Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05
Gilde.
Er hinterließ eine Botschaft und dann war er verschwunden.« Der Magier breitete die Hände aus. »Sein Boot oder seine Gefährten habe ich nicht zu Gesicht bekommen. Aber sie waren hier, und jetzt sind sie fort.«
»Die Botschaft.« Tennetty trat einen Schritt vor, dann bezwang sie ihre Erregung. »Er hat uns eine Nachricht hinterlassen?«
»Sie war nicht für euch bestimmt, sondern für die Sklavenhändler. ›Sag ihnen‹, rief er mir zu, ›sag ihnen, daß der Krieger lebt und daß sie meiner Rache nicht entgehen werden.‹ Dann befahl er seinen Gefährten, die ich nicht sehen konnte, ihn am Ufer zu treffen, versetzte dem toten Nosinan einen letzten Tritt, und dann ... dann war er verschwunden.«
Mehrere der Dorfbewohner nickten gleichzeitig mit den Köpfen. Einer von ihnen, ein schmächtiger Mann mit Pockennarben und tiefliegenden Augen, ergriff für die anderen das Wort. »Es ist genau so, wie Dava Natye sagt. Genau das haben wir auch Laheran von der Gilde erzählt.«
Kapitel zwanzig
Atempause
Genieße das Leben, solange es dauert.
Ptahhotpe
Schnapp dir jedes Vergnügen, das sich bietet, wie auch immer, was auch immer. Unsereins steht oft genug im Regen.
Walter Slowotski
Bren Adahan hatte entschieden, daß Jason und Tennetty, die am schwersten verletzt worden waren, eine ungestörte Nachtruhe brauchten, um sich zu erholen. Jason war nicht in der Stimmung zu widersprechen.
Sie verbrachten die Nacht am Ufer, nachdem sie den Dorfbewohnern erklärt hatten, daß es keine gute Idee wäre, sich während der Nacht ihrem Lager zu nähern. Von dem grasbewachsenen Streifen gleich über dem felsigen Abhang hatten sie einen guten Blick auf die Gazelle, die in tieferem Wasser vor Anker lag. Die anderen zogen es vor, unter freiem Himmel zu schlafen, doch Bren Adahan und Jason bauten jeder ein kleines Biwakzelt auf.
Jason schlief fest, als er eine Berührung an seinem Fuß spürte. Er fuhr mit einem Ruck in die Höhe und griff nach der Pistole.
»Ich bin's, Jason«, flüsterte Jane Slowotskis Stimme am Zelteingang. Sie tippte wieder gegen seinen Fuß. »Du hast im Schlaf geschrien.«
Er hatte einen bitteren Geschmack im Mund und im Kopf ein Gefühl, als würde von innen jemand mit einem stumpfen Eispickel gegen seine Schädeldecke hämmern. Er stützte sich auf die Ellenbogen.
»Es muß ein Traum gewesen sein«, meinte er. Vage erinnerte er sich daran, knietief durch Ströme von Blut gewatet zu sein, während er ein vor Angst schreiendes kleines Mädchen mit ausgestreckten Armen über den Kopf hielt. Der Traum war so deutlich gewesen, so schmerzhaft eindringlich ... doch jetzt verblaßte er zu einem Nichts.
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und reckte die Beine in den feuchten und dumpf riechenden Decken. »Danke, daß du mich geweckt hast.« Sie war nur ein dunkler Schatten vor dem etwas helleren Nachthimmel. Als er genauer hinschaute, war sie verschwunden.
Er spürte immer noch den säuerlichen Geschmack im Mund, während er seine Waffen überprüfte. Beim Schlafengehen hatte er vergessen, einen Wasserschlauch mit ins Zelt zu nehmen. Soweit er wußte, besaß Tennetty die einzige Flasche von Riccettis Magentrost auf der ganzen Insel. Er brauchte irgend etwas zu trinken, außerdem war seine Blase zum Platzen voll.
Die Vorstellung, Tennetty aufzuwecken, gefiel ihm nicht. Nicht nur, daß sie ihre Nachtruhe brauchte, sondern sie pflegte auch bewaffnet aus dem Schlaf zu fahren. Ein- oder zweimal hatte die Gazelle einen unvermuteten Schlenker vollführt, und er war gegen Tennetty gerollt, woraufhin die hagere Frau mit weit offenen Augen und dem Messer in der Hand von ihren Decken aufgeschreckt war.
Er hatte die Hosen für die Nacht angelassen, aber der Bequemlichkeit halber den Bund geöffnet. Jetzt schloß er die Knöpfe, schlang sich das Pistolenhalfter über die Schulter, richtete sich vor dem Zelt auf und atmete die frische Nachtluft ein.
Ein Stück links von ihm schlief Tennetty; etwas weiter rechts hatte Jane sich wieder in ihre Decken und die Regenplane gewickelt.
Der unermüdliche Durine hielt Wache. Er saß auf einem Stein unten am Wasser und hob grüßend die Hand.
Bren Adahans Zelt lag einen Steinwurf weit von Jasons entfernt, und dahinter erhob sich die dunkle Mauer des Waldes. Jason ging die traditionellen zwanzig Schritte abseits und erleichterte sich an einem Baum. Er knöpfte die Hose zu und kehrte zum Lager zurück.
Auf halbem Weg blieb er stehen und ließ den Blick von den
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