Rosen für die Kaiserin
frech, sonst wirst du ihn im Büßerhemd begrüßen. Eunice, warum ist der Junge bloß so aufgeregt?«
»Ich glaube, er hat vorhin mit meinem Luitger gespielt.«
»Wir haben mit Holzschwertern gefochten. Ich war der Kaiser und Luitger der Herzog von Polen.«
»Erzähl das bloß nicht unserem Gast. Das wäre nicht besonders höflich.«
»Keine Sorge, Mutter. Ich bin klug genug, um den Mund zu halten.«
»Das kann ich nicht leugnen.« Stolz streichelte sie ihm über den Kopf.
»Mutter, stimmt es, dass der Herzog erst getauft wurde, als er schon erwachsen war?«
»Ja, das ist wahr.«
»Wie kann es denn sein, dass er vorher nicht an Gott glaubte? Das ist doch … unfassbar!«
»Er ist deshalb kein schlechter Mensch, Otto. Auch deine Vorfahren waren vor wenigen Generationen noch Heiden.«
»Hm. Nun gut, dann will ich ihm das nachsehen.«
»Sehr gütig von dir. Und jetzt verschwinde. Eunice, sorg dafür, dass man ihn wäscht und kleidet. Für den Herzog und seine Truppenführer soll man die Tafel bereiten. Und dann hilf mir beim Ankleiden.«
»Ihr wollt ihn wohl mächtig beeindrucken.«
»Nun wirst auch du noch unverschämt. Was soll der Junge bloß denken?«
Eunice grinste. »Wenn Ihr lieber wollt, dass ich schweige, dann schweige ich eben.«
»Spute dich gefälligst.«
Seit ihrer Rückkehr aus Italien war Eunice wieder ganz die Alte. Gleich einer Ladung Schnee, die man sich vom Wintermantel klopft, war die Schwermut von ihr abgefallen.
»Im Grunde hattest du recht, Eunice«, erklärte Theophanu ihr hinterher mit einem Lächeln. »Ich muss den Polen beeindrucken. Er zählt zu meinen wichtigsten Lehnsmännern, auch wenn mancher Adlige diesseits der Elbe das nicht wahrhaben mag.«
»Wenn das so ist, werde ich mir besonders viel Mühe mit Euch geben«, erwiderte Eunice, während sie ihrer Herrin die Haare kämmte.
Herzog Mieszko schien zu jenen Menschen zu gehören, die nie alterten. Er sah genauso aus, wie Theophanu ihn von früheren Begegnungen her in Erinnerung hatte: ein frisches rotes Gesicht, ein an den Enden zugespitzter Schnurrbart, wache Augen und dichtes rotblondes Haar, das er ungebändigt trug und nicht unter einer Kopfbedeckung verbarg. Ein deutscher Herzog wäre wohl kaum so vor die Kaiserin getreten, aber widersinnigerweise zeichnete ihn aus, was den meisten seiner Neider fehlte: Weltläufigkeit und Noblesse. Willigis hatte immer dazu geraten, diesen Mann nicht zu verprellen. Auch Kaiserin Adelheid hatte niemals schlecht über ihn gesprochen, selbst wenn Spannungen zwischen ihm und dem Kaiserhaus aufgetreten waren. Weder unterwürfig noch respektlos trat er vor die Kaiserin und den kleinen König. Seine Verbeugung hätte tiefer sein müssen, wie die seiner beiden Begleiter im Hintergrund, aber Theophanu störte sich nicht im Geringsten daran. Sie hatte es vorgezogen, den Herzog stehend zu empfangen.
»Seid mir gegrüßt, Kaiserin Theophanu!«
»Ihr seid pünktlich, Herzog, auf den Tag genau.«
»Wie könnte ich Euch warten lassen?«
Er sprach mit hartem Akzent, aber fehlerfrei. Stets ließ der Schnurrbart sein Gegenüber glauben, dass der Pole lächelte, auch wenn er es nicht tat. Jetzt aber war sein Lächeln echt, dessen war Theophanu sich sicher. Und sie erwiderte es.
»Nun, ich hoffe, Ihr tragt mir mein Bündnis mit Herzog Heinrich von Baiern nicht länger nach, Kaiserin Theophanu.« Mieszko war dafür bekannt, dass er nie lange um den heißen Brei herumredete.
»Herzog ist er erst wieder, seitdem ich ihn dazu machte.«
»Gewiss. Doch die Rechtslage war damals unklar. Und Eurem Sohn hatte ich bis dahin keinen Treueeid geleistet.« Verschwörerisch zwinkerte er Otto zu, den die Mutter an der Hand hielt. Neugierig hatte Otto den Herzog beäugt; jetzt senkte er mit einem verlegenen Grinsen den Blick vor ihm.
»Wir wollen nicht mehr darüber sprechen, Herzog«, sagte Theophanu sanft. »Die Dinge sind nun geklärt, und ich verstehe, warum man sich lieber einen Mann zum Regenten wünscht statt eines Kindes oder Weibes. Sprechen wir über den bevorstehenden Feldzug gegen Eure Nachbarn. Man teilte mir mit, dass Ihr weit mehr Männer mit Euch führt, als Ihr mir zusagtet.«
»Für deren Verpflegung sorge ich selbstverständlich selbst.«
»Das war nicht meine Sorge, Herzog. Wie kommt es, dass Ihr mir solche Hilfe erweist, die Ihr mir nicht schuldig seid?«
»Es ist ein Gefallen, Kaiserin Theophanu.«
»Einer mit Hintergedanken, wie ich annehme.«
»Aber gewiss doch, wie sollte es
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