Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05
los, trat einen Schritt zurück und sagte: »Das wurde auch Zeit, Cullinane.«
Durine hatte die Vorgänge von seinem Platz am Ufer verfolgt. Jason war nicht ganz sicher, doch er glaubte, Durine grinsen gesehen zu haben, bevor er ihnen den Rücken zukehrte.
»Er weiß Bescheid«, meinte Jason.
Sie zuckte die Schultern. »Na und? Ist dein Zelt nicht groß genug für zwei?«
»D-doch«, antwortete er und biß sich zornig auf die Lippen, weil seine Stimme so unsicher klang. Er war der Mann, verdammt. Von ihm wurde erwartet, daß er sich welterfahren und überlegen gebärdete. »Aber ... warum?«
»Hat dein Vater dir nie den Rat gegeben, einem geschenkten Gaul nicht ins Maul zu sehen?« Sie lachte verhalten, doch als er die Stirn runzelte, küßte sie ihn sanft auf den Mund. »Nein, nein. Ich lache dich nicht aus. Warum also ... sagen wir, weil du unwiderstehlich bist?«
»Nicht gut.« Sein Lächeln war nicht ganz aufrichtig. Vielleicht sah auch Jane Slowotski sich bereits als Kaiserin auf dem Thron sitzen, hm?
»Wer weiß?« Sie nickte, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Es ist mir ganz recht, daß es ab morgen früh leichter sein wird, Brens Hände von meinem Hintern fernzuhalten. Das geht mir wirklich auf die Nerven. Aber hauptsächlich ist es wegen meines Vaters.«
»Wegen deines Vaters?«
»Eine seiner Weisheiten. Er sagte immer, nur um Haaresbreite dem Tod entkommen zu sein, hätte eine ganz besondere Wirkung. Oder wirst du davon etwa nicht geil?«
Kapitel einundzwanzig
Nach Salket
Die Logik des Herzens ist absurd. Julie de Lespinasse
Das Lügen wie das Essen kann man übertreiben.
Walter Slowotski
Von Klimos nach Geverat, wo man sie nicht gesehen hatte, aber vielleicht auf Menelet? Nein, nein, die Sache auf Menelet lag bereits zehn Tage zurück. Klimos. Die drei Rächer (zwölf, hundert) hatten auf Klimos zugeschlagen und ein ganzes Dorf bis auf die Grundmauern niedergebrannt.
Und habt ihr letzten Zehntag das Ding am Himmel gesehen? Ich weiß nicht, ob es ein Drache war, aber ihr habt nicht ein paar Tropfen Drachenbann zu verkaufen oder?
Von Geverat nach Heshtos, und Jane hatte ein gutes Gefühl, also ließen sie in der Nacht eine Signalrakete aufsteigen und blieben eine Nacht und einen Tag vor Anker liegen, angeblich, um die Takelage auszubessern.
Ein Boot kam längsseits, aber es waren nur ein paar von den am Ufer ansässigen Fischern: Habt ihr letzte Nacht die seltsamen Feenlichter gesehen? Und habt ihr von dem Krieger gehört? Er könnte überall stecken - wie man sich erzählt, machen sich die Sklavenhändler schon in die Hosen, wenn sie einen lauten Furz hören.
Sie gingen an Land, doch wie überall hörten sie nur Gerüchte, Gerüchte.
Jane Slowotski kniete neben der Karte. »Salket«, verkündete sie, tippte auf das Pergament und legte dann ihre Hand auf Jasons Bein. »Ich bin fast sicher.« Ihre Finger waren wärmer als es der Anstand erlaubte.
»Zwei Tage«, bemerkte Bothan Ver, der das Hauptsegel einholte. Sein Hände mit den abgekauten Nägeln handhabten die Leinen präzise und behutsam, wie ein Puppenspieler die Fäden seiner Marionetten. »Vielleicht.«
»Falls der Wind günstig bleibt«, fügte Thivar Anjer hinzu, der an der Ruderpinne lehnte und aus zusammengekniffenen Augen den Horizont absuchte. »Was durchaus sein könnte.«
»Dort werden wir ihn finden«, sagte Tennetty und strich mit der Klinge ihres Jagdmessers stetig an dem Wetzstein entlang. »Und vielleicht bleiben sogar ein paar von uns am Leben.«
»Das ganze Leben ist ein Sterben«, meinte Kethol leise. »Manche von uns sterben Stück für Stück.«
»Es ist Euer Unternehmen, Jason«, erinnerte ihn Durine. »Ihr seid der Erbe.«
»Das bist du«, bestätigte Bren Adahan. »Und dürfte man erfahren, weshalb du mich so scheel ansiehst?«
»Du und ich werden uns ausführlich über meine Schwester unterhalten müssen«, belehrte ihn Jason. »Nach Salket. Und gib mir mein Schwert zurück, verdammt noch mal.«
Zwischenspiel
Ahira
Die Welt ist ein ungeheurer Tempel
zu Ehren der Zwietracht.
Voltaire
Müde, schmutzig und sattelwund hatte der Zwerg es sich doch nicht nehmen lassen, auf seinem grauen Pony in der Burg Biemestren einzureiten. Die Sehnen an seinem gedrungenen Hals brannten wie glühende Drähte, und ein heißer, grauer Schleier hatte sich über seine Augen gesenkt. In seiner rechten Schulter pochte ein unablässiger dumpfer Schmerz. Er verließ ihn nicht einmal, wenn er schlief. Die Haut an den
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