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Rosen lieben Sonne

Rosen lieben Sonne

Titel: Rosen lieben Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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mistiger Schrott. Warum schicken die mir nichts als Schrott, mein Freund?«
    Ich hatte keine Ahnung, also sagte ich nichts. Ich schlabberte meine exzellente Bloody Mary und sah mich um; der Raum glich einem Hollywood-Museum mit Andenken, Autogrammen von Stars und Karikaturen derselben. Von der Decke hing eine Muppet-Puppe mit Lews Gesicht, dahinter standen in einem Regal alle wichtigen und eine Menge unwichtiger Bücher über Filme und Filmemachen, einige davon sogar auf französisch.
    »Sie können französisch?« fragte ich.
    »Puu-lisei«, sagte er. »Ich bin sozusagen zweisprachig aufgewachsen.«
    »Très bien«, sagte ich.
    Lew schlug die letzte Seite des Drehbuches auf und murmelte: »Natürlich, Kinder.« Dann schrieb er das heutige Datum und das Wort niemals auf ein Blatt Schmierpapier, heftete es auf die Titelseite des Skripts und warf es auf einen Haufen weiterer Drehbücher auf der Fensterbank.
    »Na also«, sagte er. »Wieder eine Katastrophe verhindert! Kann es losgehen, mein Freund?«
    »Meinetwegen, wenn du soweit bist, L. L.«, sagte ich. Er wippte auf den Zehen, schüttelte seinen Einsfünfundsechzig-Körper, rieb sich die Hände, kratzte seine Glatze, vertauschte die Hornbrille mit einem runden John-Lennon-Modell, klopfte auf seine Brieftasche, probierte ein paar Mützen auf, bis er eine karierte gefunden hatte, die ihm gefiel, schnappte sich seine Safarijacke, und ab ging’s.
    Wir zogen bis fünf Uhr morgens im Zickzack durch die Stadt wie ein paar verrückte Fixer auf der Suche nach dem erlösenden Schuß. Berühmte Bars, bemühte Bars, ein mexikanischer Tanzschuppen in Silver Lake, ein verlassenes äthiopisches Restaurant am Sunset Boulevard. Er spielte Pool mit ein paar sechsjährigen Latino-Jungs vom nahegelegenen Blumenmarkt und verlor. Er spielte mit einem einarmigen Cowboy in einer Bar namens »Funtime« Pool und verlor. Er verliebte sich kurz, aber heftig in eine kleine Nutte im »Stagecoach«.
    Irgendwann landeten wir bei einem Kampf in der alten Olympic Boxhalle, um uns herum nur schreiende multikulturelle Hausfrauen; wir hatten das Glück, der aufsehenerregenden Schlammschlacht zwischen den L. A. Queens und den verhaßten New York Amazonen beizuwohnen. Ich erklärte Lew, daß ich mal gelesen hatte, daß alle Teams in dieser Liga aus L. A. kamen und man ihnen nur die Namen irgendwelcher abgelegenen Städte verpaßte, um die Stimmung anzuheizen. Er zeigte auf das Spielfeld. »Sieh dir das an, Vic, das ist das traurigste, was ich in meinem ganzen traurigen Leben je gesehen habe.« Ich guckte, wohin er zeigte, und entdeckte das Maskottchen des L. A.-Teams, einen Zwerg in Mannschaftskleidung. Wie alle anderen auch hatte er eine Nummer auf dem Rücken, bloß war seine Nummer 1/3.
    Irgendwann in den frühen Morgenstunden landeten wir im Shamrock, hatten alle alten Sünden vergessen, hinter der Bar stand dieselbe rauhe Lady, die gleichen zerfransten Kobolde säumten die Wand. Lew wollte den ganzen Laden kaufen und so wie er war, inklusive der anwesenden Saufnasen, in seinen Garten in Beverly Hills stellen lassen, damit er immer für ihn da wäre, seine ganz private Zeitmaschine. Als man ihm mitteilte, daß der Laden nicht zum Verkauf stand, weinte er bitterlich. So wie ich mich fühlte, hätte ich beinahe mitgeweint. Wenigstens mußte ich nicht mehr fahren; Mrs. Lewellen hatte schon vor langer Zeit durchgesetzt, daß Little Lew und Big Vic nur noch per Taxi auf die Rolle gingen. Ich glaube, ich habe inklusive großzügiger Trinkgelder knapp 300 Dollar Fahrgeld ausgegeben, was Ihnen etwas über die Taxipreise in Los Angeles oder die Entfernungen, die wir zurücklegten, oder beides, sagen sollte.
    Um drei Uhr morgens aalten wir uns in einem Türkischen Bad mit 24-Stunden-Service in der Nähe von Santa Monica. Zehn Minuten nach drei bat man uns höflich, das Etablissement zu verlassen, fünf Minuten später schon nicht mehr so höflich. Offensichtlich war Lews allumfassende Menschenliebe, die ihn manchmal dazu brachte, gänzlich fremde Menschen vollkommen platonisch umarmen und küssen zu wollen, von einem tätowierten Riesen im Kalt-Wasser-Becken mißverstanden worden. Wir zogen weiter, immer weiter, in eine Disco an der Fourth, die uns der Taxifahrer empfahl; dort gossen wir uns rasch noch einen hinter die Binde, bevor wir uns auskotzen mußten.
    »Ihr Ungläubigen versteht mich nicht!« rief Lew immer wieder. »Wir müssen uns lieben, oder wir sind verloren!« Einen Moment lang dachte ich

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