Rosen lieben Sonne
miese kleine Betrügerin, und ich kann es nicht beweisen.«
»Sie betrügt dich?« fragte ich und nahm mir eine Handvoll der kostenlosen Erdnüsse, die neben Senf, Ketchup, Mayo, gerösteten Zwiebeln und Zahnstochern auf dem Tisch standen.
»Nicht lachen«, sagte er. »Sie betrügt mich beim Rommé.«
Ich lachte nicht. Aber ich fragte mich, ob Mike Hammer oder Magnum jemals mit so etwas Lächerlichem wie einem Rommé-Betrug behelligt worden waren.
»Wenn wir bei ihr sind, spielen wir oft«, sagte Don. »Nicht um Geld, sondern darum, wer den Abwasch macht oder wer Eis holen geht. Mir geht es ums Prinzip.«
Ich nahm einen langen Schluck von meinem Drink, bis hinunter aufs Eis.
»Vielleicht spielt sie einfach besser als du.«
»Machen Sie Witze?« entgegnete er beleidigt. »Mein Vater hat es mir beigebracht. Er war der beste Romme-Spieler in der ganzen Stadt. Er hat sogar mal n Wettbewerb gewonnen. Sie kennt die Regeln, aber sie kann nicht mal richtig mischen, verdammt noch eins. Sie mischt wie ein Kind: Sie wirft die Karten auf den Boden und wühlt darin herum. Es macht mich wahnsinnig. Aber ich kenne sie, und ich weiß, daß sie mich betrügt, und wenn ich weiß, wie, bringe ich sie um. Bestimmt.«
»Okay«, sagte ich. »Das klingt gut. Du wirst sie wahrscheinlich zu Tode küssen.«
Er grinste, trank sein Bier aus und holte trotz meines (zugegebenermaßen schwachen) Protestes neue Drinks.
»Tja«, sagte ich, als er zurückkehrte, »ich kenne mich nicht gut aus mit Karten. Ich verliere sogar beim Mau-Mau. Aber ich kenne jemanden, der sich damit auskennt. Ich ruf ihn nachher an, und danach rufe ich dich an; mit etwas Glück wendet sich also schon heute abend dein Blatt.«
Er stand auf und borgte sich von der Bohnenstange hinter der Bar einen Kugelschreiber, obwohl ich ihm auch einen hätte leihen können. Dann schrieb er seine Telefonnummer auf eine Cocktail-Serviette. Ich wollte mich mit der Sache nicht zu lange aufhalten, weil ich heute abend eine Verabredung mit meiner Süßen hatte, also nahm ich nur noch einen Drink und verabschiedete mich dann. Ich fuhr wieder zurück in die Stadt, stand diesmal Gott sei Dank nicht im Stau und überlegte, wieviel ich Dons Boss abknöpfen sollte.
Einerseits war er ein unheimlich netter Kerl. Auf derselben Seite verbuchte ich das Zwinkern der Cellophan-Lady; vielleicht ließ sie mir ja irgendwann einmal irgendwelche freizügigen Proben zukommen? Andererseits konnte die Probepackung, die er mir gegeben hatte, durchaus als Beleidigung meiner Männlichkeit gelten. Aber Geschäft ist Geschäft, ich hatte ein paar Stunden gebraucht und mein geballtes Fachwissen eingesetzt — aber wieviel ist das nun wert? Letztlich nahm ich meinen Stundensatz mit der Anzahl der Stunden mal und bekam genau das heraus, wofür ich mich bereits entschieden hatte: 500 Dollar. So einfach geht das. Ich frage mich, wieviel Starsky pro Stunde verdient. Jedenfalls genug, daß er sich immer wieder Blondierungsmittel kaufen kann. Oder ist Hutch der Blonde? Ist ja auch egal.
Nachdem ich nach Hause gekommen war und mich geduscht und gepudert und rasiert und parfümiert und deodoriert und mir mein zweitliebstes Hawaii-Hemd und die Cordhose angezogen hatte, mixte ich mir einen Drink und schaltete den Nachrichtenkanal ein. Dann rief ich meinen Magier-Freund Louis an. Louis war eigentlich mehr Bennys Freund; er wohnte im Apartment neben ihm, aber ich hatte ihn schon ein paarmal getroffen und mir sogar einige Male seine Show angeguckt. Louis nannte sich Lou Le Fou, was Ihnen vielleicht eine grobe Vorstellung von seinem Auftritt verschafft. Na ja, vielleicht auch nicht.
Bei meinem Glück war Louis natürlich nicht da, aber immerhin verriet mir sein Anrufbeantworter, daß er ein zweiwöchiges Engagement im »Magic Castle« hatte und man seine Auftritte auf keinen Fall versäumen sollte. Er hatte sogar die Anfangszeiten seiner Auftritte auf Band gesprochen. Showbiz, Showbiz, dachte ich. Außerdem dachte ich mir, daß Evonne nicht gerade begeistert wäre, wenn ich sie zu einer Zaubershow schleppte, anstatt mich von ihr in die letzte Reihe eines schäbigen Kinos schleppen z u lassen, wo wir Popcorn mampfen und salzige Küsse austauschen würden. Aber man kann einem Mädchen eben einfach nicht immer alles nachgeben.
Ich war kein Mitglied des »Magic Castle«, was ziemlich viel Geld kostet, wenn man nicht selbst Zauberer ist, aber als ich erwähnte, ein guter Freund von Lou Le Fou zu sein, bekam ich trotzdem
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