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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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nicht wahr?« Beinahe klang es traurig.
    »Ein König sollte nicht geschwätzig sein, Otto. Also iss und halt den Mund!«
    Otto seufzte leise. »Ja, Mutter.«
    *
    Feldzug gegen die Elbslawen, Juni anno 986
    Die beiden Wachen vor dem Zelt des Herzogs beugten ehrfürchtig die Köpfe vor der Kaiserin. Theophanu aber machte aus ihrer schlechten Laune keinen Hehl.
    »Ich will zu Eurem Herrn!«, verkündete sie. »Na los, wo­rauf wartet Ihr?«, fügte sie barsch hinzu, als man ihr nicht augenblicklich den Weg freigab. Es lag vermutlich nur daran, dass die beiden Polen ihre Worte nicht gleich verstanden, doch nachdem sie ihre Absicht zudem mit einer herrischen Geste verdeutlicht hatte, beeilten sie sich, ihre gekreuzten Speere zu öffnen.
    Über eine Karte gebeugt saß der Herzog an einem kleinen Tisch, zwei seiner Heerführer standen beidseits daneben und schauten ihm über die Schulter. Zweifellos beriet man über die nächsten Schritte des Feldzuges. Ein anwesender Diener bemerkte die Kaiserin als Erster und lenkte durch ein Räuspern die Aufmerksamkeit der hohen Männer auf sie. Mieszko erhob sich.
    »Welche Ehre …«
    Theophanu hob eine Hand. »Ich muss Euch sprechen! Allein!«
    Mieszko nickte. Auf Polnisch erteilte er den Männern einen Befehl. Sofort verließen sie das Zelt.
    »Darf ich Euch …?«
    »Ich ziehe es vor, zu stehen, Herzog Mieszko. Und danke, auch nach einem Trunk steht mir nicht der Sinn.«
    Er trat ihr entgegen, auf der Stirn eine Sorgenfalte.
    »Ihr seid aufgebracht. Was ist der Grund?«
    »Weil ich von Dingen hörte, die gegen unsere Absprache verstoßen.«
    Mieszko nickte. Es wäre ihm nicht eingefallen, den Unwissenden zu mimen.
    »Das Dorf! War es wirklich notwendig, es in Brand zu stecken?« Sie hatte die Stimme ein wenig gesenkt, aber sie atmete schwer.
    »Es versteckten sich dort einige Anführer der Obodriten, müsst Ihr wissen.«
    »Ja. Und Frauen und Kinder und Alte. Mir wurde zugetragen, dass selbst diese nicht verschont wurden.«
    Mieszko nickte traurig.
    »Bestraft die Leute, die dafür verantwortlich sind!«, forderte Theophanu.
    »Wie stellt Ihr Euch das vor? Wenn ich für jede brennende Hütte nach Sündenböcken suche, werden meine Männer mir bald den Gehorsam verweigern.«
    Theophanu schluckte. »Und dass Unschuldige ihr Leben lassen – stört Euch das nicht im Geringsten?«
    »Doch, das tut es, Kaiserin Theophanu.« Er sprach leise und eindringlich. »Aber wenn es Frieden geben soll, dann erfordert das Opfer. Ihr wollt doch auch, dass den hiesigen Menschen das Christentum gepredigt wird. Ihre Anführer aber wollen das nicht zulassen. Mit schönen Worten können wir sie nicht überzeugen, nur mit Kampf, Kampf und noch mal Kampf. Wir müssen ihnen überlegen sein, sonst hat alles keinen Sinn. Ihr seid die Kaiserin und tragt Verantwortung für die Seelen dieser Menschen.«
    Seine Worte nahmen etwas von der Wut, die in ihr tobte. »Vergebt mir, aber … Es ist so schwer, sich damit abzufinden.«
    »Ja, vor allem für eine Frau. Überlasst den Krieg uns Männern, Kaiserin Theophanu.«
    Sie funkelte ihn an, und er begriff, dass er etwas Falsches gesagt hatte. »Kein Mann wäre ein besserer Herrscher als Ihr es seid, Imperatrix ! Aber Ihr müsst mir vertrauen!«
    »Ja, hört auf das, was er Euch rät, Mutter!«, rief plötzlich Ottos kindliche Stimme. Er stand am Zelteingang und schaute zu ihnen herüber. Irgendwie wirkte er verzückt.
    »Was fällt dir ein?«, herrschte Theophanu ihn an. »Wer hat dir erlaubt, hierherzukommen?«
    »Graf Hoiko hat mir …«
    »Der Graf hat dir nichts zu erlauben.«
    »Oh«, machte Otto kleinlaut.
    Theophanu nickte dem Herzog zu. »Danke, dass Ihr mich angehört habt.«
    Mieszko neigte leicht den Kopf. Dem jungen König schenkte er ein wohlwollendes Lächeln. Theophanu machte kehrt. »Du kommst mit mir!«, befahl sie dem Sohn. Er wollte nach ihrer Hand greifen, aber sie huschte an ihm vorüber.
    Im Lager herrschte große Betriebsamkeit, und jedermann verbeugte sich vor ihnen. Der junge König hatte mit seiner offenen Art längst die Herzen der Krieger gewonnen. Einmal hatten sie ihn zum Spaß wie einen alten Heerkönig auf einen Schild gehoben und ihm gehuldigt. Otto hatte das Spiel sehr genossen. Theophanu dagegen begegnete man zwar mit dem gebührenden Respekt, doch spürte sie deutlich, dass sie für viele immer noch die fremde Griechin war. Entgegen ihrer Gewohnheit schenkte die bedrückte Theophanu ihnen zudem nur wenig Beachtung. Otto glaubte sie

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