Rosen lieben Sonne
Fachausdruck ist. Ja, die Liebe...
12
Am nächsten Vormittag war Großreinemachen in meinem Apartment angesagt, weil ich am Tag darauf Mum abholen würde — da klingelte das Telefon. Mrs. Lew war dran. Heute nachmittag, sagte sie, ab fünf Uhr.
»Soll ich meine Badehose mitbringen?« fragte ich. »Ich hab mir eine neue in Mexico gekauft. Bin neulich mal hingeflogen, wissen Sie.«
»Wie Sie wollen, Herzchen«, sagte sie, »aber wir haben auch eine ganze Truhe voll hier.«
Ich bedankte mich, sagte, wir sähen uns, und machte weiter sauber. Wir hatten Fiib vor gut einem Jahr dazu überredet, neue Teppiche verlegen zu lassen, aber die verdammten Dinger fusselten immer noch. Und ganz weit oben auf der Ekelliste meiner Mutter standen große staubige Teppichfusselbälle. Mir waren sie genauso egal wie die dreckigen Jalousien in der Küche, aber ich bin schließlich ein braver Junge, also machte ich sie sauber, sogar im oberen Bereich, den meine Mutter sowieso nicht sehen konnte. Außerdem dachte ich ernsthaft darüber nach, den Kühlschrank abzutauen und auszuwischen, vor allem die Gemüseschale; ich tat es dann doch nicht, aber ich dachte immerhin ernsthaft darüber nach. Ich kippte irgendein leuchtend blaues Zeug ins Klo und ging einkaufen und besorgte dies und das und belohnte mich schließlich mit einem Besuch im Two-Two-Two und einem wohlverdienten Erfrischungsgetränk.
Als ich hineinspazierte, winkte Jim mir einen Gruß zu, dann deutete er mit der Hand auf einen Schwarm Schwuler, die es sich auf einem der großen Sofas gemütlich gemacht hatten. Er hatte noch ein paar andere Gäste, aber nicht so viele, daß Lotus nicht auch allein mit ihnen fertig geworden wäre, also sagte ich nach einem angemessenen Lunch — zwei Corona und eine Tüte dieser falschen Zwiebelringe aus Maismehl — zu ihm: »James, holen Sie Ihren Hut.«
»Ich trage nie einen«, sagte er und hängte die Liste mit den drei Wochenbesten im »Wie viele Worte fallen dir ein?«-Wettbewerb auf.
»Dieser legasthenische Fleischer Bill hat schon wieder gewonnen«, sagte er. Bill war der Fleischermeister aus Ralph’s Supermarkt. »Aber wenigstens ist er einer von uns.«
»Tja, dann schnappst du dir jetzt eben symbolisch deinen Hut«, sagte ich, »denn wir reiten aus.«
»Muß ich erst noch mein Testament machen?« fragte er. »Oder meinst du in Wirklichkeit, daß wir irgendwohin fahren ?«
»Ja, ja, wir fahren«, sagte ich. »Laß uns gehen.«
»Lotus«, rief er, »ich fahre mit Vic irgendwohin. Wenn ich nicht, äh, wann, zurück bin?«
»In einer oder anderthalb Stunden«, sagte ich.
»In zwei Stunden zurück bin«, sagte er, »ruf die Bullen.«
Wir brauchten tatsächlich ganze zwei Stunden, weil die Fahrt über die Hills zum Hospiz satte vierzig Minuten dauerte; der Verkehr am Samstag ist einfach eine Katastrophe, genau wie am Freitag oder am Donnerstag, ganz zu schweigen von Mittwoch. Eine Riesenschlange aus Dosen-Bürgern, die ihr Recht genossen, sinnloserweise und unglaublich langsam in ihren sündteuren Blechkarren herumzuschleichen. Ich setzte Jim ab und wartete eine halbe Stunde im Wagen, feige wie ich war. Danach fuhren wir zurück. Auf dem Hinweg hatten wir über dies und das geplaudert, aber auf dem Rückweg fiel (wie schon bei Richard) kaum ein Wort. Irgendwann fragte ich Jim etwas ziemlich Blödsinniges wie »Interessante Lektüre?«, aber das war’s.
Als ich ihn am Two-Two-Two absetzte, fragte er: »Und was nun, Superhirn?«
»Courage, mon ami«, sagte ich. »Ich arbeite noch dran.«
Als ich abfuhr, stand er vor seinem Schuppen und starrte das Neonschild an. Er hat mir mal erzählt, daß der erste Besitzer ihm erzählt habe, das mittlere »Two« im Namen sei ein Versehen, eigentlich sollte es ein »To« sein: Two (o’clock) to Two (o’clock). Von zwei bis zwei, die Öffnungszeiten. Ein andermal erzählte er mir, der erste Besitzer habe ihm erzählt, der Name stehe für die drei Zweien, die er in dem legendären Pokerspiel gehalten hatte, das ihm genug Geld verschafft hatte, um den Schuppen zu kaufen. Ich glaube, die erste Variante ist wahr, denn das einzige Mal, als ich drei Zweien beim Pokern hatte, wurde ich nicht nur von allen Mitspielern geschlagen, sondern auch noch von ein paar Typen, die im Vorraum auf mich warteten.
Wie dem auch sei, ich überließ den verwirrten James seinen Gedanken und fuhr nach Hause, wo ich mich einem meiner neuen Bücher widmete, dessen Held ein muskelbebender Jogging-Freak war, der eine
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