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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Verfügung, dem neuen Botschafter den freien Zutritt zur Königin zu verwehren, seine
     Gemahlin
entspanisiert
. Aus dem heimatlichen Land hatte sie wirklich nur noch ihren Leibarzt, ihren Beichtiger und eine alte Kammerfrau um sich.
    Doch entgegen unseren Erwartungen zeitigte der politische Erfolg durchaus nicht die erhofften privaten Konsequenzen. Trotz
     der Zusagen, die Ludwig nach der Abreise der spanischen Damen gegen Don Fernando de Giron geäußert hatte, unternahm er nicht
     den geringsten Versuch, der ›Vernachlässi gung ‹ der Königin ein Ende zu setzen und zu erfüllen, was der Nuntius Bentivoglio galant als
perfezione
seiner Ehe bezeichnete.
    Pater Arnoux mit seinen Ratschlägen bei der Beichte, der Nuntius mit seinen versteckten Mahnungen, Don Fernando mit seinem
     lastenden Schweigen und vornehmlich Luynes, alle übten sie tagtäglich einen fortwährenden Druck auf Ludwig aus. Aber mehr
     noch als ihre Beschwörungen schienen die Ereignisse selbst ihn durch ihre beispielgebende Kraft zu drängen: Am Ende dieses
     Jahres 1618 und zu Beginn des Jahres 1619 war der französische Hof nur noch mit Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt. Chrétienne,
     die ältere von Ludwigs leiblichen Schwestern, sollte sich mit dem Prinzen von Savoyen vermählen, und eine andere, seine ›natürliche‹
     Schwester, Mademoiselle de Vendôme, Tochter von Henri Quatre und der schönen Gabrielle d’Estrées, mit dem Herzog d’Elbeuf.
    Vielleicht erinnert sich meine schöne Leserin an die kleine Begebenheit, die ich anläßlich der Salbung Ludwigs XIII. schilderte. 1 Der Herzog d’Elbeuf – ein Guise übrigens und somit ein entfernter Cousin von mir –, war fünf Jahre älter als Ludwig, und beide hatten als Kinder oft in Saint-Germain, in Vincennes
     und im Louvre miteinander gespielt. Bei der Salbung nun mußte nach den anderen großen Herren auch der junge d’Elbeuf in seiner
     Eigenschaft als Herzog und Pair den neunjährigen kleinen König auf die Wangen küssen. Ludwig, der vielen herzoglichen Küsse
     schon leid, freute sich, den Spielgefährten vor sich zu sehen, und tat aus Schelmerei, als wische er sich die Stelle ab, wo
     d’Elbeuf ihn geküßt hatte, dann |169| gab er ihm einen vergnügten kleinen Klaps auf die Wange. Diese Freundschaft aus Kindertagen nun, sosehr sie aus Argwohn oder
     Bosheit von Maria von Medici auch hintertrieben worden war wie alle Freundschaften Ludwigs, hatte sich dennoch erhalten und
     mag eine verwunderliche Szene erklären, die ich im weiteren erzählen will.
    Seine Stiefschwester, Mademoiselle de Vendôme, die künftige Gemahlin des Herzogs d’Elbeuf, stand Ludwig ebenso nahe wie seine
     leiblichen jüngeren Schwestern, Chrétienne und Henriette, deren erste, wie gesagt, dem Prinzen von Savoyen versprochen war,
     während Henriette, aber sehr viel später, mit Karl I. von England vermählt wurde.
    Der Nuntius Bentivoglio (sein Name bedeutet: Ich will dir wohl) war ein rundlicher Mann, doch schloß seine Rundlichkeit energisches
     Handeln ebensowenig aus, wie seine übliche Diskretion ihn an einer gelegentlichen Taktlosigkeit hinderte, wenn er sie für
     nützlich hielt. Dies sollte er bei einer Audienz unter Beweis stellen, die Ludwig ihm am fünfzehnten Januar 1619 gewährte
     und der Monsieur de Bonneuil, Monsieur de Puisieux und ich beiwohnten. Der wohlwollende Bentivoglio nämlich wollte dem König
     im Namen des Papstes die Gratulationen der Christenheit zur Vermählung seiner beiden Schwestern, der natürlichen und der legitimen,
     übermitteln.
    Wenig orthodox und nicht ganz der höfischen Etikette gemäß, begann der Nuntius zu meiner Verwunderung mit dem Kind der Sünde.
     Gewiß, Mademoiselle de Vendôme war legitimiert und als eines der ›Kinder Frankreichs‹ anerkannt, und wie ihre Halbschwester
     würde sie zu ihrer Hochzeit ein Lilienkleid tragen dürfen – ein Privileg, um das alle nichtköniglichen Prinzessinnen sie beneideten.
     Trotzdem hatte sie, weil sie einem Ehebruch entstammte, keinen Anspruch auf eine von der Kirche gesegnete Trauung. Wie ich
     indessen sah, zuckten weder Bonneuil noch Puisieux noch Ludwig auch nur mit einer Wimper, als Bentivoglio seine Ansprache
     mit ihr begann, und so sagte ich mir, daß ich nicht päpstlicher als der Papst sein müsse und daß Bentivoglio sich die Schwester
     Seiner Majestät wohl zum krönenden Abschluß seiner Rede aufgehoben habe.
    Ich irrte mich nicht, schöne Leserin. Nur daß der »krönende Abschluß«

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