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Rosen für Apoll

Rosen für Apoll

Titel: Rosen für Apoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Fernau
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einen athletischen Spartiaten kein Grund zur Furcht natürlich. Daher starb Sparta nicht aus.
    Das spartanische Mädchen hatte ebenfalls eine höchst merkwürdige Erziehung hinter sich. Sie sollte zwar dereinst die Herrin des Hauses werden, aber eine »Despoina«, eine »Gebieterin«, die für die Arbeit Sklaven und Diener hatte. Sie verbrachte also ihre ganze Jugend auf dem Sportplatz. Sie war die einzige Griechin, die Zutritt zu den Sportfesten hatte, und wenn sie gedurft hätte, wäre sie auch zu den Olympischen Spielen geritten. Sie war ohne Scheu, und es war kein Kunststück, sie nackt zu sehen. Für das ganze übrige Hellas war das etwas Außerordentliches, worüber man sich auch ständig das Maul zerriß. Sie war auf der Straße und an allen Ecken und Enden zu sehen und ist eigentlich die letzte Erbin der homerischen Frauenwelt gewesen. Artemis, die Jägerin, und Hera, die »Despoina«, wurden in Sparta hochverehrt.
    Dennoch sah — wir wissen es vom 6. Jahrhundert an — der Staat mit Sorge auf die jungen Mädchen und die Nachkommenschaft, und ich muß sagen, ich auch. Ich weiß, wie staatserhaltend ein hochgeschlossenes Kleid und wie fruchtbar Ungewißheit ist. Der »guten Kameradin« jedoch schlägt man die Hand auf die Schulter, aber sonst nichts vor.
    Der spartanische Staat hatte Nachwuchssorgen. Er belegte die Junggesellen mit Strafe, er verlangte Kinder, er wünschte — sicher wissen wir es zumindest von der ärmeren Periökenbevölkerung — , daß ein kinderlos gebliebener Ehemann sich seines Bruders oder Freundes als Ehehelfer bediente. Man erlaubte große Freiheiten; die Mädchen trugen Kleider, die oft bis zur Hüfte hinauf aufgeschlitzt waren (die Athener waren entrüstet über die »Schenkelzeigerinnen«), man erlaubte alljährlich die zehn Tage dauernden »Gymnopaidiai«, das Tanzfest der nackten Jünglinge.
    Von einer Gepflogenheit aber, die man für den »Kosmos« höher als alles schätzte, ist Sparta nie abgegangen: von der Pflege der Paiderastía.
    Sparta war die Hochburg der Knabenliebe. Und da Sparta eine einzige große Ordensburg war, war auch die Paiderastia dort nicht mehr der (wie man in der modernen Nationalökonomie sagen würde) »freien Marktwirtschaft« anheimgestellt, sondern wurde eine feste Ordensregel. »Jeder Versuch gegen die Knabenliebe hätte in Spartas hoher Zeit umstürzlerisch gewirkt und wäre als ungesund und volksverräterisch aufgenommen worden« (Theodor Däubler). Der spartanische Staat wünschte, daß jeder Jüngling durch erotische Bande fest an einen vorbildlichen Mann gekettet und daß jeder Krieger durch die gleichen Gefühle zu einem Pais, einem Knaben, zu höchstem Vorbild aufgestachelt würde. Die Spartaner opferten vor dem Gang in die Schlacht dem Eros. Sie waren nicht nur überzeugt, sondern sie hatten Beweise dafür, daß »die Liebe der Seite an Seite kämpfenden Freunde ein großer Garant für den Sieg« sei. Die Geschichte ist voll von Beispielen, oft erschütternden.
    Die Griechen waren von Natur — ich verbessere mich: Die Griechen waren natürlich bisexuell. (Der LIermaphrodit war, allen anderen Deutungsversuchen zum Trotz, weiter nichts als ihr verblüffend offener Wunschtraum.) Die Paiderastia hat sich nie ehefeindlich ausgewirkt, sie war sicherlich auch in Sparta nicht die Ursache der Sorgen. Es gab so viele andere Dinge, die es gewesen sein können.
    Vielleicht war es die »Autarkie«, die die Spartaner so weit trieben, daß sie die Inzucht vorzogen und den Spartiaten Heiraten mit »Fremden« verboten. Sie übertrieben die Autarkie auf allen Gebieten, sie wiesen Ausländer nach einer bestimmten Zeit aus, sie untersagten jede Auswanderung, ja, sie gingen so weit, daß sie den Besitz von Gold und Devisen verboten und ihr Leben lang am uralten Eisengeld festhielten — nicht, weil sie so altmodisch waren, wie die spöttelnden Athener meinten, sondern weil es ihnen gefiel, daß außerhalb der Grenzen kein Spartaner etwas mit seinem Gelde anfangen konnte.
    Der Bienenstock war perfekt.
    Nur die Züchtung einer Bienenkönigin ist ihnen nicht gelungen.



... steht vor der Tür, und immer noch tritt die griechische Geschichte »auf der Stelle«. Das kommt davon, wenn man keine anständigen Kriege führt, sondern allerlei andere Dinge im Kopf hat.

An dieser Stelle wäre eine gewisse Ungeduld und die Frage zu verstellen: Wann kommen denn endlich die Perser? Es ist wahr, die ganze Sache ist vorläufig noch nicht richtig im Schwung. Man sieht Athen

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