Rosen lieben Sonne
Klasse war Becky Epstein, und die reichte mir gerade bis über die Knie. Und angeblich stopfte sie ihren BH aus, bis sie sechzehn war.«
Ich wandte mich ab und marschierte zur Eingangstür, als Connie mit drei großen Gläsern auf einem Tablett wieder hereinkam.
»Sie gehen doch noch nicht?« sagte sie zu mir.
»O doch«, sagte ich. »Ihre Schwester hat mich rausgeworfen. Was verpasse ich?«
»Connie’s V-6 Spezial«, sagte sie. »Karottensaft, Rote-Bete-Saft, Selleriesaft, Zwiebelsaft, Tomatensaft und Rettichsaft.«
»So ein Mist«, sagte ich.
11
Wohin führt mich das alles, fragte ich mich, als ich meinen Wagen vorsichtig durch die sanfte Mittagsbrise bergab manövrierte, vorsichtig nach links in den Laurel Canyon abbog und vorsichtig zurück ins Valley fuhr; ein Nicki Lauda war ich nicht gerade. Führte mich das alles irgendwo anders hin als zurück ins Büro? Die beste Antwort, die mir einfiel, lautete: »allfällig«, was so viel heißt wie »mit viel Glück schon«; eine elegante, altmodische Wendung, die ich mal in einer Anzeige für einen »allfällig« schon lange wieder geschlossenen Tanzsaal fand: »Rendezvous? Allfällig Theater? Machen Sie ein Erlebnis aus Ihrem Abend.«
Es war schon fast zwölf, als ich mein Zuhause außerhalb meines Zuhauses erreichte. Nachdem ich die Klimaanlage angeschmissen hatte, rief ich Lew Lewellen an.
»Er ist im Büro, Herzchen«, erklärte mir Rose Lewellen. »Soll ich ihm sagen, daß er Sie anrufen soll, wenn er hoffentlich nicht wieder allzu spät nach Hause kommt, aber bei Lew weiß man ja nie?«
»Dafür wäre ich sehr dankbar«, sagte ich.
»Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen?«
»Allfällig«, sagte ich nachdenklich. »Kennen Sie den Chief?«
»Gut genug«, sagte Mrs. Lewellen. »Er hat in einem halben Dutzend Filmen von Lew gespielt.«
»Er ist verheiratet, nicht wahr?«
»Und wie«, sagte Mrs. Lewellen. »Seine Frau heißt Gloria. Eine bewundernswerte Frau. Sie sitzt seit vielen Jahren mit etwas Schrecklichem wie Multipler Sklerose oder so im Rollstuhl, aber sie ist trotzdem bei fast jeder Wohltätigkeitsveranstaltung in der Stadt dabei.«
»Hat er auch eine Freundin?«
»Ist es nicht zu heiß für die Jahreszeit?« fragte Rose Lewellen freundlich.
»Glühendheiß«, sagte ich. »Können Sie oder Lew ihn und mich für ein paar kurze Minuten zusammenbringen?«
Sie dachte einen Augenblick darüber nach und sagte dann: »Ich nehme an, Sie möchten mehr als ein Autogramm.«
»Das nehmen Sie berechtigterweise an, Ma’am«, sagte ich, »sehr berechtigterweise.«
»Lassen Sie mich nachdenken«, sagte sie und dachte wieder nach. »Wie wäre es mit ein paar Drinks am Pool, am Wochenende, Samstag oder Sonntag, am späten Nachmittag? Ich weiß, daß er in der Stadt ist, und Lew wird es nicht schwerfallen, sich irgendeine irre Geschichte auszudenken, deretwegen er uns einen Besuch abstatten muß, ob er nun will oder nicht.«
»Das wäre ganz großartig«, sagte ich. »Vielen Dank, Mrs. Lewellen, Sie sind ein wahrer Engel.«
»Ich wünschte mir, ich wäre ein flügger Engel wie in alten Zeiten«, sagte sie und sang mir ein paar Zeilen aus einem Lied aus alten Zeiten vor, das ich nicht kannte. »Ich rufe Sie wieder an, wenn es soweit ist, in Ordnung?«
»Ganz genau«, sagte ich, dankte ihr noch einmal und legte auf.
Okay. Jetzt ist die Zeit gekommen, offenzulegen, daß The Chief nicht der richtige Name des Chief ist. Ich benutze seinen richtigen Namen aus zwei Gründen nicht: einem guten und einem noch besseren. Der gute ist, daß ich versprochen hatte, es nicht zu tun, und der bessere ist, daß ich gerne weiterleben möchte. Ich vermute zwar, daß es im tiefsten Hindukusch ein oder gar zwei Leute gibt, die noch nie im Leben einen Film oder eine Zeitung oder ein Zeitschriftentitelbild gesehen haben und folglich auch den Chief nicht kennen. Die wahrscheinlich auch nicht wissen, daß Clark Gable der King war und Mr. John Wayne Duke genannt wurde. Aber Sie kennen ihn bestimmt, und zwar wahrscheinlich besser, als Ihnen lieb ist.
Ich habe mal einen seiner ersten Western im Bett mit Evonne gesehen, und während ich versuchte, ihr Bett von Chipskrümeln freizuhalten, stellte sie fest: »Wußtest du, daß er der einzige männliche Filmstar ist, dessen Vorname länger ist als sein Nachname?« Ich dachte an Rock und John und Kirk und Burt und Frank und Omar und Cliff und bat Evonne, mir den Käse rüberzugeben. Der Chief hatte eine Weste, die so weiß war wie
Weitere Kostenlose Bücher