Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05
mit Blut bedeckt.
»Ten? Bist du ...?«
Die Maske aus Blut und Schmutz verzog sich zu einem Lächeln. »Mir haben sie zuerst von dem Heiltrank gegeben. Ich bin in Ordnung.«
»Es geht ihr gut«, bestätigte Durine. »Alles ist gut, junger Herr.«
»Deine Kugel?«
Durine nickte, stellte den Gewehrkolben auf den Boden, umfaßte den Lauf mit beiden Händen und lehnte sich dagegen. »Der beste Schuß, der mir je gelungen ist. Hat akkurat die Wirbelsäule zerschmettert und das Vieh auf der Stelle getötet.«
»Der glücklichste Schuß, der dir je gelungen ist«, wurde er von Tennetty verbessert. »Oder hast du wirklich genau zwischen die Wirbel gezielt?«
Ein Gefühl neu erwachter Kraft summte in Jasons Kopf wie hochprozentiger Whiskey; er rollte sich auf die Knie und wehrte die hilfreichen Hände ab, die sich ihm entgegenstreckten.
Mit großer Mühe gelang es ihm aufzustehen, doch seine eben erst geheilten Beine vermochten ihn nicht zu tragen, und wenn Durine ihn nicht gehalten hätte, wäre er gestürzt.
»Wer ...?« versuchte er zu fragen, doch er brachte die Worte nicht heraus. »Geht es den anderen auch gut?«
»Es geht uns allen ausgezeichnet«, beruhigte ihn Durine.
Jason hatte versagt, seine Gefährten aber nicht. »Bren?«
Der Baron war augenblicklich an seiner Seite. Er grinste breit, obwohl sein Hemd mit Blutflecken übersät war und er sich mit dem feuchten Tuch, das einer der Dorfbewohner besorgt hatte, den zähen Schorf der frisch verheilten Wunden aus dem Gesicht wischte.
»Wir sind alle am Leben«, meinte er mit gelassenem Triumph in der Stimme.
Jason schaute in die lächelnden Gesichter der Dörfler, die sich um seine kleine Gruppe versammelt hatten. Alle Altersgruppen waren vertreten, vom Säugling bis zu dem greisen Magier, der sich abseits hielt und sie beobachtete.
Jason fühlte ein Zupfen an seinem Hemd. Ein barfüßiges, braunhaariges kleines Mädchen in. einem zerrissenen Kleid aus Sackleinen hielt in der einen Hand seine Pistole und zog mit der anderen an seinem Hemd.
»Ist das deins?« fragte sie. »Herr?«
Er nahm die Waffe, steckte sie in das Gürtelhalfter und klopfte einmal auf die zweite Pistole unter seine Achsel. »Ja, die gehört mir.«
Sie lächelte zu ihm hinauf, legte die Arme um seine Hüften, drückte ihn schnell und verschwand.
Irgend etwas schnürte ihm die Kehle zu, er vermochte kein Wort herauszubringen.
Tennetty kicherte beißend. »Sehr hübsch, sehr hübsch. Aber lohnt es sich, dafür das Leben aufs Spiel zu setzen?«
»Sei still.«
Einige der Dorfbewohner hatten die verstreuten Waffen eingesammelt und nicht weit von dem toten Ungeheuer entfernt aufgestapelt. Was die Dorfbewohner eben noch in Angst und Schrecken versetzt hatte, war jetzt nur noch ein Klumpen Fell und Fleisch.
Zwei Jungen, der eine vielleicht zehn Jahre alt, der andere schätzungsweise ein oder zwei Jahre älter, machten sich an dem Kadaver zu schaffen. Der jüngere stieß mit einem kurzen Holzstock nach dem leblosen Körper, der ältere hatte sich den Knauf eines zerbrochenen Schwertes angeeignet. Bren Adahans Schwerthülle war leer. Jason zog seine eigene Klinge und schlug sie mit der flachen Seite gegen sein jetzt wieder stabiles Knie. Der Stahl tönte leise.
»Nimm meins solange«, sagte er und reichte das Schwert mit dem Griff voraus dem Baron, der es entgegennahm, knapp salutierte und dann in die leere Scheide an seinem Gürtel gleiten ließ. Es war nicht unbedingt eine ideale Lösung, denn der von Bren Adahan bevorzugte Säbel war länger und schwerer als Jasons Klinge.
Der graugewandete Magier, der sich nicht zu den übrigen Dorfbewohnern gesellt hatte, musterte Jason und seine Begleiter mit Augen, die nie zu blinzeln schienen. »Ich bin Dava Natye«, sagte er langsam. »Wir sind in eurer Schuld.«
Tennetty knurrte. »Darauf kannst du wetten.« Sie deutete auf den Kadaver. »Was war das?«
Der Magier schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Kaufleute berichteten von merkwürdigen Wesen aus dem Feenland. Der Krieger sprach von ...«
»Der Krieger?« unterbrach ihn Jason. »Er war hier?«
»Vor zwei Zehntagen«, bestätigte der Magier.
»Beschreib ihn«, zischte Tennetty.
Wieder schüttelte der Magier den Kopf. »Ich habe ihn nur für einen kurzen Moment gesehen, als Silhouette vor der brennenden Hütte des Sklavenhändlers Nosinan. Ein hochgewachsener, breitschultriger Mann, mehr kann ich nicht sagen. Er befahl mir zu gehen, dies sei eine Sache zwischen ihm und der
Weitere Kostenlose Bücher