Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
Vom Netzwerk:
Enkelsohn
     zu bescheren. Bedenkt, Exzellenz, welche Befriedigung Euch erwartet, wenn Ihr Eure gegenwärtige Verstimmung zu verwinden und
     die Geduld aufzubringen vermögt, in Frankreich zu bleiben, und dann der erste sein werdet, der Philipp III. von Spanien diese
     gloriose Nachricht mitteilen kann.«
    Als Monsieur de Luynes schwieg, hatte er gewonnen. Don Fernando blieb in Paris. Sosehr ich aber die Gewandtheit bewunderte,
     die der Favorit auch hier wieder bewies, beklagte ich im übrigen, daß er nicht nur höchst unwissend war, sondern auch so wenig
     bestrebt, seinem Unwissen abzuhelfen. Er kannte nichts von der Geschichte der fremden Länder, über die im Kronrat die Rede
     ging, er hatte keine Vorstellung, wer ihre Fürsten waren, oder auch nur, wo man sie auf der Karte fand, so daß man jedesmal
     über ihn lächelte, wenn er ein Wort dazu sagte. Es war ein Jammer, meine ich, es mangelte ihm gewiß nicht an Gaben, aber sie
     blieben notgedrungen auf Hofintrigen beschränkt, in denen er allerdings hervorragte. Deshalb erwies sich Luynes auch so erbärmlich
     mittelmäßig, als Ludwig ihm die Heeresführung anvertraute; ständig versagte er aus Unwissen und, schlimmer noch, aus Feigheit.
     Wenigstens aber schuldet die Geschichte ihm einigen Dank für den Beitrag, den er zur Annäherung des Königs und der Königin
     geleistet hat, denn ohne seine beharrlichen Bemühungen, sein Geschick und seine große Liebe zu Ludwig wäre diese wahrscheinlich
     nie zustande gekommen.
    Um nichts in der Welt wollte ich die Abreise der spanischen Damen verpassen, und als Ludwig sich in die kleine Galerie begab,
     um zu sehen, wie ihr Zug über den Pont Neuf davonrollte, folgte ich ihm. Es waren nicht weniger als dreißig Karossen, |166| dazu zig Karren mit Gepäck, aber auch mit den reichen Gaben, die Ludwig ihnen zum »freundschaftlichen Lebewohl« geschenkt
     hatte. Das »freundschaftlich« fand ich spaßig.
    Wie damals, als seine Mutter in die Verbannung nach Blois ging, sah Ludwig wortlos, wie die Karossen der spanischen Damen
     sich entfernten. Aber gerade weil er kein Wort sagte, lieh man ihm eines, das ich hier wiedergeben will, denn es faßt meines
     Erachtens treffend zusammen, was wir alle in dem Augenblick dachten. Einem Herrn, der beklagte, daß man jene Damen mit allzu
     großen Geschenken und Geldern abgefunden habe, soll er erwidert haben: »Nein, nein. Das ist nicht zu teuer bezahlt.«

[ Menü ]
    |167| SIEBENTES KAPITEL
    Am vierten Dezember 1618, an dem die spanischen Damen im Laufe des Morgens abgereist waren, fiel peitschender Regen, und es
     pfiff eisiger Wind. Anstatt auf die Jagd zu gehen, mußte Ludwig in seinem Kabinett bleiben, und weil er keine halbe Minute
     müßig sein konnte, vertrieb er sich die Zeit damit, kleine Spindeln anzufertigen. Das machte er vortrefflich, wie er sich
     in allen handwerklichen Dingen auszeichnete. Früher hatte die Regentin, obwohl selbst zu dumm, ein Ei zu kochen, solche Beschäftigungen
     als niedrig und kindisch verachtet, und der Hof hatte sie nachgeäfft. Nun sah ich befriedigt, daß die Mode gewechselt hatte,
     auf einmal hob man Ludwigs Erfindungssinn und Geschick in den Himmel.
    Sprach er schon für gewöhnlich nicht viel, so sprach er bei solchen Tätigkeiten noch weniger. Dennoch blieb er aufmerksam
     für seine Umgebung und hörte, was hier und da geredet wurde. Als Doktor Héroard mich nun leise fragte, was es auf meinem Gut
     Orbieu Neues gebe, griff er die Frage auf, und ich erzählte ihm in wenig Worten, wie er es liebte, von dem Brand in meinem
     Wald Cornebouc und von der Verbannung der beiden Brandstifter.
    »Ihr habt recht getan, die Übeltäter zu bestrafen«, sagte er, ohne die Augen von seiner Arbeit zu heben. »Als ich Kind war,
     wollte ein Beichtvater mir einreden, die erste Tugend eines Königs sei Milde. Aber ich wußte, daß mein Vater den Marschall
     de Biron nicht begnadigt hatte, und antwortete ihm, für mein Gefühl sei die erste Pflicht eines Königs Gerechtigkeit.«
    Für Ludwig war das eine lange Rede, die mich aber hier nicht veranlassen soll, wiederum über die Strenge seiner Herrschaft
     nachzusinnen. Auch die anderen Anwesenden waren, wie ich sah, ganz erstaunt, daß der König einmal drei Sätze nacheinander
     gesprochen hatte. In Wahrheit kam dies, weil ihm nicht besonders wohl war in seiner Haut, und das mit gutem Grund. Endlich
     hatte er durch die Abberufung Monteleones, |168| die Rückkehr der spanischen Damen und die

Weitere Kostenlose Bücher