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Rosen lieben Sonne

Rosen lieben Sonne

Titel: Rosen lieben Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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Würden Sie bitte einen Moment aussteigen, Sir?«
    »Was ist denn los, Officer?« fragte der unauffällige Schnüffler.
    »Bitte geben Sie mir die Wagenschlüssel und steigen Sie aus. Es dauert nur eine Minute, Sir«, sagte ich.
    Er gab mir die Schlüssel und stieg aus. Ganz cool, worüber sollte er sich auch Sorgen machen?
    »Ihren Führerschein, bitte«, sagte ich. Er fummelte ihn hervor und gab ihn mir. Ich ließ mir Zeit damit. Der unauffällige Schnüffler hieß Amos Arnstein, war 1940 geboren worden und wog, nicht bei der Geburt, 70 Kilo. Daß er rund einsfünfundsechzig groß war, braunes Haar hatte und eine Brille trug, hatte ich schon vorher gewußt.
    »Sagen Sie, was habe ich denn getan?« fragte Aaron der Schnüffler und warf einen raschen Blick auf die Kreuzung hinter seinem Rücken.
    »Ist das Ihr Wagen, Sir?«
    »Nein. Das ist ein Firmenwagen.«
    »Haben Sie zufällig die Fahrzeugpapiere bei sich?«
    »Verdammt, was weiß ich«, sagte er. »Vielleicht sind sie im Handschuhfach.«
    Genau in diesem Moment hielt Mrs. Summers ganz vorbildlich vor dem Stopp-Schild an der Kreuzung; wir beide entdeckten sie im selben Moment. Amos machte seine Sache wirklich gut, aber für einen ausgebildeten Beobachter wie mich war deutlich zu sehen, daß er vor Wut fast aus seiner unauffälligen Haut fuhr.
    »Würden Sie bitte nachsehen?« sagte ich freundlich.
    »Hören Sie, Officer«, sagte er, »ich nehme an, sie sind im Büro. Lassen Sie mich jetzt frei? Ich habe es sehr eilig.« Er streckte mir seine Hand entgegen. Die Autoschlüssel. Er schenkte mir seine Vorstellung eines Lächelns. Ich tat so, als dächte ich darüber nach.
    »Die Sache ist die«, sagte ich dann. »Die Nachbarschafts-Patrouille hat Ihr verdächtiges Verhalten in den letzten Tagen protokolliert, ich sollte die Sache jetzt mal unter die Lupe nehmen. Aber ich muß gestehn, ich kann nichts Verdächtiges feststellen, Mr. Arnstein. Vielleicht hat sich einfach nur irgendeine alte Frau was eingebildet. Sie wissen ja, wie die sind.«
    »Ja, ja«, sagte er säuerlich, während er Mrs. Summers nachsah.
    »Ist es wahr, daß Sie hier jeden Abend parken und beobachten, wer das Apartment gegenüber betritt und verläßt?«
    »Scheiße«, sagte Amos. Er holte eine Ermittlerlizenz des Staates Kalifornien heraus, die sich gar nicht sehr von meiner eigenen unterschied, und hielt sie mir hin.
    »Aha«, sagte ich. »Und für wen arbeiten Sie, Mr. Arnstein?«
    »Linquist und Bailey«, sagte er. »Noch was?«
    »Ach«, sagte ich, »ich bin noch nie einem Detektiv begegnet. Arbeiten Sie an einem Fall?«
    »Ich habe daran gearbeitet«, sagte er.
    »Wow«, sagte ich. »Was Interessantes?«
    »Faszinierend«, sagte er. Vielleicht hatte ich meinen Trottelauftritt etwas überzogen, denn nun betrachtete er mich mißtrauisch und fragte, ob er noch einmal meine Marke sehen könne.
    »Natürlich«, sagte ich und holte sie hervor. »Gruber. Ich arbeite im South.«
    »Dann kennen Sie bestimmt Lieutenant Pally?«
    »Natürlich«, sagte ich, »seit Jahren.«
    »Und Captain Marshall, den Chef der Sitte?«
    »Machen Sie Witze?« fragte ich zurück.
    »Grüßen Sie ihn von mir, Amos Arnstein, wenn Sie ihn sehen, ja?«
    »Natürlich«, sagte ich. Ich hätte zwei von meinen Lieblingsdonuts darauf verwettet, daß, wenn ich jemals Pally und Marshall begegnen sollte, es bestimmt nicht in der South Station passieren würde. Falls es die beiden überhaupt gab. Denn mit diesen cleveren Fangfragen wollte Amos nur herausfinden, daß, wer oder was auch immer ich war, ich jedenfalls nicht von der South kam. Aber er war nicht so clever wie ich, denn ich hatte es von vornherein genau darauf angelegt, daß er das herausfand. Er würde seinen Bericht bei dem Typen abliefern, der Lindquist und Baily leitet, ein gewisser Rex Tolly, den ich einmal aus der Ferne gesehen, aber nie näher kennengelernt hatte, und Tolly würde seinen Bericht bei William Summers abliefern: Ein Unbekannter hatte seinen Beschatter hochgehen lassen — William J. würde schnell darauf kommen, daß der nichtsnutzige Nervbolzen wieder einmal zugeschlagen hatte.
    Nach einigen abschließenden Bemerkungen ließ ich Amos seiner Wege gehen und ging selbst der meinen; ich hatte ein Date mit Evonne, auf Schinkentoast und eine Partie Scrabble bei ihr. In ihrem Nachthemd und mit hochgestecktem Blondhaar sah sie so süß aus, daß ich ihr sogar das Wort sanguinisch durchgehen ließ, das, wie jeder weiß, ein ausschließlich medizinischer

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