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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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sein, daß
     er untröstlich war, daß sie die intimsten Freundinnen Annas von Österreich waren und durch ihr Beispiel, ihre frivolen Reden
     und Lektüreempfehlungen den gefährlichsten Einfluß auf sie ausübten. Aber was blieb ihm anderes übrig? Gewiß konnte der König
     ›Satan‹ und ›Sünde‹ die kalte Schulter zeigen, aber er konnte erstere nicht aus den Gemächern der Königin vertreiben, ohne
     seinen Favoriten zu verletzen, noch die zweite verjagen, ohne die Guises zu kränken.
    Beruhigt und satt, blieb Madame de Guise nicht lange schweigsam. Sie hatte noch einen Sohn in den Sattel zu hieven, mich.
     Und so ging es denn munter weiter: Jetzt, als Graf von Orbieu und Herr eines großen Besitztums, war es meine oberste und,
     wie sie sagte, heiligste Pflicht, mich zu verheiraten und eine Familie zu gründen. Aber weil mein Leser die Leier kennt, will
     ich es kurz machen. Dieses ›Familie gründen‹ war mir ein Greuel. Sollte ich mich jetzt schon damit abfinden, nur eine Wurzel
     zu sein? Ahn einer künftigen Linie! Beim Teufel, ich war noch jung! Durfte ich denn nicht Herr meiner Zeit und Wahl bleiben?
     Ich wollte nicht mehr als die Zügel in der |102| Hand behalten, um so gut ich konnte meinem König zu dienen und mein Gut Orbieu in die Höhe zu bringen.
    ***
    Am siebenten April 1618 erreichte mich eine Nachricht, die mich verwunderte, und sie hätte mir ernste Sorgen bereitet, hätte
     ich gewußt, was eines Tages daraus folgen sollte: Der König hatte Richelieu, der dem Kronrat der Königinmutter in Blois vorstand,
     nach Avignon, auf päpstliches Gebiet ausgewiesen.
    »Was mag dahinter stecken?« fragte ich meinen Vater. »So weit ich weiß, wirkte Richelieu doch besänftigend auf Maria von Medici. Er pflegte die sicheren Wege der Diplomatie, anstatt ihren
     Torheiten und Beschwerden nachzugeben. Außerdem unterrichtete er den Königshof in einer Geheimkorrespondenz mit Déagéant über
     gefährliche Entwicklungen um die gestürzte Königin in Blois.«
    »Auf jeden Fall«, sagte mein Vater, »ist Maria ohne den segensreichen Einfluß des Prälaten mit ihren Rachegedanken gegen den
     Sohn, der sie so unerwartet der Macht enthoben und in die Verbannung geschickt hat, ihrer unberechenbaren
camerilla
überlassen.«
    »Und was schlimmer ist«, sagte La Surie, »früher oder später kann sie in die Hände der Großen fallen. Allmählich beginnt es
     die hohen Herren doch zu erbittern, welche unerhörte Gunst Luynes beim König genießt, wie er fast nach eigenem Belieben über
     Gunst und Pensionen, über Gnaden und Ungnaden verfügt. Die Großen warten doch nur auf eine Gelegenheit, sich zu einer Partei
     der Unzufriedenen zusammenzuschließen, die sich leicht zu einer Partei der Rebellen mausern könnte mit der Königinmutter an
     der Spitze.«
    »Wer weiß?« sagte mein Vater, »vielleicht haben wir eines schönen Tages Krieg zwischen Mutter und Sohn? Jedenfalls ist Ludwig
     mit dieser Unruhestifterin noch lange nicht fertig.«
    Bald hatte ich heraus, daß Luynes den König zu jener bedenklichen Maßnahme gegen Richelieu gedrängt hatte, und zwar auf Zureden
     von Déagéant. Daß Déagéant der treibende Keil gewesen war, verwunderte mich noch mehr, denn vor einem Jahr, nach dem Staatsstreich
     vom vierundzwanzigsten April, |103| hatte Luynes, beraten von demselben Déagéant, Richelieu vor dem Zorn des Königs gerettet. Als Ludwig damals seinen Bannstrahl
     gegen die Minister Concinis verhängte, erinnerte Luynes Seine Majestät genau rechtzeitig daran, daß Richelieu zu der Zeit,
     als er scheinbar eine Kreatur jenes Abenteurers war, sich über einen privaten Kanal erboten hatte, den König »über alle Affären,
     die ihm zur Kenntnis gelangen würden«, zu unterrichten. Dieses Angebot zum Doppelspiel, das Luynes und Déagéant so angelegentlich
     in Erinnerung brachten, besänftigte Ludwig. Er verschonte Richelieu und ließ ihn mit der Königinmutter nach Blois ziehen,
     damit er ihr mit seinem weisen Rat beistehe.
    Weil ich nicht begriff, weshalb Déagéant den Prälaten auf einmal in Ungnade stieß, beschloß ich, ihn nach dem Grund zu fragen.
     Von den Verschworenen des vierundzwanzigsten April war Déagéant derjenige, den ich am häufigsten sah und den ich am meisten
     schätzte. Im Verlauf unseres gefahrvollen Komplotts hatte er eine unwandelbare Entschlossenheit an den Tag gelegt, während
     bei dem weichlichen, schwankenden Luynes immer nur von Aufschieben und Flucht die Rede gewesen

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