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Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05

Titel: Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis des Kriegers
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Adjutanten, der ihm eine Landkarte reichte. »Ich habe lange und eingehend darüber nachgedacht«, erklärte er und breitete die Karte auf dem Tisch aus. Sie zeigte mit wenig zusätzlichen Details die Umrisse von Holtun, Bieme sowie den angrenzenden Ländern. »Ranella plant den ersten Schienenstrang zwischen Biemestren und Klein Pits-a-burg«, erklärte er. Die Worte in der immer noch ungewohnten fremden Sprache wollten ihm nicht recht von der Zunge. »Das ergibt natürlich einen Sinn - Biemestren ist die Hauptstadt. Doch meiner Meinung nach sollten wir hier mit dem Bau beginnen, von Biemestren aus in die Baronie Tyrnael, mit dem Endpunkt in Kernat.«
    Kernat. Schweigen legte sich über den Verhandlungstisch. Der Fall des Massakers von Kernat galt noch längst nicht als abgeschlossen, obwohl es Danagar nicht gelungen war, einen Schuldigen zu finden. Handelte es sich um einen Versuch der Sklavenhändler, einen zweiten Krieg in den Mittelländern heraufzubeschwören? Oder hatte Prinz Pugeer von Nyphien herausfinden wollen, wie weit er den Kaiser herausfordern konnte, bis dieser zurückschlug?
    »Und welchen Vorteil haben wir davon?« Tyrnael hob eine Augenbraue.
    »Jetzt ist es ein Viertagesritt von Biemestren nach Kernat - drei Tage, wenn ich die Männer antreibe. Bei der Ankunft sind sie müde, die Pferde erschöpft, die Kampfkraft der Truppe ist geschwächt. Hätten wir die Eisenbahn, dauerte die Reise nur einen Tag, Mensch und Tier kämen ausgeruht und kampfbereit am Zielort an.
    Baut die erste Strecke hier, und ich kann innerhalb eines Tages die gesamte Streitmacht Heims, plus Kanonen, nach Tyrnael transportieren, um in Nyphien einzumarschieren oder einen Angriff der Nyphier zurückzuschlagen.« Er schwieg kurze Zeit, damit seine Zuhörer Gelegenheit hatten, über seine Worte nachzudenken. »Wenn wir anschließend ein Netz von Nebenstrecken bauen, die das ganze Land überziehen, läßt sich nicht nur der Handel schneller und unkomplizierter abwickeln, können wir nicht nur Stahl und Getreide von einem Ende des Reichs zum anderen transportieren, sondern auch unsere Truppen können um ein Vielfaches wirkungsvoller eingesetzt werden.«
    »Trotzdem ist es ... eine gewaltige Summe Geldes«, wandte Baron Krathael ein. »Es muß Bauland zur Verfügung gestellt werden, ein Teil davon in meiner Baronie. Mit welcher Entschädigung kann ich rechnen?«
    Der Meinungsaustausch verkam zu einer Diskussion über Wegerechte. Seit langem gab es Präzedenzfälle, sowohl in Holtun wie in Bieme, die dem Thron das Wegerecht für den Bau von Militärstraßen zubilligten, doch über die Höhe der Entschädigung, die dem Grundbesitzer zu bezahlen war, fanden sich nirgends brauchbare Angaben.
    Karl Cullinane hätte vermutlich etwas Ähnliches geäußert wie: Zum Teufel mit sämtlichen Präzedenzfällen - wir überlegen uns eine vernünftige Art und Weise, das Projekt zu handhaben, und dann führen wir es durch.
    Ranella warf Jason einen Blick zu. »Wenn ich etwas sagen darf? Ich hätte einen Kompromiß vorzuschlagen: eine Versuchsstrecke von Burg Biemestren aus, etwa einen halben Tagesritt landeinwärts. Die in der Nähe ansässigen Bauern könnten mit dem Zug ihre Waren zum Markt bringen und wir haben Gelegenheit, die Verwendbarkeit der Eisenbahn als militärisches Transportmittel zu testen.«
    Jason wußte, daß es jetzt an ihm war, etwas zu der Diskussion beizusteuern, aber was sollte er sagen? Die vernünftigen Argumente waren alle von Garavar und Ranella vorgebracht worden, ihm blieb nur noch übrig, mit der Faust auf den Tisch zu hauen, und damit hätte er sich lächerlich gemacht.
    Thomen übernahm die Initiative. »Das Einverständnis des Erben vorausgesetzt, erhält Ingenieurin Ranella die Genehmigung, eine Versuchsstrecke zu bauen.«
    *Du mußt nicken.*
    Jason tat wie ihm geheißen. »Ich bin einverstanden, selbstverständlich.«
    Thomen schaute auf das Blatt Papier, das vor ihm auf dem Tisch lag. »Nächster Punkt: Baron Nerahan hat den Antrag gestellt, daß seine Soldaten im Gebrauch von Schußwaffen unterwiesen sowie mit solchen ausgerüstet werden sollen. Baron Nerahan.«
    Nerahan erhob sich und legte mit leidenschaftlichem Nachdruck die Gründe für sein Anliegen dar. Jason wäre von der Tiefe seines Gefühls beeindruckt gewesen, hätte Ellegon ihm nicht mitgeteilt, daß Nerahan mit einem abschlägigen Bescheid auf seinen ersten Vorstoß rechnete und lediglich den Boden für einen zweiten, erfolgreichen Versuch vorbereitete.

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