Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken
deiner Gruppe die Kanus zu Wasser lassen, werden wir beide auf der Bank sitzen und zuschauen.«
Stephanie sagt nichts dazu.
»Ich weiÃ, dass du das jetzt gemein findest«, fügt Casey hinzu, »aber vielleicht können wir uns auf der Bank mal ein bisschen darüber unterhalten, was du besonders gerne magst. Vielleicht können ja wir im Laufe der Woche was davon machen.«
Stephanie dreht sich um, schaut Casey ins Gesicht und sagt: »Gar nichts weiÃt du.«
Ich sehe, wie Casey antworten will. Ich versuche, ihren Blick aufzufangen, um ihr zu verstehen zu geben, dass sie nicht weiter darauf eingehen soll. Aber sie redet immer weiter und kümmert sich gar nicht um das, was ich vielleicht dazu denke.
Da lasse ich sie einfach machen und jage die anderen Kinder den Hügel hoch zum Frühstück.
Aber das Frühstück ist mir egal. Es ist ja nur ein Zeichen dafür, dass wieder ein bescheuerter Tag anfängt.
Als es Vormittag wird, traben wir alle runter an den Strand. Der Rettungsschwimmer spult erst seinen Sicherheitskram ab und setzt die Kids dann paarweise auf Baumstämme, damit sie lernen, wie man das Paddel richtig hält.
Casey und ich haben dabei gut zu tun, denn manche Kinder können ihre linke und rechte Hand nicht auseinanderhalten. Deshalb kriegen wir auch nicht mit, dass Stephanie sich schon wieder selbstständig gemacht hat und zum Anlegesteg gegangen ist. Dort hat sie alle Kanus losgemacht und ins Wasser geschoben. Der Wind treibt sie in den verkrauteten Teil der Bucht. Casey und ich müssen ihnen hinterherschwimmen und sie alle einzeln wieder zum Steg ziehen. Dabei geht die ganze Kanuzeit der Gruppe flöten.
»Ich hab doch gar nichts gemacht!«, behauptet Stephanie, als ich sie zur Rede stelle. »Habt ihr mich dabei beobachtet? Nein. Also war ichâs auch nicht.«
Aber als sie sieht, wie Casey und ich uns die Blutegel von den Beinen klauben, grinst sie hämisch. Und sie wirft ihr langes lockiges Haar zurück, als sich die anderen Kinder über die vermasselte Gelegenheit beschweren.
»Man kann sich nirgendwo mehr sicher fühlen«, hörte ich eine Frau sagen, die gerade ihrem Kind zuwinkte, das in einem der kleinen Boote saÃ.
»Wir hatten diese Casey oft als Babysitterin«, berichtete eine andere Frau. »Nie wieder. Ich werde meine Kinder auf jeden Fall mal beim Psychologen vorstellen.«
»Hat man ihr denn was angemerkt?«
»Was soll denn das heiÃen? Denken Sie, dass ich ihr dann meine Kinder anvertraut hätte?«
»Nein, ich meine, wenn Sie noch mal zurückdenken. Ist Ihnen an ihr irgendwas Komisches aufgefallen?«
»Nicht dass ich wüsste. Sie war die perfekte Babysitterin. Immer pünktlich, immer zuverlässig, hat das Haus ordentlich verlassen und die Kinder fanden sie nett. Ich musste mir nie Sorgen machen, dass sie sich Jungs einlädt, wenn wir nicht da waren. Na ja, wenn eine dermaÃen perfekt ist, macht man sich natürlich schon so seine Gedanken, ob sie damit nicht doch was vertuschen will. Höchstwahrscheinlich Drogen. Darauf läuft es doch meistens hinaus, oder?«
Meine Mutter wäre ihr an die Kehle gesprungen. Aber ich schlenderte einfach nur weiter in Richtung Schafweide, wurde aber unterwegs aufgehalten.
»Ziemlich übel das mit Casey, was?«
Neben mir stand Amber Bradley. Wir waren zwar nicht befreundet, aber auch nicht direkt verfeindet. In der 6. Klasse hatten wir mal zusammen ein Geo-Projekt gemacht, irgendein Inka-Modell. Sie gehörte definitiv zur coolen Fraktion.
»Jep«, antwortete ich. »Jetzt verpasst sie die ganzen tollen Sachen hier.«
Abfällige Bemerkungen über die Kirmes gehörten unter den Jugendlichen aus Galloway zum guten Ton.
»Ist genau wie bei den kleinen Jungs, die in dieser Schule rumgeballert haben«, fügte Amber hinzu.
»Was für Jungs und welche Schule denn? Und was hat das damit zu tun?«
»Na, wenn die Kleine âne Knarre dabeigehabt hätte, würde sie jetzt noch leben.« Dieser Spruch kam von Nathan Ivory, einem dauergrinsenden Typen, dessen Eltern den Schreibwarenladen in Galloway betrieben.
Er war derjenige, den Casey damals vom Stuhl geschubst hatte, weil er ihre Gottesanbeterin gekillt hatte. Er und noch ein paar andere â allesamt Leute aus der Clique, zu der auch Amber gehörte â waren jetzt zu uns rübergekommen.
Die Vorstellung von Monstergöre Stephanie
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