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Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben

Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben

Titel: Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isadorra Ewans
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der seinen Rundgang in der Halle beendet hatte. „Ich hatte heute Mittag bei einigen Lieferanten Ware geordert. Sie müsste hinten vor der Tür zum Garten stehen.“ Ich nickte. Wenigstens etwas, das heimelig war. Sein Essen.
    Die Holzkiste mit den frischen Lebensmitteln stand tatsächlich vor der Tür und Mr. Smith machte sich an die Arbeit, während ich nutzlos und deshalb peinlich berührt in der Küche auf und abging. Vor dem großen Kamin blieb ich stehen. „Er sieht jetzt noch bedrohlicher aus, wenn er einem sein kaltes Loch so entgegenstreckt“, bemerkte ich.
    „Dann machen Sie dem Loch Feuer unter dem Hintern. Holz liegt hier neben der Tür und die Anzünder sind in der Vorratskammer.“ Theatralisch seufzend machte ich mich an die Arbeit und eine halbe Stunde später konnten wir vor einem wärmenden Feuer unsere Sandwiches genießen. Mr. Smith und ich saßen uns gegenüber. Er fixierte mich , so, als erwarte er von mir, dass ich ihm meinen Schlachtplan zur Errettung des Jungmannes Linney offenbarte. Ehrlich gesagt, war das etwas viel verlangt. Ich hatte keinen Plan. Ich hatte keine Ahnung. Ich wollte vollkommen unbedarft an die Sache herangehen. Und das war meine beste Ausrede.
    „Wo treibt er sich rum, wenn er nicht gerade in seinem Atelier ist?“, fragte ich zwischen zwei Bissen. Ich hielt mich für ein ausgefuchstes Stück, als ich die Frage stellte und mit dieser den Eindruck erweckte, ich würde mir Gedanken über mein Vorgehen machen. Und nein: Ich hatte kein schlechtes Gewissen.
    „In einem der Klubs, die Miss Amber frequentierte.“ Ich konnte dem Butler ansehen, dass er Russels Verhalten mehr als nur missbilligte. Aber auch, dass er nicht verstand, warum Russel sich das antat.
    „Aber heute Nacht gehen wir da nicht mehr hin“, sagte ich und legte rein prophylaktisch Protest unter meine Stimme. Er schüttelte den Kopf. „Nein, heute nicht mehr. Ich will das Haus erst ein wenig … sagen wir aufhübschen.“
    Nach einer letzten Zigarette begab ich mich mit einer Gaslampe in der Hand die Stufen hinauf in die obere Etage. „Fehlt nur noch das lange, wallende, weiße Nachthemd“, sagte ich.
    „Hängt oben im Schrank“, rief mir Mr. Smith hinterher. Kopfschüttelnd ging ich weiter. Dieser Mann war unglaublich. Vor dem Bild Russel des So-und-so-vielten blieb ich stehen und fragte mich, ob auch er schon Mitglied dieses Bundes gewesen sein mochte. Vielleicht hatte er diesen sogar gegründet? Und was er wohl davon halten mochte – wenn denn dem so wäre – was aus seinem Bund geworden war.
    Als ich das Zimmer des Schreckens betrat schlug mir muffige Luft entgegen. Anders als beim ersten Eintreten, bei dem mich die ganze Scheußlichkeit des Interieurs erschlagen hatte, wusste ich heute was mich erwartete. Trotzdem schob ich erste meine Hand durch einen Schlitz in der Türöffnung und tastete nach dem Lichtschalter. Ich wollte das Zimmer nicht im Dunkeln betreten. Auch hier brauchten die Energiesparlampen etwas Zeit, bis sie ihre volle Helligkeit entfalteten. Das gab mir die Möglichkeit mich auf Formen und Farben einzustellen.
    Enttäuscht stellte ich fest, dass auch hier oben weiße Laken die Möbel und Regale abdeckten. Ich betrat den Raum und sah auf die Deckenleuchte. Warum war mir das mit dem seltsamen Licht bisher nicht aufgefallen? War das ein Zeichen für meine – wirklich – überspannten Nerven? Mir entgingen Kleinigkeiten nie. Niemals. Wieder einmal stellte ich fest, dass ich „seinerzeit“ ein Schatten meines Selbst war.
    Ich startete meinen Rundgang durch den Raum und zog dabei die Laken von den Möbeln und Regalen herab. Große Lust den Ordnungsfanatiker raushängen zu lassen hatte ich nicht mehr, deshalb bleiben die weißen Tücher dort liegen, wo sie hinfielen. Als ich vor dem großen Bett mit den Pfosten aus dunklem gedrechseltem Holz stand, den schweren dunkelroten Samtbaldachin betrachtete, fiel mir mein wunder Hintern ein und unwillkürlich rieb ich darüber. Wo sollte ich Russel packen? Bei seiner Ehre? Guter Witz. Es gab nicht viel was ich über ihn wusste. Ich kannte seinen Hang zur Dominanz, sein seltsames Verständnis von Beziehungen. Ich wusste, wie sehr ihm seine Seile und Knoten am Herzen lagen. Aber reichte das, um ihn aus dieser Lethargie – oder was auch immer ihn befallen haben musste – herauszuholen?
    Gedankenverloren setzte ich meinen Rundgang fort. Vorsichtig strich ich über die Figuren, Plastiken, Vasen und den ganzen anderen Nippes, der sich auf den

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