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Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken

Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken

Titel: Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Ellis
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aber du musst nicht. Auf jeden Fall fand ich den Ton dieser Ermittlerin ziemlich unpassend«, sagte er noch zu meinem Vater, ehe er sich mit ihm wie üblich für Mittwoch früh auf dem Golfplatz Piney Lakes verabredete. Dann stieg er in seinen Wagen und fuhr los. Auch mein Vater ging zu seinem Auto. Ich sah mich suchend nach meiner Mutter um, aber die war schon losgelaufen. Jeder ging halt seiner Wege.
    Ich hätte Mom natürlich hinterherrennen und mit ihr zusammen nach Hause gehen können, aber das war so ziemlich das Letzte, was ich jetzt wollte. Und zu Casey konnte ich ja auch nicht. Ich hatte echt keine Ahnung, was ich mit mir anfangen sollte.
    Da fiel mir ein, dass gerade Kirmes war. Zwar war ich gerade alles andere als in Kirmeslaune, aber wenigstens war es ein Plan. Also schloss ich mein Fahrrad los und machte mich auf den Weg.
    Die Herbstkirmes von Galloway fand immer im Lion’s Park statt, das war eine Freifläche gleich neben dem Friedhof – für den Fall, dass mal einer von den Festbesuchern vor lauter Aufregung tot umfällt. Also, aufregend war der Rummel nicht wirklich, aber damit passte er ja bestens zu Galloway.
    Ich bezahlte am Eingang ein paar Kröten Eintritt, stellte mein Fahrrad irgendwo ab und schlenderte ein bisschen herum.
    Sonst sind Casey und ich immer zusammen auf den Jahrmarkt gegangen, und als wir noch kleiner waren, fanden wir das irre aufregend. Aber eigentlich war es jedes Jahr das Gleiche und nach zwei Schritten hatte man so ziemlich alles gesehen: drei bis vier Karussells für die ganz Kleinen, genauso viele größere Fahrgeschäfte, ein paar Losbuden und die üblichen Fressstände. Die Preise waren auch jedes Jahr mehr oder weniger dieselben. Selbst das Grünzeug und die Backwaren auf der Landwirtschaftsausstellung sahen immer gleich aus.
    Gelangweilt lief ich umher. Mehrmals dachte ich, ich hätte Casey gesehen – einmal am Fischteich von den Lady Lions und dann noch mal am Stand mit den Slush-Getränken. Aber natürlich hatte ich mich getäuscht.
    Trotzdem hörte ich ständig ihren Namen.
    Â»Diese Casey White ist verhaftet worden.«
    Â»Wohl wegen Mord.«
    Â»Diese Kinder heutzutage. Da läuft doch was gründlich schief. Ich meine, wir haben auch schon mal was angestellt, aber doch niemanden umgebracht.«
    Â»In der Nähe von Galloway sind schon öfter Kinder verschwunden. Nicht dass ich Beweise hätte, dass sie was damit zu tun hat, aber solche Leute machen das ja meistens nicht nur einmal – das hört man doch immer.«
    Der Mord an Stephanie Glass war das größte Ereignis in Galloway seit dem Bau der neuen Tankstelle vor zwei Jahren. Vielleicht kam es mir ja nur so vor, aber ich hatte den Eindruck, dass die Eltern ihre Kinder jetzt fester an die Hand nahmen und schneller panisch wurden, wenn eins mal kurz aus ihrem Blickfeld verschwand.
    Ich stellte mich neben ein Karussell, bei dem die Kids mit kleinen Booten im Kreis fahren und dabei mit den Händen im Wasser planschen konnten.
    23. August
    2. Tag
    Â»Du darfst heute nicht mit den anderen aus der Gruppe Kanu fahren«, sagt Casey zu Stephanie.
    Die anderen Kinder gehen schon mal voraus zum Frühstück, während Casey und ich uns noch mit Stephanie auseinandersetzen.
    Â»Einfach zu verschwinden, vor allem so wie gestern nach dem Baden, ist absolut unmöglich. Wir haben gedacht, du wärst ertrunken, und wollten schon die Polizei rufen!«
    Â»Da hättet ihr euch aber ganz schön blamiert, wenn die Polizei gekommen wäre, denn ich war ja gar nicht ertrunken«, antwortet Stephanie. »Falschen Alarm können die gar nicht leiden.«
    Â»Schön, dass du dich da so gut auskennst«, sagt Casey und ist dabei immer noch ganz ruhig. »Weißt du, was es bedeutet, wenn man einer Forderung Nachdruck verleiht?«
    Stephanie weiß Bescheid. »Wenn man zu einem Hund ›Sitz!‹ sagt und ihn dann so lange haut, bis er es auch macht. Klappt bei meinem Hund aber nicht. Wahrscheinlich haue ich ihn nicht doll genug.«
    Casey und ich sehen uns über Stephanies Kopf hinweg an. Casey wird langsam ungehalten.
    Â»Du sollst überhaupt nichts und niemanden hauen«, erklärt sie. »Um der Forderung, dass du nicht weglaufen und dich verstecken sollst, Nachdruck zu verleihen, wirst du heute Morgen vom Kanukurs ausgeschlossen. Bei der Einweisung an Land darfst du noch mitmachen, aber wenn die anderen aus

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