Rosen für die Kaiserin
Euch unterstützt, begrüße ich. Ich selbst bin ihm nie begegnet, weiß aber, dass er ein Mensch mit vielen Kanten ist. Sein Christentum aber ist von festem Fundament, sagte man mir, und obwohl er sich erst dreißigjährig zu Christus bekannte, ist seine Frömmigkeit vorbildlich. Heidnischen Schnickschnack duldet er nicht, Feinde des Glaubens bekämpft er mit ehrlicher Inbrunst. Es ist gut, diesen Mann zum Verbündeten zu haben.
Eurem Wunsch, Euch und den jungen König in meine Gebete einzuschließen, komme ich schon seit Langem nach. Und wage mich mit der Bitte an Euch heran, dass auch Ihr für mich betet. Denn bei all meiner Gelehrsamkeit, derer Ihr mich rühmt, bin auch ich vor Sünden nicht gefeit.
19
Pfalz Merseburg, Mai 986
G
raf Hoikos Gesicht verriet Unbehagen, als er sich vor Theophanu verbeugte.
»Der Polenherzog nähert sich der Pfalz. Neben seinen Fußtruppen führt er mindestens zweitausend Reiter an. Das sind weitaus mehr als die, um die wir ihn baten!«
Theophanu schüttelte den Kopf. »Wittert Ihr etwa Verrat, Graf?«
»Wer weiß. Er ist ein Pole. Mit dem Zänker ging er einst ein Bündnis ein.«
»Weil es aus seiner Sicht das Richtige war. Jetzt ist er mir und König Otto treu. Es ist unnötig, Eure Männer in Alarmbereitschaft zu versetzen. Herzog Mieszko ist nicht König Lothar von Frankreich. Ich will mich jetzt auf das Treffen vorbereiten. Ihr dürft gehen. Schickt mir meinen Sohn.«
Hoiko verneigte sich abermals, hielt aber noch einmal inne. Theophanu hob eine Braue.
»Nun?«
»Das Heer des Herzogs führt ein merkwürdiges Tier mit sich.«
»Ihr macht mich neugierig, Graf. Was denn für ein Tier?«
»Es ist größer als ein Pferd und trägt zwei Buckel. Die Unterlippe hängt ihm beinahe bis zur Brust.«
»Das ist ein Kamel, Graf.«
»Was bezweckt er damit, dieses seltsame Tier mitzubringen?«
»Nun, wir werden sehen.«
Stirnrunzelnd sah sie Hoiko hinterher. Seit geraumer Zeit kümmerte dieser sich um des jungen Königs körperliche Ertüchtigung und unterwies ihn im Waffengebrauch. Willigis hatte ihr den sächsischen Grafen wärmstens empfohlen. Zwar fand Theophanu, dies sei alles noch zu früh für einen Sechsjährigen, andererseits lag ihr daran, dass der Knabe nicht verweichlichte. Den Grafen Hoiko mochte sie nicht besonders; viel zu rau kam er ihr vor. Ihr feinsinniger Vertrauter Johannes Philagathos war ihr da natürlich lieber. Philagathos lehrte den jungen König die griechische und lateinische Sprache. Doch dem bevorstehenden Feldzug war der Grieche ferngeblieben. In den kommenden Wochen würde allein der Krieg und somit Graf Hoiko Ottos Lehrmeister sein.
Lange hatte Theophanu überlegt und gezögert, den Jungen mitzunehmen. Da er aber eines Tages Herrscher sein musste in einer erbarmungslosen Welt, hatte sie schweren Herzens zugestimmt. Je früher er sah, was mitunter zum Wohle des Reiches getan werden musste, umso besser war das für einen künftigen Kaiser. Otto hatte, ähnlich wie sein Vater, einen Hang zur Träumerei, vielleicht mochte der Kriegszug gegen die aufsässigen Slawen seinen Realitätssinn schärfen. Doch würde sie dafür sorgen, dass er den Kampfhandlungen fernblieb, wusste sie doch selbst nur zu gut, wie sehr erlebte Grausamkeiten einen Menschen bis in den Schlaf verfolgten. Was sie selbst betraf, so hatte sich Theophanu geschworen, dass dies der letzte Feldzug sei, den sie begleitete. Allein ihrem Sohn zuliebe raffte sie sich noch einmal dazu auf.
Was der Polenherzog wohl mit dem Kamel bezweckte?, fuhr ihr durch den Kopf, während sie auf den Jungen wartete. In Byzanz waren Kamele keine Seltenheit, im kalten Polen dagegen gab es solche Tiere nicht. Aber Theophanu hatte bereits eine Ahnung, wie Mieszko daran gelangt war und was er damit vorhatte … Die Erwähnung des Kamels hatte unweigerlich Erinnerungen an Byzanz in ihr geweckt, doch der von Eunice begleitete Otto holte sie in die Gegenwart zurück.
»Otto, komm her zu mir!« Sie breitete die Arme aus, und der Junge lief ihr ungestüm entgegen. Nur wenn niemand zugegen war – Eunice war die einzige Ausnahme –, begrüßten sie sich auf solch herzliche Weise.
»Der Polenherzog kommt!«, krähte Otto nach der Liebkosung. »Ich hab’s schon gehört.«
»Und was heißt das für dich, junger Mann?«
»König sein!«
»Und kein Gequengele.«
»Verlasst Euch auf mich. Darf ich meine Krone tragen?«
»Das wäre reichlich übertrieben.«
»Dann sollt auch Ihr keine tragen.«
»Sei nicht
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