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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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irgendeiner! Muß ich Euch daran erinnern, wie dieser Tollkopf zu Lebzeiten meines Cousins (da mit meinte sie Henri Quatre) sich unbedingt mit der Comtesse de Moret einlassen mußte! Den König von Frankreich hörnen, das reizte
     diesen Prahlhans! Hätte ich mich Henri damals nicht zu Füßen geworfen, er wäre in der Bastille gelandet, und heute macht er’s
     wieder so!«
    »Wieder so, Madame«, rief ich verblüfft, »was heißt das? Sollte der Unverfrorene die Stirn haben, sich der Kön…«
    »Der Königin, die noch Jungfrau ist? Habt Ihr den Verstand verloren? Nein, nein, ihm reicht Madame de Luynes.«
    »Madame de Luynes!« sagte ich, nicht ohne Erregung. »Aber, sie ist jungverheiratet und erst achtzehn!«
    »Denkt Ihr, das hindert diese verdorbene Person? Und wißt Ihr, wer sich eingeschaltet und die Sache zum Erfolg geführt, mit
     einem Wort, ihr eigenes Appartement im Louvre zur Verfügung gestellt hat für die saubere Heldentat? Eure Schwester, Monsieur!
     Die Prinzessin Conti!«
    »Die Prinzessin Conti!« rief ich, »wie konnte sie! Und wieso, zum Teufel, macht sie so etwas?«
    »Aus Rache.«
    »Aus Rache?«
    »Weil Luynes zu ihr gesagt hat, sie als die Ältere hätte seine Frau hindern müssen, der kleinen Königin
Le Cabinet satyrique
vorzulesen, was, wie Ihr wißt, eine Sammlung ganz unanständiger Verse ist.«
    »Ja, und?« fragte ich, »was war daran so furchtbar verletzend für Louise-Marguerite?«
    »Das Wörtchen ›älter‹.«
    »Das ist sie doch! Madame de Luynes ist achtzehn Jahre alt, und meine Schwester dreißig.«
    »Auch wenn das Wörtchen noch so stimmt, es bleibt eine Kränkung!« sagte Madame de Guise achselzuckend. »Ihr versteht nichts
     von Frauen, Monsieur, wenn Ihr das nicht versteht! |98| Aber, wie solltet Ihr auch, wo Ihr immer bloß bei Eurer Deutschen steckt? Ihr sollt ihr ja sogar treu sein, höre ich. Stimmt
     das?«
    »Ziemlich.«
    »Erbarmen!«
    »Madame, Ihr könnt nicht gleichzeitig dem Herzog von Chevreuse vorwerfen, daß er den Weibern nachläuft, und mir, daß ich es
     nicht tue.«
    »Vorwerfen tu ich Euch gar nichts, Monsieur, nur würde es Euch mehr zur Ehre gereichen und besser zu Eurem Rang passen, wenn
     Ihr der Liebhaber einer hohen Dame am Hofe Frankreichs wärt. So manche, die ich kenne, sieht Euch mit schmachtenden Augen
     an, wißt Ihr das nicht?«
    »Oh, bitte, Madame, nennt sie nicht auch noch mit Namen! Man könnte Euch der Kuppelei verklagen.«
    »Monsieur«, sagte sie, und plötzlich stiegen Tränen in ihre himmelblauen Augen, »wenn Ihr es wagt, mir frech zu kommen, dann,
     das schwöre ich, dann will ich Euch nie wiedersehen!«
    »Um Gnade, Madame!« rief ich und warf mich ihr zu Füßen, »und weint doch bitte nicht. Ihr verderbt Euren Teint.«
    Hiermit ergriff ich ihre Hände und bedeckte sie mit Küssen. Ich weiß nicht, war es der Kniefall, waren es die Küsse oder aber
     die Furcht, ihre Schminke zu verwischen, die Tränen waren im Nu versiegt.
    »Man kann wirklich nicht bestreiten«, sagte sie, indem sie mir mit leichter Hand übers Haar strich, »daß Ihr von allen meinen
     Söhnen der liebenswerteste und liebevollste seid.«
    Und um vielleicht nicht noch mehr in Rührung zu geraten, sprang sie vom Hahn zum Esel und sagte: »Aber schön seid Ihr frisiert!
     Wer hat Euch die großen Locken gelegt?«
    »Louison.«
    »Ach so«, murmelte sie, »daher Euer ›ziemlich‹. Man sieht, daß Eure Louison diese Locken mit aller Liebe gelegt hat. Ist es
     nicht erstaunlich, wenn man das bedenkt?« fuhr sie fort, indem sie die Brauen hob, »diese kleinen Leute haben Gefühl so wie
     wir.«
    Ein wunderbarer Satz, ich lächelte.
    »Lacht Ihr über mich?« fragte sie auffahrend.
    »Niemals, Madame.«
    |99| »Monsieur«, sagte sie in bestimmtem Ton, »setzt Euch. Wir haben noch zu reden.«
    Ich nahm Platz, mußte aber ein wenig warten, bis es weiterging, denn in dem Moment erschien ein ellenlanger Lakai mit einer
     duftenden, dampfenden Schüssel Wildbret, dem Madame de Guise erst noch ein wenig zusprechen wollte, ehe sie fortfuhr. Ich
     nahm nichts davon, ich war gesättigt, obwohl ich nur ein Viertel ihrer Portionen gegessen hatte. Meine liebe Patin benötigte
     aber nur ganze fünf Minuten, um sich ein tüchtiges Stück einzuverleiben, dem sie umgehend einen langen Zug Burgunder nachschickte.
    Sicher nun, daß sie nicht Hungers sterben müsse bis zum Abendessen, setzte sie fort: »Monsieur, ich muß Euch einige Fragen
     stellen, auf die Ihr mir ja wohl

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