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Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05

Titel: Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis des Kriegers
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Blitzen war die Nacht pechschwarz, erhellt nur von den Lampen in den Fenstern der Häuser, die allerdings schon in kurzer Entfernung hinter einem Vorhang aus Regen und Dunkelheit verschwanden. Das Licht reichte, um sich zu orientieren, aber nur so eben.
    Er stand regungslos dicht an der mit Schindeln verkleideten Mauer des Hauses. Nachdem er sich den Regen aus den Augen gewischt hatte, musterte er kurz seine Umgebung.
    Das Gasthaus befand sich hinter ihm; an der Ostseite schlössen sich die Stallungen an, wo ihre Pferde von zwei nicht allzu wachsamen Stallburschen versorgt wurden, die alle beide nach Wein gerochen hatten. Im Westen, ein Stück die Straße hinauf, standen drei Wohnhäuser, vermutlich die Heimstätten mittelständischer Kaufleute, dahinter waren die Stallgebäude vom Silbernen Pilz zu sehen. Das Gasthaus selbst lag ihnen gegenüber, auf der anderen Straßenseite.
    Zwei Kreuzungen weiter, am Ende der dritten Straße vom Goldenen Ochsen aus gesehen, befand sich das Gildehaus der Sklavenhändler. Das war Jasons eigentliches Ziel, doch bis er es erreichte, würden noch Stunden vergehen. »Auf der Pirsch muß man sich langsam und vorsichtig bewegen«, hatte Walter Slowotski gesagt. Wenn möglich, sollte man selbst an einem geeigneten Platz abwarten und das Wild herankommen lassen.
    Nun, das war hier nicht möglich.
    Er mußte darauf achten, Stellen ohne Deckung zu vermeiden. In seinen feuchten, dunklen Kleidern war er im Schatten so gut wie unsichtbar, doch im grellen Licht eines Blitzes konnte ihn jeder entdecken, der zufällig in seine Richtung schaute.
    Andererseits war gleich nach einem Blitz genau der richtige Zeitpunkt für sein Vorhaben. Er schloß die Augen und wartete. Sobald Helligkeit durch seine Lider drang und er den Donner krachen hörte, öffnete er die Augen, trat in die Nacht hinaus und rückte im Gehen das dünne Kletterseil zurecht, das er sich in mehreren Windungen diagonal über die linke Schulter geschlungen hatte.
    Seine Stiefel würden bei jedem Schritt knöcheltief in den Schlamm einsinken. Das war nicht weiter schlimm, doch sie verursachten ein schmatzendes Geräusch, wenn er den Fuß hob, um weiterzugehen. Man konnte es kaum hören bei dem Prasseln des Regens, aber es trug doch ein paar Meter weit.
    Jason schmiegte sich an den Stamm einer alten Eiche. Die feuchte, schrundige Borke drückte sich durch das Hemd schmerzhaft in seinen Rücken. Er zog erst einen Stiefel aus, dann den zweiten, schnürte sie mit einem Lederriemen aus seiner Gürteltasche zusammen, warf sie über die Schulter und sicherte sie mit einem weiteren Riemen über der Brust.
    Gleich beim ersten Schritt bohrte sich ein Stein in den Ballen seines rechten Fußes; als er zur Seite hüpfte, trat er mit dem linken auf einen spitzen Scherben.
    Scheiße. So ging es nicht. Er lehnte sich gegen den Stamm und befühlte seine Zehen. Allmählich entwickelte sich die Sache zu einem mittleren Reinfall, aber er mußte versuchen, aus allem das Beste zu machen. Das war ehernes Gesetz.
    Nachdem er sich die Füße in einer Pfütze notdürftig abgespült hatte, nahm er die Stiefel von der Schulter und zog sie wieder an. Er spürte den Matsch zwischen seinen Zehen hervorquellen. Diesmal gab bei seinem ersten Schritt irgend etwas nach, und er fiel platt aufs Gesicht.
    Ein wahrer Held.
    Er stemmte die Hände in den Morast und rang erst mal nach Atem. Dabei mußte er aufpassen, nicht etwa die kalte Brühe in Mund und Nase zu bekommen.
    Schließlich gelang es ihm, sich auf Händen und Knien aufzurichten und tief durchzuatmen, bevor er sich in einem Hustenanfall krümmte. Anschließend wischte er sich den Schlamm von Mund, Augen und Nase so gut es ging.
    Was konnte er tun, als an seinem Plan festhalten? Er stolperte so behutsam wie möglich durch die Nacht. Schlamm und Sand zwischen den Zähnen, durchfroren, naß, schmutzig, elend und ganz allein auf sich gestellt.
    Die ersten vier Häuser, die er überprüfte, erwiesen sich als das, wonach sie aussahen: die Behausungen mittelständischer Kaufleute - oder adliger Kaufleute, auf Salket gab es da gewisse Unterschiede, die für einen Außenstehenden nicht ohne weiteres zu durchschauen waren. Jason hielt den einen für einen Eisenwarenhändler, der andere verdiente sein Geld wahrscheinlich mit Oliven, während der dritte mit Trockenfisch Geschäfte zu machen schien, aber vielleicht hatte er sich auch geirrt. Welches Gewerbe der Eigentümer des vierten Hauses betrieb, vermochte er nicht zu

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