aber mir genügt mein Domherrenkleid. Jedem nach seinen
     Sünden. Der eine bläht sich vor Eitelkeit, der andere platzt vor Stolz. Ich fühle mich wohler im begünstigten Schatten, bei
     geheimen Absprachen, bei Erklärungen mit halbem Wort.«
    »Schön«, sagte ich, »dann erklärt mir, meinetwegen mit halbem Wort, warum Anna dicker wird, obwohl sie angeblich sehr mäßig
     ißt?«
    »Wie?« sagte Fogacer und spitzte seine Brauen, »das wißt Ihr nicht, Ihr, der tagtäglich am Hof und in der Umgebung des Königs
     lebt? Bei Eurer intimen Kenntnis des weiblichen Geschlechts! Könnt Ihr Euch nicht vorstellen, weshalb eine Frau zunimmt?«
    »Was denn!« sagte ich, »Fogacer, Ihr wollt mir doch nicht weismachen …«
    |279| »Daß Ludwigs Beharrlichkeit Früchte zu tragen beginnt, jaja. Frucht, sollte ich besser sagen.«
    »Wieso wißt Ihr das?«
    »Wieso wißt Ihr es nicht?« versetzte Fogacer lachend. »Ich dachte, Ihr kennt Doktor Héroard so gut.«
    »Auch wenn Héroard von der Kammerfrau der Königin über die Anzahl der königlichen Umarmungen unterrichtet wird, ist er nicht
     der Leibarzt der Königin.«
    »Zugegeben.«
    »Und von wem habt Ihr die Neuigkeit, vom Leibarzt der Königin?«
    »Aber nein.«
    »Von wem denn?«
    »Von dem hohen Herrn, dem ich diene.«
    »Und woher weiß er es? Hat er Spioninnen, die täglich in der Leibwäsche Ihrer Majestät schnüffeln?«
    Fogacer lachte wieder.
    »Viel einfacher. Der Nuntius hat Ihre Majestät die Königin direkt gefragt, wie es stehe. Und wer konnte es ihm besser beantworten
     als sie?«
    »Wie bitte?« sagte ich entgeistert. »Er hat es gewagt? Aber das ist eine unerhörte Schamlosigkeit!«
    »Mein lieber Graf«, sagte Fogacer mit echter oder gespielter Würde, »das Wort ›Schamlosigkeit‹ ist höchst unangebracht hinsichtlich
     des Nuntius’, welcher der Stellvertreter des Papstes ist, welcher der Stellvertreter Gottes auf Erden ist. Nur, damit Ihr
     wißt, mit wem Ihr es zu tun habt!« fuhr er lächelnd fort. »Schämt Ihr Euch nicht?«
    »Oh, bitte, bitte! Allerdings frage ich mich, warum die Priester, die per Gelübde zum Zölibat verpflichtet sind, sich so lebhaft
     für das Liebesleben ihrer Schäfchen interessieren? Ich beichte einmal im Jahr, und Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was mein
     Pfarrer mir dazu alles für Fragen stellt.«
    »Ich an seiner Stelle würde Euch noch tausendmal mehr stellen«, sagte Fogacer, »weil ich zu gern wüßte, was Ihr an Frauen
     so anziehend findet.«
    »Hochwürden, ich weiß nicht, ob mir solche Reden sehr behagen.«
    »Ehrlich gestanden, ich auch nicht«, sagte Fogacer, indem er den Kopf mit einer Bußfertigkeit senkte, die ihrer selbst |280| spottete. »Heute abend zur Vesper werde ich die Jungfrau Maria um Vergebung bitten, daß ich meine Schwester Eva verleumdet
     habe.«
    »Lassen wir unsere Schwester Eva, kommen wir zurück auf den Nuntius! Ich wüßte zu gerne, wie Seine Exzellenz die Frage formuliert
     hat.«
    »Damit kann ich dienen. Demütig zwischen den Soutanen verborgen, die ihm überall folgen, war ich dabei. ›Madame‹, sagte er
     mit einer Verneigung, ›was macht der Dauphin?‹«
    »Incredibile verbum!
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«
rief ich. »Und was hat die Ärmste auf diese unverfrorene Frage geantwortet?«
    »Erst errötete sie, dann lächelte sie, und dann schlug sie die Augen nieder.«
    »Wie niedlich!«
    »Mein lieber Graf, ich bezweifle nicht, daß Ihr an meiner Stelle diese Gebärdensprache anbetungswürdig gefunden hättet, so
     nichtig sie auch war.«
    »Fogacer! Ihr sprecht von der Königin!«
    »Erinnert Euch, wie Ihr vom Nuntius gesprochen habt! Das war auch nicht fein. Aber, bitte, streiten wir nicht. Das Ereignis
     ist so überaus glücklich. Wie viele Gelüste nach der Thronfolge, wie viele Intrigen sind totgeboren, wenn die Königin

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