Rosen lieben Sonne
sonnengebräunt, und sie hatte keinen breiten Arsch. Sie war auf wunderbare Weise wunderbar. Sie hatte ein paar winzige Sommersprossen, nur Andeutungen davon, auf dem Nasenrücken. Sie hatte eine kleine weiße Narbe auf einem ihrer braunen Knie. Ist es möglich, daß ein Mädchen natürlich und exotisch zugleich aussieht? Glauben Sie mir. Wenn nicht, fahren Sie mal nach Schweden. Notfalls tut’s auch Finnland.
»Es könnte mich aber doch etwas angehen«, sagte ich so gelassen wir nur möglich. »Was bei Ihnen passiert ist, ist nämlich auch meinen Freunden passiert. Nette, friedfertige, tierliebe Leute. Jetzt haben sie Angst. Und Schlösser an ihren Schlössern. Einer ihrer Hunde wurde totgeschlagen. Ihre Vogelspinne Maria verweigert die Nahrungsaufnahme; sie hat seit einer ganzen Woche nicht mal mehr einen mittelgroßen Hamster gefressen.«
Maryanne rollte verächtlich mit den Augen. »Sind Vogelspinnen nicht Vegetarier?«
»Na, dann eben eine Banane«, vermutete ich. »Oder eine geschälte Grapefruit.«
Connie kicherte. Maryanne preßte ihre makellosen Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.
»Und übrigens ist es nicht wahr, daß ich seit Jahren in Sie verknallt bin. Mein abgenutztes, altes Herz gehört einer anderen.«
M. Forbes bedachte mich mit etwas, das sie für einen vernichtenden Blick hielt. Ich, der schon vernichtendere Blicke von wahren Meistern in diesem Metier ausgehalten hatte, zuckte nicht einmal mit einer Wimper.
»Bitte, Miss Forbes«, sagte ich. »Muß ich flehen? Helfen Sie mir. Beantworten Sie ein paar einfache Fragen. Connie erzählt mir so oder so alles, was ich wissen will, nicht wahr, Ma’am?«
»Mit notarieller Beglaubigung«, sagte Connie. »Und zwei Durchschlägen.«
»Halt den Mund«, sagte ihre Schwester. Sie drehte sich ein wenig, so daß ich ihr (perfektes) Profil bewundern konnte, dann wandte sie sich mir wieder zu, schaltete ihre braunen Leuchtaugen auf eine höhere Leistung und sagte langsam: »Begreifen Sie nicht, daß es hier nicht nur um mich geht?«
»Stimmt«, sagte Connie, »da ist auch noch der Chef der Gauner.«
»Klappe«, sagte Maryanne automatisch. »Er ist kein Gauner.«
»Er behandelt dich wie ein Gauner«, sagte ihre Schwester. »Und zu was macht ihn das?«
»Okay, regt euch ab, Mädchen«, sagte ich. Ich erhob mich, damit Maryanne ihrerseits einen Blick auf mein Profil werfen konnte; ein durchaus beeindruckender Anblick, wenn ich das so sagen darf. Ich weiß nicht, ob sie beeindruckt war, denn ihr einziger Kommentar war: »Meine Güte, wer kann es sich denn heutzutage noch leisten, etwas so Großes zu füttern?» Als Beinahe-Schauspielerin war sie eben daran gewöhnt, ihre wahren Gefühle zu verbergen.
»Wann ist es denn überhaupt passiert, können Sie mir das wenigstens verraten?«
»An einem Freitag, dem dreizehnten. Nachmittags«, sagte Connie prompt. »Kann man sich doch denken.« Einen Tag vor dem Einbruch bei Wade.
»Offenbar waren Sie beide außer Haus.«
»Offenbar«, gab Maryanne zurück.
»Haben Sie etwas getan, was Sie normalerweise um diese Zeit tun, arbeiten oder joggen oder einen Kurs nehmen oder ins Fitneßstudio gehen, oder waren Sie nur zufällig unterwegs?«
»Ist das wichtig?« wollte Maryanne wissen. Sie hob eines ihrer langen Beine, betrachtete es kritisch, dann wackelte sie damit ein wenig hin und her. Wenn sie mich durcheinanderbringen wollte, leistete sie verdammt gute Arbeit. Ich betrachtete ihr Bein, einfach nur, um mitreden zu können, aber ich konnte keinen Makel entdecken.
»Könnte sein«, sagte ich und spazierte hinüber zum Kamin. Auf dem Sims stand, zwischen anderen Fotos und irgendwelchem Schnickschnack, ein Bild von Maryanne, Connie und einem dritten Mädchen, die ihnen beiden irgendwie ähnlich sah. »Noch eine Schwester?«
»Ja«, entgegnete Maryanne knapp. »Was auch immer Sie das angeht.«
»Ach ja«, sagte ich, »wo wir bei >angehen< sind: Ich habe gefragt, ob Sie zu dieser Zeit immer abwesend sind, weil das bedeuten würde, daß der Einbrecher Sie entweder kannte oder lange beobachtet hat oder hier in der Gegend wohnt und Sie sowieso beobachtet.«
»Oh, vielleicht ist er ja doch ein echter Detektiv«, sagte Maryanne sarkastisch zu ihrer Schwester. »Warum könnte es nicht einfach jemand sein, der angerufen hat, um zu prüfen, ob niemand abnimmt? Oder ein Versicherungsvertreter, dem keiner geöffnet hat, als er klingelte?«
»Ich nehme an, ein Versicherungsvertreter hätte mehr mitgehen lassen als
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