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Rosen für Apoll

Rosen für Apoll

Titel: Rosen für Apoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Fernau
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laut und deutlich, daß man es bis Susa hören konnte. Daraufhin kam Artaxerxes II. sofort der richtige Gedanke: Er schickte eine Gesandtschaft nach Hellas, die sich in Athen, Theben, Korinth und Argos »umsah« und persische Gelder in Hülle und Fülle fließen ließ. Das Ziel war kein direktes, plumpes, keine Revolte gegen Sparta, o nein; das Ziel war viel freundlicher: Die Städte sollten wieder ein bißchen »Bewegungsfreiheit« bekommen, sie sollten »sich rühren« können.
    Und sie rührten sich. Sie rüsteten tüchtig auf und begannen sofort mit neuen Streitigkeiten. Sparta schickte Lysander, den Heros, hinauf, es kam in irgendeinem Provinznest zu einem Gefecht, in dem Lysander fiel. O ihr ungerechten, verbitterten Götter! Oder wolltet ihr nur euren Liebling zu euch holen? Nur zu! Immer weg mit den letzten »Helden«, die neue Zeit braucht keine mehr. Sie braucht Material.
    Die Spartaner beriefen Agesilaos von Kleinasien ab und übergaben ihm die Polizeiaktion gegen die Raufbolde im Norden.
    Das Ziel der Perser war damit erreicht. Während König Agesilaos auf dem Festland an der Arbeit war, griffen sie seine führerlosen Schiffe in Kleinasien an. Im August 394 sank bei Knidos die spartanische Flotte zum Gauchum Athens, Thebens, Korinths und Lokris’ auf den Meeresgrund.
    Ich hoffe, daß Sie mir noch folgen können, obwohl es Ihnen so ergehen wird wie mir: Meine Liebe ist verbraucht. Von allen heimatlichen Herden vertrieben, bald mit meinem Herzen hier, bald dort, keinen ruhenden Pol, keinen Sinn mehr sehend, bin ich nirgends mehr zu Hause. Und ich staune über das dicke Fell der (nicht wenigen) Menschen, für die jetzt erst die griechische Geschichte anheimelnd zu werden beginnt. Man muß das Gemüt eines Ortskrankenkassendirektors haben, um ohne Herzklopfen an Krankengeschichten Wohlgefallen zu finden.
    Also, fahren wir fort.
    Was war das vorhin, werden Sie fragen? Was ist in die Perser gefahren? Sie wollten Ionien wiederhaben. Die Gelegenheit war doch günstig?
    Athen geriet angesichts der veränderten Lage in einen wahren Rausch. Die spartanische Flotte vernichtet! Ionien, der Tretesel, wieder greifbar nahe! Artaxerxes der neueste Freund! Man beschloß, sofort die Mauern wieder aufzubauen. Vor allen Dingen aber und als allererstes gab es wieder Diäten!
    Ohnmächtig mußte Sparta Zusehen. Trotzdem wird es den Tag nicht verwünscht haben, an dem es an Athen hatte Milde walten lassen. Ich glaube nicht, daß ich die Spartaner beschönige; sie waren zum Fürchten, aber sie waren nicht fürchterlich.
    Im übrigen konnten sie das Zusammenrumpeln Persiens mit Athen abwarten. Es passierte prompt. Eine athenische Flotte, funkelnagelneu, von persischem Gelde erbaut, brauste nach Ionien ab. Dort ließ man nun alle Scham beiseite, zwang die Städte erneut unter athenischen Tribut, ging darauf nach Süden in persisches Gebiet und brandschatzte die ganze Küste. Lauter Irrsinnstaten eines außer Rand und Band geratenen Staates.
    Der Bruch war sofort da. Reumütig drehte Artaxerxes den Athenern den Geldhahn ab und bat Sparta um Erneuerung des allgemeinen Friedens. Er wurde im Jahre 386 geschlossen und heißt der »Friede des Antalkidas«; Sie könnten ihn auch den »Westfälischen« nennen.
    Das athenische Strohfeuer war niedergebrannt; Sparta atmete auf.
    Wir auch. Denn das Kapitel Persien ist damit für lange Zeit erledigt.



... ist Philipp von Makedonien Vorbehalten. Zuvor jedoch tummelt sich noch, wer kann, in Griechenland umher. Zum Beispiel merkt jetzt Theben mit fünfhundertjähriger Verspätung, wie unterhaltsam es ist, in einem Antiquitätenladen einmal alles kurz und klein zu schlagen. Das hört unter Philipp, dem neuen Eigentümer, dann auf.

Die nächsten dreißig Jahre der griechischen Geschichte würden sich vortrefflich zum Streichen eignen, wenn es nicht diesen einen Mann, Epameinondas aus Theben, gegeben hätte, der — um Ihnen nur einen Begriff zu vermitteln — eines Tages mit sechstausend Mann vor den Toren Spartas stehen sollte!

    Die ganze griechische Erde bebte noch einmal. Während die großen Geister unbeachtet durch die Straßen gingen und den sinnlosen Wirrwarr der Zeit verfluchten; während Platon, in diesen Wirren sogar einmal als Sklave verkauft, von Freunden durch Zufall befreit und nach Athen zurückgekehrt, seinen »Idealen Staat« schrieb; während Xenophon, von dem gleichen Athen verjagt, auf einem kleinen Gutshof in Elis, einem Geschenk der Spartaner, die »Anabasis« schrieb;

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