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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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werde auf kleinem Feuer geröstet von meinen
     tausend Sorgen und Kümmernissen, und wenn ich daumenbreit vor der Verzweiflung stehe, hilft nichts wie Essen und Trinken.«
    Zuerst glaubte ich, dies sei nicht ihr Ernst, dann fiel mir jedoch ein, daß sie mir auf Ludwigs erster Reise nach Westen das
     gleiche gesagt hatte, als sie zu Blois den Tod ihres jüngsten Sohnes erfuhr: Der Chevalier de Guise war mit der Kanone, an
     die er die Lunte legen wollte, in die Luft geflogen.
    »Meine Söhne«, fuhr sie fort, indem sie fast ohne Kauen ein Stück Bayonne-Schinken verschlang und einen tüchtigen Schluck
     Burgunder nachgoß, damit er in ihren Magen rutschte, »meine Söhne machen mich vor der Zeit grau.«
    Ein Wort, bei dem es mich ein bißchen lächerte, denn längst war ihr Blond mehr Kunst als Natur. Und bei ihrer folgenden Rede
     hielt ich die Ohren nur halb offen, weil ich die lange Klagelitanei über ihren Nachwuchs sozusagen schon singen konnte, auch
     die fast immer zu meinen Gunsten folgende Schlußwendung, ich sei der einzige gebildete, fähige und mit Verstand begabte ihrer
     Söhne, nahezu ein Muster von Sohn, nur mit der Einschränkung, daß ich von meinem Vater, den sie im übrigen anbetete, die hugenottische
     Knauserei geerbt hätte und zu sehr geize, um meinen Rang zu wahren.
    »Charles«, fuhr sie fort (Charles war der regierende Herzog, ihr Ältester), »hat Beredsamkeit und Geist, aber wozu nützen
     sie ihm, wenn er nichts anderes macht als Karten und Würfel spielen? Wenn er wenigstens gewinnen würde! Wißt Ihr (wie sollte
     ich es nicht wissen), wieviel der Schafskopf Jahr für Jahr bei seinen Partien mit Bassompierre verliert? Fünfzigtausend Livres!
     Und er hört nicht auf!«
    »Er wahrt seinen Rang!« sagte ich.
    Aber diese Ironie war bei meiner lieben Patin verschenkt.
    |96| »Fünfzigtausend Livres! Aber wieviel er erst verloren hätte, wenn er bei den Aufständen der Großen gegen die Regentin mitgemacht
     hätte! Na, da habe ich aufgepaßt. Wenigstens das hab ich geschafft, daß der Herzog der Krone treu geblieben ist, Gott sei
     Dank!«
    Und Dank auch seiner natürlichen Faulheit, dachte ich.
    »Aber was habe ich heute von dieser Treue?« fuhr sie fort.
    Geld, Madame, hätte ich antworten mögen, wenn ich gedurft hätte, viel Geld hat sie Euch gebracht und alle die Löcher gestopft,
     die Eure unerhörte Vergeudung in Eure Finanzen gerissen hatte.
    »Als die Regentin noch an der Macht war«, fuhr sie fort, »konnte ich sie bereden, Seine Heiligkeit um den Kardinalshut für
     Louis zu bitten, obwohl er ihn nicht gerade verdient hatte! Stellt Euch vor, Pierre, er konnte ja nicht mal die Messe lesen!«
    Was immerhin der Gipfel war für einen Erzbischof, den der Zehnte zum reichsten meiner Halbbrüder machte und ihm hunderttausend
     Livres im Jahr eintrug. Davon ließ es sich bestimmt sorglos leben mit seiner Charlotte des Essarts im Bischofspalast zu Reims.
    »Aber das ist nur das eine!« fuhr sie mit einem Ächzen fort, »noch besser habe ich Claude ins Trockene gebracht, und gerade
     dieser Taugenichts macht mir jetzt die größten Sorgen.«
    »Madame!« widersprach ich, »daß der Herzog und der Kardinal mit ihrem Leben nie etwas Rechtes angefangen haben, einverstanden,
     aber der Prinz von Joinville ist kein Taugenichts, das weise ich entschieden zurück! Unter unserem Henri hat Claude gekämpft
     wie ein Löwe, als sie La Fère und Amiens belagerten, und wie er bei dieser letzten Belagerung Biron mitten aus feindlicher
     Umzingelung gerettet und den Verwundeten ins Feldlager geschleppt hat, das hat jedermanns Staunen über eine solche Tapferkeit
     erregt!«
    »Jaja«, sagte Madame de Guise, »im Krieg ist Claude tapfer, aber, ich wiederhole, im Frieden taugt er nichts. Was hat er denn,
     seit er den Waffen Lebewohl gesagt hat, je anderes gemacht als sich duellieren und wie verrückt den Weibern nachlaufen? Madame
     de Villars! Angélique Paulet! Die Marschallin von Fervacques! Arme Marschallin, ihr ganzes Vermögen hat er durchgebracht!
     Und seine Tapferkeit, die ist ihm ja wohl gut bezahlt worden. Auf mein Bitten hin hat die Regentin ihn zum |97| Herzog von Chevreuse gemacht. Sein Titel Prinz von Joinville war ja eine hohle Nuß, wie Ihr wißt. Und heute ist er Herzog
     und Pair! Wenn das kein Aufstieg ist für einen Nachgeborenen!«
    »Aber, Madame, wenn Ihr dem Herzog von Chevreuse nicht mehr vorzuwerfen habt, als daß er den Damen nachläuft …«
    »Und ob! Und nicht etwa

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