Rosen für die Kaiserin
sonst sein?«
»Ihr hofft, eines Tages auch auf meine Hilfe zählen zu können.«
»So ist es wohl.«
»Zum Beispiel gegen Boleslaw von Böhmen, Euren liebsten Feind?«
»Ja, gegen ihn, vielleicht. Es wird der Tag kommen, da sich auch in Böhmen Eure und meine Interessen auf wunderbare Weise vereinen lassen, Kaiserin Theophanu.«
Otto wagte sich aus seiner Deckung hervor. Der schnurrbärtige Mann schien ganz nach seinem Geschmack zu sein. Theophanu kannte ihren Sohn gut genug, um das zu spüren.
»Mein Vater hat Euch einmal in einer Schlacht geschlagen, Herzog Mieszko!«, sagte er, und es klang wie der Hornruf zu einem Gefecht.
»Oh, das war keine Schlacht, mein junger König, es war allenfalls ein Scharmützel.« Mieszko widmete ihm seine volle Aufmerksamkeit. »Aber Ihr habt recht, er hat mich besiegt, und das ist noch nicht vielen gelungen. Rasch sah ich ein, dass er stärker war, also schloss ich Frieden mit ihm. Euer Vater war ein großer Krieger, junger König.«
»Meine Mutter sagt, das war er eben nicht.«
Theophanu drückte fest die Hand des Sohnes, damit er schwieg. »Sein Feldherrenglück stand unter einem schlechten Stern, wer würde das leugnen«, verkündete sie seufzend.
»Jedermann weiß, wie sehr Ihr ihn liebtet«, sagte Mieszko zu ihrer Überraschung. »Wenn er noch lebte, hätte auch jener Stern, von dem Ihr spracht, sich ihm vielleicht noch zugewendet.«
Zu vertraulich, zu persönlich wurde Theophanu das Gespräch. »Gewiss seid Ihr hungrig nach dem langen Ritt, Herzog! Ich erwarte Euch und Eure Männer in der Halle.«
»Erlaubt, dass ich dem König zuvor ein Geschenk mache.«
»Ein Geschenk?« Otto strahlte seine Mutter an. »Was mag es sein?«
Mieszko wies zur Tür. »Ihr werdet es gleich erfahren, junger König. Wollt Ihr mir folgen?«
Im Vorhof stand wartend ein gutes Dutzend von Mieszkos Leuten versammelt. Einer hielt das Tier am Zügel, von dem Graf Hoiko gesprochen hatte. Gelassen besah es sich die Umgebung. Ottos Augen rundeten sich.
»Das ist – ein Kamel!«, rief er begeistert. »Ja, ich habe es einmal auf einem Bildnis gesehen.«
»Und von heute an gehört es Euch«, sagte Mieszko.
Otto konnte sein Glück kaum fassen. »Mutter, ich besitze ein Kamel!«
Theophanu gebot ihm mit einem Blick, sein Temperament zu zügeln, aber Ottos Entzücken kannte keine Grenzen.
»Darf ich es mit auf den Feldzug nehmen, Mutter?«
»Nein, das ist nicht möglich.«
»Aber …«
»Es ist nicht möglich, hörst du nicht? Wir werden ein Gehege für es bauen lassen.«
»Eure Mutter hat recht, junger König«, schaltete Mieszko sich ein. »Zwar wäre es als Lastentier sehr nützlich, aber die Pferde sind nicht an Kamele gewöhnt.«
»Woher habt Ihr es?«, forschte Otto und konnte den Blick nicht abwenden von dem Tier.
Es war Theophanu, die ihm eine Antwort gab, bevor es Mieszko tun konnte. »Der Herzog von Polen pflegt Beziehungen in die ganze Welt: nach Byzanz, nach Rom, nach Kiew und sogar ins Morgenland, wo er das Tier wohl erworben hat. Nicht wahr, Herzog?«
Theophanu war über die Verbindungen des Polen durchaus im Bilde, und Mieszko sollte das wissen. Sie lächelte ihn an. Falls ihre Kenntnisse den Polen überraschten, ließ er es sich nicht anmerken.
»So ist es, Kaiserin Theophanu.«
»Eure Truppen für mich, ein Kamel für den König – Ihr seid mehr als großzügig, Herzog. Doch sollten wir uns nun zur Tafel begeben, denn das Mahl ist gerichtet.«
»Es wird mir eine Ehre sein.«
Auch bei Tisch erwies sich Herzog Mieszkos Gesellschaft als angenehm. Viele sagten ihm raue Sitten nach, aber nichts von diesen Gerüchten schien zu stimmen. Er war in der Lage, geistreiche Gespräche zu führen. Prahlerische Reden, wie manch anderer Adliger sie bei Tisch zu führen pflegte, waren ihm fremd, obgleich er ein erfolgreicher Kriegsmann war. Otto hing unentwegt an seinen Lippen, selbst wenn er nicht sprach.
»Ich mag ihn noch mehr als Onkel Heinrich«, flüsterte er seiner Mutter zu.
»So?«
»Er ist so edel. Obwohl er wie ein Barbar erscheint.«
»Was lernst du daraus?«
»Man darf einen Menschen nicht nach seinem Aussehen beurteilen.«
»Kluger Junge.«
»Könntet Ihr ihn nicht heiraten, Mutter?«
Theophanu verschluckte sich fast an ihrem Rebhuhn. Unbefangen wiederholte Otto seine Frage.
»Nein, das geht nicht, mein Junge.« Sie griff nach ihrem Glas und trank einen Schluck Wein.
»Aber er ist doch sehr mächtig.«
»Ja, das ist er.«
»Er hat wohl schon eine Frau,
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