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Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben

Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben

Titel: Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isadorra Ewans
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mich zweifeln, ob er es wirklich war. Doch als er den Kopf wandte, um sich umzusehen, erkannte ich ihn hundertprozentig. Ich erschrak. Sein Blick hatte diese Neugier verloren. Sein Gesicht wirkte in der schummerigen Beleuchtung eingefallen und müde. Seine ganze Körperhaltung strahlte Desinteresse aus. So hatte ich ihn nie gesehen. Es musste ihn schlimmer erwischt haben, als ich es für möglich gehalten hatte.
    Die Vorstellung der Darsteller neigte sich dem Ende zu und um die Erwartungen des Publikums zu erfüllen, kopulierten die beiden dort oben auf der Bühne, immer darauf bedacht, dass der rote Hintern der Frau gut sichtbar war. Russel sah nicht hin. Scheinbar interessierte es ihn wirklich nicht, welches Spiel dort oben getrieben wurde. Als der männliche Part mit professionellem Löwengebrüll anzeigte, dass er nun die körperliche Befriedigung und somit den Lohn für seine Arbeit an seiner Partnerin erhalten hatte, hob Russel nur die Augenbrauen. Was tat er hier, wenn ihn das da nicht interessierte, fragte ich mich. Die Antwort bekam ich einen Augenblick später.
    Der Vorhang fiel und Russels Körper spannte sich an. Die Musik war etwas lauter geworden, trotzdem konnte ich von meinem Platz aus hören, dass einige Umbauten auf der Bühne durchgeführt wurden. Die Bedienungen beeilten sich, neue Bestellungen aufzunehmen, damit sie die nächste Vorführung nicht störten und so fand sich auf meinem Tisch ebenfalls ein gefülltes Glas. Ich ließ Russel nicht aus den Augen und als sich der Vorhang, unterstrichen mit einem leisen Tusch eines Orchesters vom Band, endlich öffnete, da sah ich etwas wie eine Ahnung des alten Russels.
    Ein Scheinwerfer leuchtete nur eine Stelle auf der Bühne aus. Ein Pärchen betrat den Lichtkreis und gleichzeitig fielen mehrere Seilkonstruktionen von der Decke herab. Der männliche Part begann die Seile um seine Partnerin zu legen. Immer wieder schielte ich zu Russel hinüber, um festzustellen, was er von der Darstellung hielt. Ob ihn diese Vorstellung inspirierte. Doch schon nach wenigen Minuten musste ich feststellen, dass er ebenso gelangweilt dort saß wie noch ein paar Augenblicke zuvor. Kaum, dass er gesehen hatte, was dort oben ablief, verfiel er wieder in diese Lethargie. Russel nahm einen Schluck aus seinem Glas und stellte es ab. Kopfschüttelnd erhob er sich und verließ den Raum. Ich sprang auf, musste ich ihm doch folgen.
    Vor der Tür blieb er stehen und sog die kühle Luft der Nacht ein. Erst jetzt konnte ich ihn richtig sehen. Im Licht des Eingangs wirkten das schwarze Hemd und die ebenfalls schwarze Hose falsch. Er, der mit dieser Kombination in dieser Farbe verwachsen zu sein schien, wirkte gräulich, farb- und haltlos. Russel sah sich um und wandte sich nach links. Vorsichtig folgte ich ihm, blieb vor Schaufenstern stehen, ohne deren Auslagen wahrzunehmen. Er lief ohne Ziel, sah nicht wer ihm da entgegen kam oder ob er Menschen anrempelte. Mehrfach stolperte er auf die vielbefahrene Straße und wenn er aus seiner Starre erwachte, war es, als wäre er im Schlaf gewandelt. Er schreckte dann kurz auf, um einen Augenblick später wieder in diesen Stumpfsinn zu verfallen.
    Ich musste handeln. Aber wie? Gerade liefen wir an einem Zeitungsstand vorbei, der trotz der späten Stunde noch geöffnet hatte. „Geben Sie mir eine“, sagte ich zu dem Verkäufer und riss ihm das Papier förmlich aus den Händen, während ich mit der anderen Hand, das Geld auf den Tresen fallenließ. „Haben Sie was zu schreiben?“ Der Mann nickte und sah mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank. Ich riss eine Ecke der Zeitung ab, schrieb und knüllte das Stückchen Papier zusammen. Immer musste ich Russel im Blick haben, der gerade am Bordstein stand und darüber nachzudenken schien, was er als Nächstes tun sollte. Meine Chance. Ich rempelte ihn an, nahm seine Hand und steckte das Stück Papier hinein. Kurz sah ich ihm in die Augen, um dann schnell um die nächste Ecke zu verschwinden. Dort hielt ich an, blickte vorsichtig zurück.
    Russel sah mir verständnislos hinterher, dann sah er auf das Fitzelchen Papier in seiner Hand, öffnete es und nachdem er meine Nachricht gelesen hatte, sah er sich suchend nach mir um. Ich zog mich in einen Hauseingang zurück und ließ ihn vorbeigehen. Hoffentlich funktionierte es. Kaum war er außer Sichtweite, rief ich mir ein Taxi, das mich zurück nach Linney Manor bringen sollte. Ich gab dem Fahrer die Anweisung, zu trödeln. Fragend sah er

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