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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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Mutter.«
    Seufzend verließ er das Gemach. Ihr Leibarzt Fulrad und zwei Nonnen steckten besorgt die Köpfe zur Tür hinein. Sie fühle sich nun besser, versicherte Theophanu ihnen.
    »Dennoch rate ich Euch, das Bett noch nicht zu verlassen«, sagte der Arzt mit ernster Miene.
    »Gewiss doch. Bitte seid so gut und schickt mir später einen Schreiber, werter Fulrad. Ich habe einige Briefe zu diktieren.«
    Der Arzt versprach es und empfahl sich.
    »Eutropia, sag mir frei und offen: Habe ich wieder fantasiert, als ich im Fieber lag?«
    »Ja, Herrin.« Der jungen Zofe – auch sie war griechischer Herkunft – fehlte Eunices Temperament. Sie war still und lautlos, und ihr hübsches Gesicht verzog sich nur selten zu einem Lächeln. Deshalb hatte es lange gedauert, bis Theophanu sich an sie gewöhnt hatte. Zwischenzeitliche Pläne, die Dienerin zu ersetzen, hatte die Kaiserin letztlich begraben, da es ihr ungerecht erschienen wäre. Darüber war sie nun froh, denn Eutropia erwies sich als treue Seele.
    »Was sagte ich in meinem Fiebertraum?«
    »Ihr rieft nach Eurem Gemahl. Und nach Euren Kindern. Seltsam, es waren fünf Kinder, von denen Ihr spracht.«
    Theophanu wandte ihr Gesicht zum Fenster, durch das goldene Sonnenstrahlen in den Raum fielen. »Ja, Eutropia. Der König hatte eine Zwillingsschwester. Sie starb bei der Geburt.«
    »Oh!«
    »Ich rede nicht oft darüber. Aber du sollst es wissen, wenn du schon gezwungen bist, mein verwirrtes Gestammel mitanzuhören.«
    »Ich diene Euch sehr gern, Herrin.«
    »Dann hilf mir beim Anziehen.« Sie setzte sich auf den Bettrand, wo sie erst einmal Luft schöpfte.
    »Ihr seid blass. Wohin wollt Ihr gehen?«
    »In die Kapelle.«
    »Aber Herr Fulrad riet Euch zur Bettruhe.«
    »Wem dienst du, Eutropia? Mir oder dem Arzt?«
    »Welches Kleid möchtet Ihr tragen?«
    Kurz darauf verließen die Frauen das Gemach. Theophanu fühlte sich schwach wie noch nie, ihre Beine waren weich wie Wachs. Wer ihnen auf dem Weg zur Kapelle begegnete, verbeugte sich irritiert, hieß es doch, die Kaiserin läge schwerkrank darnieder.
    »Ich ließ die Kapelle nach der Geburt meines Sohnes erbauen«, erklärte Theophanu der Dienerin unterwegs. »Wie du weißt, ist sie dem Nikolaus geweiht. Niemand hier kannte den Heiligen, als ich in dieses Land kam. Eunice, Gott hab sie selig, ließ mir deswegen jahrelang keine Ruhe. Aber sie hat recht damit getan.« Ein Schmunzeln flog über ihr Gesicht.
    »Sicher vermisst Ihr sie immer noch schmerzlich«, bemerkte Eutropia.
    »Ja, ich vermisse sie. Und heute möchte ich für sie beten.« Als Selbstmörderin hatte Eunice Gebete bitter nötig. Theophanu hatte ihren Tod als Unfall geschildert, damit sie in geweihter Erde bestattet werden durfte. Gott würde ihr diesen Betrug hoffentlich nachsehen.
    Die Kapelle besaß, ähnlich wie die Aachener Pfalzkirche, einen achteckigen Grundriss. Seinerzeit hatte Theophanu eigens einen Architekten aus Konstantinopel dafür anreisen lassen. Zahllose Kerzen erleuchteten das kleine Gotteshaus, der Geruch von Weihrauch und halb verblühten Pflanzen lag schwer in der Luft. Rosen, ihre Lieblingsblumen, lagen verdorrt vor der Madonnenstatue. Theophanu nahm sich vor, wegen der Pflanzen dem Kirchendiener, der offenbar dem Müßiggang frönte, ein paar unmissverständliche Anweisungen zu geben.
    Vor dem Altar kniete sie nieder und versank im Gebet. Im Hintergrund wartete Eutropia geduldig auf ihre Herrin. Von draußen war das laute, omenhafte Gezeter eines Krähenschwarmes zu vernehmen.
    *
    Es war zum Verrücktwerden. Ihr Marsch Richtung Nimwegen war ohne Zwischenfälle verlaufen. Kaum jemand, der ihnen in der Einsamkeit des Waldes begegnet wäre … Aber jetzt, da sie den Waldrand endlich erreichten und die Mauern der Stadt in Sichtweite lagen, jetzt versperrten diese beiden verwahrlosten Gestalten ihnen plötzlich den Weg. Ohne Zweifel waren es Strauchdiebe, denn an ihren Gürteln trugen sie rostige Dolche. Der eine war groß und hatte blutunterlaufene Augen, sein Kumpan war von buckliger, gedrungener Statur. Verfilzte Bärte reichten ihnen bis zur Brust, ihre Wämser starrten vor Dreck und ihre grinsenden Münder offenbarten faulige Zahnstumpen. Von Diebesbanden im Ketelwald hatte Jutta schon häufiger gehört, doch sie war zuversichtlich gewesen, diesem Gesindel nicht zu begegnen.
    Magda wimmerte vor Angst und klammerte sich an sie. Wiljo ließ ein dumpfes Knurren vernehmen, was die beiden Kerle nicht beeindruckte. Jutta überlegte

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