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Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05

Titel: Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis des Kriegers
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schmerzhaft.
    Die Hauptstraßen von Enkia, breit genug für zwei in entgegengesetzter Richtung fahrende Wagen, waren mit Kopfsteinen gepflastert. Im Lauf der Jahrzehnte hatten sich die Steine abgenutzt, die Zwischenräume waren mit Staub und Schmutz ausgefüllt, und man gewann eher den Eindruck, auf einem festgewalzten Feldweg unterwegs zu sein als auf einer Pflasterstraße: Von der Wölbung der Steine und den Rillen dazwischen war längst nichts mehr zu merken.
    Es war Mittag, herrliches Wetter und dementsprechend lebhaft ging es in der Stadt zu. Scheinbar endlose Scharen zerlumpter Kinder spielten Fangen, ein juchzender Tanz von den Bürgersteigen über die Straßen in die Häuserlücken, um an anderer Stelle wieder zum Vorschein zu kommen. Eine untersetzte Frau in der kargen grauen Kleidung der Bauern ging die Straße entlang, ein dickes, nußbraunes Huhn unter jedem Arm. Das strähnige Haar hatte sie mit einem schreiend roten Tuch zusammengebunden.
    Drüben in der Schmiede arbeitete ein dicker Mann am Amboß, das Gesicht, die nackte Brust und den schweren Bauch mit Schweiß bedeckt. Aus dem dicken schwarzen Haarpelz an seinem Oberkörper lugten an mehreren Stellen weiße Narben hervor, an denen sich ablesen ließ, wie oft er ein glühendes Stück Eisen ungeschickt öder unachtsam gehandhabt hatte.
    In einer Bude nicht weit davon kauerte eine magere Frauengestalt vor ihrem Kohlenbecken und tauchte einen Pinsel in eine Saucenschale. Nachdem sie die Fleisch- und Gemüsestücke auf dem Grill mit der Gewürztunke bestrichen hatte, vertauschte sie den Pinsel mit einem Papierfächer und fachte behutsam die Kohlen an. Der Geruch nach bratendem Lammfleisch, Zwiebeln und Knoblauch breitete sich aus.
    Zwei kräftige Männer mit flachen, breitkrempigen Hüten beugten sich über ein leeres Getreidefaß. Während der eine wiederholt mit einer kleinen Lederbörse winkte, schüttelte der andere immer wieder den Kopf und rief: »Dafür nicht, dafür nicht«, wobei er den anderen mit Speichel besprühte.
    Ein ganz gewöhnlicher Markttag.
    »Zum Vieh- und Gemüsemarkt geht es da lang, Taren«, erklärte Daherrin.
    Hinter dem letzten der einstöckigen Häuser erstreckten sich mehrere Rinderpferche. Jason haßte den Geruch; er war zu lange hinter einer Herde geritten, die von Metreyll nach Pandathaway getrieben wurde.
    Es gab Interessenten; drei wohlgenährte Männer, die Jason für Gastwirte hielt, brachten den Besitzer schier zur Verzweiflung, indem sie sich zwischen den Geboten für das halbe Dutzend Tiere in dem Gatter ausführlich miteinander besprachen.
    Hinter den Rindern kamen die Schweine; dahinter die Käfige mit Geflügel. Und hinter den Geflügelkäfigen hatte man drei große Gitterverschläge gebaut, jeder einzelne groß genug für etwa zwei Dutzend erwachsene Menschen.
    Vor jedem Käfig stand ein Wächter, keiner von ihnen in der roten und braunen Uniform von Prinz Gyren. Sklavenhändler.
    Sie machten keinen üblen Eindruck; drei Bewaffnete in Eisen und Messing und Leder. Nichts Ungewöhnliches, außer man bemerkte, wie einer von ihnen die Augen zusammenkniff.
    Das Böse war nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Vielleicht war das einer der Gründe, weshalb Gyren seine Stadt aus dem Zwist zwischen Heim und der Sklavenhändlergilde heraushalten wollte. Gyren der Neutrale nannte er sich stolz - als wäre es besonders nobel, in einem Streit zwischen Gut und Böse für keine Seite Partei zu ergreifen.
    Nun ja, vielleicht war gut nicht immer gut. Jason war ganz bestimmt nicht immer gut, edel, gerecht und was sonst noch. Einmal hatte er sich wie ein Feigling benommen und oft genug hatte er Angst gehabt. Doch wenigstens betrachtete er seine Mitmenschen nicht als Handelsobjekte.
    Der mittlere Käfig war leer, die beiden anderen nur spärlich besetzt. In dem einen befanden sich ungefähr zehn niedergeschlagene Männer zwischen zehn und fünfzig Jahren, in dem anderen fünf Frauen, keine davon besonders hübsch oder herausgeputzt.
    War es möglich, daß einige oder mehrere von ihnen aus Kernat stammten? Jason stieß seinem Pferd die Fersen in die Weichen, lenkte es zu den Käfigen und rief: »Kommen welche von euch aus Kernat? Oder aus Bieme?«
    Einer der Wächter griff nach dem Horn an seinem Gürtel und ließ die Hand erst sinken, als sein Gefährte den Kopf schüttelte. »Ta havath«, grüßte letzterer und streckte Jason die nach oben gekehrte Handfläche entgegen. »Du bist ein Kaiserlicher?«
    Jason nickte. »Der

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