Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05
den Waffen, allesamt«, befahl Aeia laut. »Ellegon!«
*Kein Grund zur Aufregung. Es ist nichts geschehen, wofür es sich zu sterben lohnt.* Drachenfeuer erhellte den Nachthimmel und vertrieb den Nebel in Jasons Kopf. »Er ist in Ordnung. Jason, steht auf.*
Mikyn schaute auf ihn herab. »Du hast deine Schulden noch längst nicht abgezahlt. Aber es war eine erste Rate.« Er reichte Jason die Hand.
Jason griff danach und erwog für einen Moment,seinem Jugendfreund in die Eier zu treten. Zweimal. Mit Genuß.
Doch er verwarf den Gedanken und ließ sich von Daherrin und Mikyn auf die Beine helfen.
»Das hätte für die Hälfte meiner Leute der Tod sein können.« Die Nasenflügel Daherrins bebten, während er Jasons Finger mit schmerzender Kraft umklammerte. »Ich wollte jedem der Männer einen Prügel in die Hand geben und dich über glühenden Kohlen Spießruten laufen lassen, und wenn du nicht ausgerechnet der zukünftige Kaiser wärst, würde nichts in der Welt mich davon abhalten, genau das zu tun. Doch du bist nun mal der kommende Chef, also müssen wir damit leben, wie du die Sache vermasselt hast.
Doch merk dir eins: Du magst der Thronerbe sein, Kaiser in spe, sein Sohn oder was auch immer, aber du wirst das niemals, niemals wieder tun, oder die kleine Ohrfeige von eben wird dir vorkommen wie der Schmatz, den deine Mutter dir früher auf den Hintern gab, nachdem sie deine Windeln gewechselt hatte. Hast du mich verstanden, Jason Cullinane?«
»Ich habe dich verstanden.« Jason ließ die stützenden Hände los und stand mit weichen Knien zwischen Daherrin und Mikyn.
*Beruhigt euch wieder. Es ist nichts passiert.*
Ein paar Schritte entfernt in der Dunkelheit standen Tennetty und Kethol immer noch drei von Daherrins Kriegern gegenüber. Aeia und Durine hatten zwischen den feindlichen Parteien Aufstellung genommen. Gewehre waren schußbereit, Schwerter gezogen, doch es war kein Blut geflossen, kein unwiderrufliches Unheil angerichtet worden.
Der gewaltige Leib des Drachen überragte die
stumm verharrenden Menschengestalten, aus seinen Nüstern kräuselte sich Rauch. *Sag ihnen, daß alles in Ordnung ist.*
»Ta havath.« Jason hob die Hand. »Regt euch ab, ja? Es war nur ein Spaß.« Er tat einen Schritt und änderte seine Meinung. Das Dröhnen in seinem Kopf war alles andere als ein Spaß.
Annähernd hundert Krieger versammelten sich um das Lagerfeuer, als Daherrins Quartiermeister den von Ellegon gebrachten Nachschub aufteilten. Es gab drei Kategorien: Kleidung, Waffen und Verschiedenes.
Kleidung war ausreichend vorhanden. Die Männer verschwanden einer nach dem anderen mit ihrer frischen Wäsche einen von Laternen beleuchteten Pfad entlang, der zu einem nahen Bach führte, wo sie sich einseiften, fröstelnd mit dem kalten Wasser abwuschen und in die sauberen Kleider schlüpften. Feucht und frierend, aber sauber kehrten sie zurück und packten die getragenen Sachen für die Wäsche in Heim zusammen.
Auch Schießpulver und Kugeln gab es reichlich, außerdem einige Gewehre als Ersatz für beschädigte Waffen, die nicht ohne weiteres repariert werden konnten.
›Verschiedenes‹ war, wie Walter Slowotski zu sagen pflegte, immer die größte Kategorie. Dazu gehörten: Ersatzlampen, Flickzeug, einige kostbare Flaschen mit Heiltrank, Lederriemen, Seile, gebündelte Pfeilschäfte mit Werkzeug und Zubehör, ein kleiner Beutel mit Briefen ... aber kein Proviant. Obwohl man von den Truppen im Einsatz erwartete,
daß sie selbst für Verpflegung sorgten, waren Trockenfleisch und frisches Gemüse immer ein willkommener Leckerbissen. Diesmal enthielt Ellegons Fracht nichts dergleichen.
Daherrin fluchte gedämpft vor sich hin. »Wie ist es doch schön, Euch bei uns zu haben«, bemerkte er zu Aeia, mit heldenhaft gemäßigtem Sarkasmus in der Stimme, »sowie Euer Hochwohlgeboren«, er verneigte sich übertrieben vor Bren Adahan, »und Durine ist natürlich eine Wohltat für meine alten Augen ...«
Der riesenhafte Mann kicherte.
Der Zwerg spie ins Feuer und schaute sinnend dem Speichel nach. »Trotzdem wäre mir Euer Gewicht in Mohrrüben und Pflaumen lieber gewesen.«
Sein Stellvertreter, ein hagerer Mann, dem die meisten Vorderzähne fehlten, zuckte die Schultern. »Wasch schollsch. Wir können morgen schemanden in die Schtadt schicken, um frischen Proviant schu kaufen.«
»Durchaus. Aber ...« Daherrin überlegte einen Moment. »Doch eigentlich möchte ich den Sklavenjägern aus dem Weg gehen, wenn irgend
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