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Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05

Titel: Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis des Kriegers
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Drache.
    Behutsam ließen sie sich im Dunkeln zu Boden gleiten. Wie abgesprochen, verschwanden Tennetty und Durine unter den Bäumen, um den Landeplatz zu sichern.
    Die Zurückbleibenden verharrten in Schweigen, bis Ellegon zufrieden schnaufte. *Wir können ein Feuer machen; es ist niemand hier.*
    Die Lichtung, die Ellegon ausgesucht hatte, war nur durch einen schütteren Streifen hoher Kiefern von einem brachliegenden Feld getrennt. Gras und wucherndes Unkraut wiegten sich im Mondlicht und verwischten die Spuren der Urbarmachung. Hinter dem Hügel in der entgegengesetzten Richtung lag Wehnest, doch es sprach nichts dagegen, ein kleines Feuer zu entzünden; der leichte Wind wehte in Richtung des Waldes, und den Rauch des Feuers konnte man erst bei Tagesanbruch erkennen. Bis dahin waren noch einige Stunden Zeit.
    Jason lächelte, während sie ausschwärmten, um Holz zu sammeln. Zumindest brauchte er es nicht in Brand zu setzen. Karl Cullinane hatte darauf bestanden, daß Jason lernte, mit Stahl und Feuerstein umzugehen - eine mühevolle und unglaublich langweilige Angelegenheit. Da Ellegon bei ihnen war, blieb ihm diese Arbeit erspart, doch auch das Holzsammeln dauerte seine Zeit.
    *Ich bin immer noch der Meinung, daß dieser Abstecher nach Wehnest unnötig ist*, meldete sich der Drache. *Der Zweck dieser Reise ist, Walters Frau und Tochter abzuholen, und nicht, mit ein paar Dolchen und Schwertern Handel zu treiben.*
    Aeia beugte sich über einen umgestürzten Baum, packte mit einer Hand einen in die Luft ragenden Zweig und trennte ihn mit drei raschen Hieben ihrer kleinen Axt vom Stamm. »Das Dumme dabei ist, daß wir uns zweierlei vorgenommen haben«, erklärte sie. »Wir möchten herausfinden, was es mit dem Massaker in Kernat auf sich hatte.«
    Jason ließ einen Armvoll Holz auf den verbrannten Fleck in der Mitte der Lichtung fallen. Aeia hatte recht, wie gewöhnlich. Trotzdem, die Chance, in Wehnest irgend etwas zu erfahren, war gering. Wehnest war einer der bedeutendsten Handelspartner Heims und dementsprechend gut funktionierte der Nachrichtenaustausch - offiziell wie inoffiziell.
    Doch zwischen Vermuten und Wissen gab es einen beträchtlichen Unterschied. Jason glaubte selbst nicht, daß er jemals genau erfahren würde, was aus den geraubten Einwohnern Kernats geworden war, doch er war entschlossen, sein Möglichstes zu tun. Eine der Besonderheiten seines Berufs.
    *Gemäß der Definition deines Vaters*, mischte sich der Drache in seinen Gedankengang. *Nicht jeder Herrscher fühlt sich verpflichtet, alles und jedes selbst zu erledigen.*
    Erstens, alles und jedes war übertrieben. Karl Cullinane hatte ganz selbstverständlich Danagar, General Garavars Sohn, als Spion ausgeschickt - und sogar in eben dieser Angelegenheit.
    Doch zweitens hatte Karl Cullinane den Leuten vor Augen geführt, daß der Kaiser von Holtun-Bieme sich nicht scheute, selbst mit anzupacken, und sein Beispiel machte Schule. Bren Adahan hatte sich nicht nur Aeias wegen entschlossen, Jason zu begleiten; schon seit langem teilte er Karls Ansicht, daß ein Herrscher mit seinem Land und dessen Bewohnern in Kontakt bleiben sollte und nicht in luxuriöser Abgeschiedenheit auf seinem Thron sitzen.
    Auch Thomen Furnael war von diesen Gedanken nicht unbeeinflußt geblieben, erinnerte sich Jason mit einem Lächeln. Doch als er das letztemal etwas auf eigene Faust zu unternehmen versuchte, hatte Vater ihn mit einem Tritt nach Hause geschickt, dessen delikate Plazierung Gashier nicht müde wurde zu beschreiben. Bei dieser Gelegenheit hatte Thomen gleich noch eine zweite Lektion gelernt: Karl Cullinanes Befehle zu mißachten, war keine gute Idee.
    *Auch wenn das alles stimmt*, vernahm er Ellegons Gedankenstimme in seinem Kopf, *muß es mir noch lange nicht gefallen. Daß er immer persönlich nach dem Rechten sehen mußte, hat ihn schließlich umgebracht. Ihr Cullinanes seid nicht unsterblich, wie du vielleicht weißt.*
    Wie wahr. Obwohl ... es hatte eine Zeit gegeben, da glaubte er, Karl Cullinane sei unüberwindlich, niemand könne es mit ihm aufnehmen. Schon damals rankten sich Legenden um die Gestalt seines Vaters, zum Beispiel, wie er ganz allein seine zukünftige Frau aus den Händen von tausend Sklavenhändlern befreit hatte.
    Und wie alle Sagen enthielt auch diese ein Körnchen Wahrheit: Karl Cullinane hatte Andrea befreit. Doch es waren nur zwölf Sklavenhändler gewesen, und Walter Slowotski hatte ihm geholfen, indem er die Schufte mit seinen

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