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Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken

Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken

Titel: Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Ellis
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wieder. Aber zehn Minuten später war sie wieder da, so wie jedes Mal. Und während des Wartens haben wir uns darüber unterhalten, wie gut wir die Wege alle kennen, besonders den Willow Trail, auf dem wir gerade waren. Da hatte Casey eben diese Idee.«
    Â»Als Stephanie verschwunden war, habt ihr nicht sofort nach ihr gesucht?«, fragte Detective Bowen.
    Â»Wir waren uns sicher, dass sie nicht ins Wasser gefallen ist. Außerdem ist es dort ganz flach. Und wir wussten, dass sie nicht weit sein konnte. Beim Durchzählen hat ihre Freundin gesagt, sie hätte sie eben noch gesehen. Und Mrs Keefer, die Campleiterin, hat uns gesagt, wir sollten Stephanies Verschwinden nicht zu sehr beachten, damit sie sich das abgewöhnt. Wir sollten erst eine Viertelstunde Rast machen, ehe wir anfangen, nach ihr zu suchen. Wir haben wirklich alles versucht, damit sie nicht mehr abhaut.«
    Â»Also kennt ihr den Willow Trail gut, du und Casey?«
    Â»Jede Wurzel, jeden Baum, jeden Ast, so ziemlich.«
    Â»Casey hat den betreffenden Wanderweg mehrmals abgesucht, nachdem Stephanie verschwunden war, oder?«
    Â»Ja klar«, sagte ich. »Casey dachte, dass Stephanie vielleicht auf dem Willow Trail vom Übernachtungsplatz zum Camp zurückgelaufen war, weil wir auch so hingekommen waren. Sie hat so gründlich gesucht, wie sie nur konnte. An dem Tag hat es in Strömen gegossen, sogar ihre Regensachen waren schon total durchweicht, aber sie hat weitergesucht.« Es tat gut, meine Freundin zu verteidigen.
    Â»Du musstest den Übernachtungsplatz mitten in der Nacht verlassen, um eins der Kinder, Deanna Brown, ins Krankenhaus zu bringen. Und als du am nächsten Morgen wiedergekommen bist, hast du Casey eine sehr eigenartige Frage gestellt.«
    Ich wusste, worauf Detective Bowen hinauswollte. »Das war doch nur ein Scherz, ein saublöder Scherz.«
    Detective Bowen fuhr fort: »Zu der Zeit war die Suche nach Stephanie in vollem Gange. Die älteren Camp-Teilnehmer waren in Suchtrupps eingeteilt und haben unter Caseys Anleitung die übrigen Wege abgesucht. Eine andere Gruppenleiterin war beauftragt, sich um eure Gruppe zu kümmern, damit Casey und du Zeit zum Suchen hattet. Als du auf die Lichtung kamst, wo die Übernachtung stattgefunden hatte, war Casey gerade von einer weiteren Suche auf dem Willow Trail zurück. Du bist zu ihr hingegangen und hast gesagt: ›Dann hast du sie also endlich um die Ecke gebracht, was?‹ Und Caseys Antwort darauf war: ›Und die Leiche hab ich in ’nen hohlen Baum gestopft.‹«
    Ich hörte meine Eltern nach Luft schnappen. Ich konnte sie nicht ansehen, also starrte ich Detective Bowen an.
    Â»Das war doch nur ein Scherz«, wiederholte ich. »Wir waren müde und hatten die Nase echt voll von Stephanie. Und wir sind Freundinnen – wir können so miteinander reden. Das war wirklich nur ein blöder Scherz.«
    Â»Ein Scherz?« Detective Bowen stand auf, beugte sich über den Tisch und sah auf mich herab. »Und wie erklärst du dann die Tatsache, dass zwei Tage später Stephanies Leiche tatsächlich in einem hohlen Baum gefunden wurde? Und was sagst du dazu, dass dieser hohle Baum keine zwei Meter vom Willow Trail entfernt steht, ebenjenem Weg, den Casey angeblich immer und immer wieder abgesucht haben will?«
    Â»Detective, handelt es sich hierbei um eine Anschuldigung?«, fragte Mr Grey.
    Â»Ich denke, Jessica weiß wesentlich mehr, als sie durchblicken lässt«, entgegnete Detective Bowen. »Du kannst sie nicht schützen«, ergänzte sie und sah mich wieder an. »Du kannst sie nicht retten. Wenn sie das kleine Mädchen ermordet hat, kommt sie ins Gefängnis. Und du musst uns helfen. Das ist deine Pflicht. Hier geht es um ein totes Kind. Also, wie kann es sein, dass Casey den Weg immer wieder abgesucht hat und nicht in dem hohlen Baum nachgeschaut hat?«
    Â»Wir haben doch gedacht, wir suchen nach einem lebenden Kind, das sich bloß versteckt, nicht nach einem toten Kind, das jemand in einen hohlen Baum gesteckt hat!«, schrie ich. »Wir dachten doch, dass sie am Leben ist!«

Kapitel 6
    Der Anwalt beendete die Fragerei und lotste uns allesamt aus dem Raum, den Korridor entlang und durch den Haupteingang hinaus ins Freie, wo strahlend die Sonne schien.
    Â»Du hast nichts zu befürchten«, beruhigte er mich. »Wenn du willst, kannst du noch mal mit der Polizei reden,

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