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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Leben lang
     ein kleiner Chevalier bleiben?«
    »Was mich betrifft, so bleibe ich ganz gerne Chevalier de La Surie«, sagte La Surie, und dabei funkelte sein braunes Auge,
     während sein blaues kalt blieb.
    »Still, Miroul!« sagte mein Vater
sotto voce
, aber hinter der Hand verbarg er ein Lächeln.
    »Monsieur«, sagte die Herzogin tiefernst zu La Surie, »ich bitte tausendmal um Entschuldigung, wenn ich Euch verletzt habe.
     Ein Edelmann, gleich welchen Ranges, ist immer ein Edelmann, und Chevalier zu sein ist ganz in der Ordnung. Mein jüngster
     Sohn war auch Chevalier.«
    »Madame«, sagte La Surie, »dieser Vergleich ehrt mich. Und Ihr habt mich so huldreich getröstet, daß ich wünschte, Ihr sähet
     in mir künftighin Euren sehr ergebenen und sehr untertänigen Diener.«
    »Wie reizend er ist, Euer Miroul, Monsieur«, sagte Madame de Guise, an meinen Vater gewandt, und blickte ihn zugleich forschend
     an, weil sie sich langsam fragte, ob La Surie sie nicht ein wenig hochgenommen habe.
    Doch wie dem auch sei, die Lektion saß. Denn sie, die so schwer die Existenz von Menschen wahrzunehmen vermochte, die sie
     zu weit unter sich erachtete, als daß sie ihre Aufmerksamkeit verdienten, bemühte sich in der Folge, La Surie zu bemerken
     oder ihn wenigstens mehr zu bemerken als durch ein bloßes Kopfnicken. Was sie mit Humor und nicht ohne Anmut tat. »Und wie«,
     fragte sie, »ergeht es meinem sehr ergebenen Chevalier?« Und mit einem Lächeln reichte sie ihm die Hand zum Kuß, was sie noch
     niemals getan hatte. Sie mögen sich vorstellen, wie glücklich La Surie war.
    Mich aber drängte sie neuerdings, den Lohn meiner Mühen, wie sie es ausdrückte, einzufordern, und ich versicherte ihr, ihren
     Rat zu befolgen, ohne daß ich die geringste Absicht hatte, |10| es zu tun. Schließlich war ihr zuzutrauen, daß sie auf eigene Faust einen Schritt in dem Sinne bei Ludwig unternahm, was er
     seitens einer engen Freundin der Königinmutter schwerlich gut aufnehmen würde.
    Nachdem meine liebe Patin gegangen war, faßte mein Vater mich um die Schulter.
    »Wollt Ihr es?« fragte er.
    »Auf keinen Fall, Herr Vater.«
    »Und Ihr tut recht daran. Bestimmt kann man wetten, daß Ludwig Eure Dienste in diesem entscheidenden Moment seiner Herrschaft
     ebensowenig vergessen wird, wie er die kleine Armbrust je vergaß, die Ihr ihm in Saint-Germain-en-Laye geschenkt habt, als
     Ihr zehn Jahre alt wart. Ebenso beharrlich wie in seinem Groll ist Ludwig auch in seiner Dankbarkeit.«
    ***
    Aber die Zeit verging, und es sah immer unwahrscheinlicher aus, daß mein Vater seine Wette gewinnen sollte, während ich mich
     allmählich fragte, ob ich den Rat von Madame de Guise nicht zu Unrecht verschmäht hatte. Nicht daß ich mich über Seine Majestät
     beklagen konnte. Ich war bedacht worden, aber doch nicht ganz so, wie ich es mir gewünscht hätte.
    Noch am Tage des Staatsstreichs hatte der König jene Staatssekretäre (darunter auch Richelieu), die Concini zu seinen Kreaturen
     gemacht hatte, verbannt und die greisen Minister seines Vaters zurückgerufen; darauf hatte er mir befohlen, am Kronrat teilzunehmen,
     jedoch ohne beschließende Stimme, sondern nur als Berater in Angelegenheiten jener fremden Länder, deren Sprache ich kannte.
    Dies aber enttäuschte Madame de Guise, als sie es erfuhr, und dann wurde sie zornig. Zumal sie nicht begriff, daß ›ohne beschließende
     Stimme‹ lediglich ohne Stimmrecht bedeutete.
    »Ist das der Aufstieg«, fauchte sie mich an, »den Ihr Euch auf der Adelsleiter erwarten durftet? Heißt das eine Vermehrung
     Eures Vermögens? Nach wie vor seid Ihr Chevalier und habt keine weiteren Einkünfte als die aus Eurem Amt als Erster Kammerherr!
     Dreitausendfünfhundert Livres im Jahr! Eine schöne Bescherung! Wer kann denn bei einer so mageren Pension seinen Rang wahren?«
    |11| »Aber, Madame, ist es etwa nichts, in meinem Alter dem Kronrat anzugehören?«
    »Na, großartig! Ihr nehmt an dem Rat im Stehen teil, und ein kleiner Bürgerlicher wie Déagéant kann sitzen!«
    »Um Vergebung, Madame, das kann er nicht. Im Rat sitzen nur Seine Majestät und die vier Staatssekretäre. Alle anderen haben
     zu stehen wie ich.«
    »Aber Déagéant darf reden, und wie ich hörte, tut er es nicht zu knapp, und mit einer Anmaßung! Während Ihr, gelehrt, wie
     Ihr seid, daneben den Stummen vom Harem spielt.«
    »Madame, noch einmal um Vergebung, ich darf reden, sobald Seine Majestät oder Monsieur de Villeroy

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