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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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gehüteten Denar. Das triumphierende Grinsen würde ihm schon bald wieder vergehen, dachte Jutta bei sich – und ließ ihn an diesem Tag nicht mehr aus den Augen.
    Ihr Plan ging auf. Als Brun sich unbeobachtet fühlte, stahl er sich heimlich in den Wald. Jutta folgte ihm in sicherer Entfernung. Bald ahnte sie, wohin der Weg ihn führte. Unweit des Hofes gab es einen Hügel, den die Einheimischen »Teufelsbuckel« nannten. Aus dessen Grund wuchs graues Felsgestein. Sie sah Brun in einer winzigen Grotte verschwinden. Ein Versteck, das sie mühelos wiederfinden würde, auch wenn dichtes Buschwerk die Öffnung tarnte. Zufrieden mit sich selbst trat sie den Rückweg an. Für ihren neuen Großschatz würde sie ein weitaus besseres Versteck finden. Niemand sollte ihr den Schatz wieder wegnehmen.
    Wenige Tage später trat ein, was Jutta längst erwartet hatte. Ihr Stiefbruder lauerte ihr beim Weidezaun auf, riss sie zu Boden und begann fürchterlich auf sie einzuprügeln.
    »Du!«, rief er wütend. »Du hast meinen Schatz gestohlen, elende Kröte!«
    »Was meinst du?«, fragte sie keuchend, während seine Fäuste immer wieder auf sie einprasselten.
    »Die Münzen«, zischte er.
    »Münzen? Ich hab dir nur eine gegeben.«
    Sie spielte ihre Rolle nicht schlecht, denn in seinen Augen blitzte neben der Wut zunehmend auch Verzweiflung auf. »Du hast den Schatz, gib’s nur zu!«
    »Ich weiß beim besten Willen nicht, wovon du sprichst, Brun.«
    »Verdammt, verdammt!«
    Abermals schlug er auf sie ein, um wenigstens seinen Zorn an ihr auszutoben. Wiljo lief bellend herbei, aber Brun vertrieb den Hund mit ruppigen Fußtritten. Endlich erschien Helmprecht am Ort des Geschehens.
    »Papa!«, schrie Jutta. Sie bekam kaum Luft, da Brun auf ihrer Brust kniete.
    »Hört auf damit«, sagte Helmprecht, ohne dass es sonderlich streng klang. »Warum schlägst du sie, Brun?«
    Der Junge schwieg. Seine Wut aber war so groß, dass er Jutta weitere Ohrfeigen verpasste. Helmprecht trat auf ihn zu, nahm ihn am Arm und zog ihn lachend hoch.
    »Lass sie nur in Ruhe, mein Junge. Es ist nicht die feine Art, Weiber zu verdreschen.« Er strich ihm väterlich über den Schopf. »Komm mit mir, Junge. Hilf mir auf dem Feld.«
    Juttas Enttäuschung über den Vater war riesig. Hatte er nicht selbst mit angesehen, wie sie brutal verprügelt wurde? Dennoch machte er keinerlei Anstalten, den Misshandler seiner Tochter zur Rechenschaft zu ziehen. Im Gegenteil, er schien sogar noch stolz zu sein auf das männliche Verhalten des Stiefsohnes.
    Zugleich verspürte Jutta aber auch Genugtuung. Brun hatte ihr die gespielte Unschuld letztlich abgekauft. Der Schatz gehörte nun ihr. Dafür nahm sie gern die Veilchen in Kauf, die bald ihre Augen umkränzen würden.
    »Und du«, sagte Helmprecht zu seiner Tochter, »geh zu deiner Mutter. Sie hat Arbeit für dich.«
    »Meine Mutter ist tot«, entgegnete Jutta leise. Helmprecht sah sie finster an, schwieg aber und stapfte dann mit seinem Stiefsohn davon.
    In der Nacht hörte Jutta, wie Brun grimmige Flüche über die Räuber ausstieß, die nun seinen Schatz besaßen. Zum Glück wähnte er sie schlafend und konnte in der Dunkelheit nicht ihr hämisches Grinsen sehen.
    14
    Rossano, am Golf von Tarent, Juli 982
    D
    as rosige Gesicht des in seiner Wiege schlafenden Knaben erschien Theophanu im Halbdunkel der Kammer so zart und verletzlich, dass sie ihn am liebsten völlig von der grausamen Welt abgeschottet hätte. Doch ihr Wunsch, das wusste sie selbst, hatte mit der Wirklichkeit nichts gemein. Eines Tages würde dieser Knabe König sein. Ob er seinen Vater, der in den Kampf gezogen war, jemals wiedersehen würde?
    Eunice schien zu ahnen, was ihre Herrin bewegte.
    »Der Kaiser lebt!«, behauptete sie flüsternd. »Ich spüre es genau, er lebt!«
    Zwei Wochen waren vergangen, seit Otto sich mit seinen Truppen auf den Weg gemacht hatte, um gegen die Heiden Krieg zu führen. Täglich wartete man auf Nachrichten vom Schlachtfeld. Der Kaiser hatte seine Gemahlin und den Sohn in Rossano unter dem Schutz Dietrichs von Metz zurückgelassen. Wenige Tage zuvor hatten die Sarazenen die Stadt unter dem Eindruck der herannahenden kaiserlichen Reiter kampflos geräumt.
    Inzwischen kam Theophanu die Festung wie ein Gefängnis vor. Hoffen und Bangen bestimmten ihr Dasein. Wenn sie auch den Gedanken an die Prophezeiung des Majolus zu verdrängen suchte, gab es immer wieder Momente, wo sie sich Schlimmes ausmalte. Und der Anblick des Sohnes

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