Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05
bedachte Tennetty mit einem verächtlichen Schnaufer, als sie die Hand an den Griff einer ihrer Pistolen legte. Das Kinn starrsinnig vorgereckt, schüttelte Listar Tyrnael sich das wirre schwarze Haar aus den Augen. »Er hat uns im Stich gelassen. Seine Verantwortung lag hier. Er war der Kaiser.«
»Baron!« Thomens Stimme schnitt durch das gedämpfte Flüstern, das sich bei der unvermuteten Wendung des Gesprächs erhoben hatte. Er schürzte die Lippen und trommelte mit den Fingern auf die altersglatte Tischplatte. »Es war seine Entscheidung, nicht die Eure und nicht meine. Er hat den vollen Preis bezahlt und nach besten Kräften dafür gesorgt, daß wir nicht unter den Folgen zu leiden haben. Laßt die Sache ruhen.«
Tyrnael zeigte sich nicht geneigt, diesen Rat zu befolgen . »Daraus läßt sich eine Lehre ziehen und ich ...«
»Baron, bitte.« Bren Adahan meldete sich zu Wort. »Er hat recht. Zum Wohl des Reiches, laßt die Sache ruhen.«
Auf Nerahans Kopfnicken reagierte Arondael mit einem Stirnrunzeln.
»Außerdem«, fuhr Thomen Furnael fort, »was die Reise des Erben nach Heim betrifft, so kann ich euch diesbezüglich mit Neuigkeiten dienen, die eure Meinung nicht unbeträchtlich beeinflussen dürften. Doch vorher gibt es noch andere Dinge zu besprechen.«
Tyrnael, immer noch sichtbar verärgert, gab nach.
Kevalun, der Militärgouverneur von Iralahan, beugte sich bei diesen Worten vor. Irgend etwas an Thomens Gehabe mußte seine Aufmerksamkeit erregt haben. »Neuigkeiten, Baron?« erkundigte er sich, vielleicht eine Spur zu drängend. Man hätte den jugendlichen Kevalun ohne weiteres für einen Gleichaltrigen halten können, dachte Jason, doch der General war in den Fünfzigern. Tatsächlich hatte Kevalun einen Sohn von dreißig Jahren sowie eine sechzehnjährige Tochter - eine recht attraktive sechzehnjährige Tochter.
*Laß dein Gehirn nicht in die Hose rutschen und hör zu.*
»Neuigkeiten, General. Doch alles zu seiner Zeit. Bevor wir uns den Angelegenheiten Heims und der Reise des Erben zuwenden«, fuhr Thomen fort, »stehen etliche andere Punkte auf der Tagesordnung, mit denen wir uns befassen müssen. Machen wir uns an die Arbeit.«
Der erste Punkt betraf den fortschreitenden Abzug der kaiserlichen Truppen aus der Baronie Nerahan und die Befreiung der Baronie vom Kriegsrecht. Wie zu erwarten, ging die Umstellung den Nerahans und den Holts zu langsam vonstatten, den meisten der Biemern dagegen zu schnell und zu plötzlich.
Danach ging es um die Bewilligung von Geldmitteln: Ranella und Bren Adahan argumentierten leidenschaftlich für einen weiteren Ausbau der Fabrikanlagen in Klein-Pittsburgh, während Thomen eine Teilnahme an der Diskussion ablehnte, aufgrund eines Interessenkonflikts: die Fabrik, obwohl nahe der Grenze zu Adahan gelegen, stand in Furnael.
Einigermaßen überraschend kam es zu dem Konsens, die Gelder bereitzustellen.
*Wieso überraschend? Thomen hat jedem der Barone einen aus der neuen Stahlproduktion gefertigten Dolch übersenden lassen. Es ist guter Stahl, beinahe die Qualität von Woss. Die Aussicht, demnächst zu niedrigen Preisen damit beliefert zu werden, ist schon eine Investition wert.*
Das führte zur Frage der Eisenbahn. Während es in einer beinahe freundschaftlichen Atmosphäre zu der Einigung über die Finanzierung der Stahlwerke gekommen war, machten die Barone, mit der Ausnahme von Thomen und Bren Adahan, einmütig Front gegen die beträchtlichen Ausgaben für den, wie Terumel Baron Derahan es nannte ›zweifelhaften mechanischen Zauberkram‹.
Ranella schaute zu Jason. Sie war eine stämmige, reizlose Frau mit Händen, die ständig die Spuren irgendwelcher fehlgeschlagener Experimente trugen.
*Sie hofft auf deine Unterstützung in dieser Angelegenheit. Thomen glaubt, daß sie recht hat, doch er glaubt, daß die Barone sich nicht darauf einlassen werden.*
Jason stand auf. »Ich befürworte den Bau einer Eisenbahn«, sagte er. »Eine Eisenbahn hat sogar noch größere Vorteile, als die Straßen, die Holtun und Bieme miteinander verbinden.«
»Ja, ja, ja.« Arbert, Baron Irulahan wischte das Offensichtliche mit einer Handbewegung beiseite. »Doch ein solches Vorhaben verschlingt riesige Mengen von Steuergeldern - Zehntausende Mark allein für den Anfang. Wann wird diese Investition sich amortisieren?«
Bis jetzt hatte General Garavar schweigend der Diskussion gelauscht, jetzt ergriff er das Wort. »Sofort, wenn wir es richtig anpacken.« Er winkte seinem
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