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Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05

Titel: Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis des Kriegers
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niedergebrannten Bootsschuppen am Ufer abschweifen, über die seichten Wellen, die den flachen Strand hinaufliefen, bis zu der Stelle weiter draußen, wo die Gazelle vor dem Anker schwoite. Die Wasserfläche, die ihren schmalen Rumpf einschloß, schien aus widergespiegeltem Sternenglanz und Feenlichtern gewoben zu sein. Sie fing das Zwinkern der Millionen Lichtpunkte am Himmel ein und vermischte es mit dem Pulsieren der schleierartigen Feenlichter.
    Er vernahm leichte Schritte hinter sich - bloße Füße auf Gras, dann auf Stein.
    Jane Slowotski räusperte sich. Nur mit Schnürbundhosen und einem dünnen Hemd bekleidet, stand sie in der Dunkelheit, zwei Tonkrüge in den Händen. »Schön, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Was möchtest du? Whiskey? Wasser?«
    »Beides«, erwiderte er und griff zuerst nach der Whiskeyflasche.
    »Du bist nicht wie dein Vater«, bemerkte sie. »Ihm hätte ich mich nicht so weit nähern können.«
    »Ich habe dich gehört.«
    »Klar.«
    Er entkorkte die Flasche und tränk. Lou Riccettis Maisschnaps war vielleicht nicht eine so revolutionäre Erfindung wie Gewehre oder Schießpulver, doch er hatte durchaus sein Gutes. Trotzdem schmeckte er wie ... nun ja.
    »Langsam«, warnte sie ihn. »Du hast heute einiges durchgemacht. Mute dir nicht zuviel zu.«
    Zuerst wollte er sie zurechtweisen, ihr sagen, daß er sehr gut selbst beurteilen konnte, wieviel er vertrug, und daß es sie nichts anging ... aber sie hatte recht.
    »Stimmt«, gab er zu. Sie tauschten die Flaschen, und Jane nahm einen kleinen Schluck von Riccettis hochprozentigem Gebräu, bevor sie die Tonflasche wieder verkorkte.
    Der Wind war kalt, aber ihr Lächeln erfüllte ihn mit Wärme.
    Das Wasser war kühl und frisch. Es schmeckte gut in dieser Nacht, besonders klar und süß. Wie hatte Valeran, sein alter Waffenmeister, doch gesagt: Eine überstandene Gefahr schärft die Sinne.
    Er gab Jane die Wasserflasche zurück. »Danke.«
    »Würdest du mir eine Frage beantworten?« sagte sie, als er Anstalten machte sich abzuwenden.
    Er zuckte die Schultern. »Nur zu.«
    »Warum hast du mir noch keine Avancen gemacht?« In ihrer Stimme schwang ein merkwürdiger Ton mit, den er bis jetzt noch nie gehört hatte. »Liegt es an mir oder an dir oder an uns beiden?«
    »Hat bisher jeder Mann, der dir begegnet ist, dich zu überreden versucht, mit ihm zu schlafen?«
    Sie lächelte. »So gut wie. Seit meinem vierzehnten Lebensjahr.«
    Er schaute den Abhang hinauf zu den anderen, und Jane nickte.
    »Aber sicher. Alle drei. Durine hat ganz lieb gefragt. Bren Adahan entwickelt sich zu einer Nervensäge.«
    Jason schwieg einen Moment fassungslos. »Bren Adahan will meine Schwester heiraten«, sagte er dann kalt. »Ich bin nicht sicher, daß mir das gefällt.«
    »Ist doch nichts passiert.« Sie schnaufte verächtlich. »Ich habe nein gesagt. Außerdem wußte ich nicht, daß jeder Schlüssel immer nur in ein Schloß paßt. Ist deiner so gebaut?«
    Dazu gab es nichts mehr zu sagen, aber er konnte trotzdem nicht den Mund halten. »Mußt du so reden?«
    »Ich weiß nicht.« Sie schaute ihn groß an. »Liegt in der Familie ... Hast du dich je gefragt, warum mein Vater dir den Auftrag gegeben hat, mich zu holen?«
    »Weil er wollte, daß seine Familie nach Biemestren übersiedelt.«
    Sie hob die Augen zum Himmel. »Du brauchst ja wahrhaftig jemanden, der auf dich aufpaßt. Ist dir nie der Gedanke gekommen, er könnte gehofft haben, daß wir zwei uns zusammenfinden? Ist die Idee so abwegig, oder fehlen dir ein paar Teile zum Bild?«
    »Nein.« Der Gedanke war ihm tatsächlich nie gekommen. Er schluckte. Warum hatte sie davon angefangen? Nur, damit er sich unbehaglich fühlte. Eigentlich hätte er Verdacht schöpfen müssen. In Biemestren, bei Hofe, verspürte er schon seit langem ein diskretes Lauern, einen beständigen Druck von Seiten der Barone. Kein Baron mit einer Tochter im heiratsfähigen Alter schien die geringsten Schwierigkeiten zu haben, sie als nächste Kaiserin zu sehen. Warum sollte Walter Slowotski anders sein?
    »Oh, das ist schlimm«, spöttelte sie in sein Schweigen hinein. »Dir fehlen tatsächlich ein paar Teile, gib's zu.«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Ja, weiß ich.«
    Er konnte sich nicht erinnern, daß sie die Flaschen abgestellt hatte oder näher an ihn herangerückt war, doch plötzlich lag sie in seinen Armen, verschränkte die Hände hinter seinem Rücken, und ihre warmen Lippen berührten seinen Mund.
    Nach einer Weile ließ sie ihn

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