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Rosendorfer muss dran glauben (German Edition)

Rosendorfer muss dran glauben (German Edition)

Titel: Rosendorfer muss dran glauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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passiert?«
    Moritz zuckt die Achseln.
    »Stell dir vor, so eine Firma für Babygläschen bezahlt uns dafür, dass wir überall verbreiten, ihr größter Konkurrent stellt seine Babynahrung in China aus Klärschlamm her.«
    »Pascal! Das klappt doch nie!«
    »Klar klappt das. Die Manta-Witze, wo kamen die wohl her? Die hat Porsche erfunden, um Opel zu schaden. Und rate mal, warum die beiden Flieger ausgerechnet am 11 . September, auf Englisch also 9 / 11 , in die Twin Towers gerast sind? Na?!« Pascal sieht Moritz erwartungsvoll an. »Na? Sag schon!«
    »Keine Ahnung«, erwidert Moritz.
    » 9 / 11 gleich 911 . Porsche 911 , schon mal gehört?! Klingelt’s jetzt? Die superreichen Scheichs, die al-Qaida heimlich unterstützen, sind doch alle an VW beteiligt. Die wollten ihren Konkurrenten schaden. So war das!«
    »Porsche gehört zu VW .«
    »Echt?« Für einen Moment hat Moritz Pascal aus dem Konzept gebracht. Aber nur kurz. »Ist doch egal, wichtig ist, irgendein Gerücht zu streuen und dann bei der Konkurrenz abzukassieren. Bis die Firma das richtiggestellt hat, ist die längst pleite und wir stinkreich.«
    »Du.«
    »Was meinst du damit?«, fragt Pascal irritiert.
    »Du bist stinkreich. Ich mach da nämlich nicht mit.«
    »Komm schon. Ich brauch dich. Dich und deine Geschichten. Du erfindest was Hübsches, und ich bring’s unter die Leute. Zusammen sind wir unschlagbar.«
    »Ohne mich.« Moritz winkt ab.
    »Wie jetzt?«
    »Pascal, hast du nicht gehört, was ich gesagt habe: Ich mach da nicht mit«, wiederholt Moritz.
    »Du kannst mich jetzt nicht hängen lassen! Ich habe das doch schon alles eingetütet.« Pascal sieht geschockt aus. Als er weiterspricht, ahmt er Moritz’ Stimme nach: »Du und ich, wir sind Rockstars. Unsere Storys sind wie Songs.« Pascal beugt sich vor, um Moritz ganz nah sein, und wechselt wieder in seinen normalen Sprechmodus. »Hast du doch selbst gesagt. Mit der Geschichte hier werden wir die Megarockstars. Komm schon!«
    »Mit der Geschichte wandern wir in den Knast, wenn das rauskommt. Das ist Betrug.«
    »Aber wenn eine Firma behauptet, ihre Zuckerbonbons seien gesund, weil da Vitamine drin sind, dann ist das kein Betrug, oder was?«
    »Das ist Werbung. Was du vorhast, ist kriminell. Dafür kriegst du fünf Jahre, mindestens.«
    Pascal lässt sich zurück in die Sofapolster fallen. »Beschwer dich nur nicht, wenn ich in ein paar Wochen in meinem Ferrari an dir vorbeirausche.«
    »Du hast echt einen Schuss.« Moritz grinst, Pascal nicht.
    Eine ganze Weile beobachten die beiden schweigend das Geschehen im Klub.
    »Du glaubst nicht, dass ich das kann, oder? Du traust mir das nicht zu. Du glaubst, du bist der Einzige, der genug Grips hat, sich Geschichten auszudenken«, sagt plötzlich Pascal, der dabei weiter auf die Tanzfläche starrt.
    »Darum geht’s doch gar nicht«, erwidert Moritz müde.
    »Hör mal gut zu, du Nobelpreisträger, ich hab Hobbe neulich auch eine coole Geschichte verkauft. Glaub bloß nicht, du bist der einzige Dichter hier. Da ist dieses Mädchen, das einem Fremden in seine Wohnung folgt, weil der ihr irgendeine Sammlung zeigen will. Du weißt schon. Aber statt eines flotten One-Night-Stands kriegt sie von ihm K.-o.-Tropfen. Als sie wieder aufwacht, liegt sie im Krankenhaus. Mit einer miesen Erfahrung mehr und einer Niere weniger.«
    Moritz sagt nichts, er sieht Pascal nur an.
    »Und? Was sagst du dazu?«
    »Etwas plump. Außerdem …«
    »Außerdem was?«, fragt Pascal gereizt.
    »Außerdem gibt es die Story schon.«
    »Merkt doch keiner. Mir und dem Boss gefällt sie, und im Netz ist sie auch schon unterwegs.«
    Moritz macht eine amüsierte Handbewegung. Dann müssen beide lachen.
    »Der Geschichte fehlt übrigens noch was«, erklärt Moritz, als sie sich wieder beruhigt haben.
    »Wieso?«
    »Irgendein Detail, das sie glaubwürdiger macht. Die Sammlung, die er ihr zeigen will: Sag einfach, der Typ sammelt Espressotassen.«
    »Du spinnst!«
    »Vielleicht«, antwortet Moritz und steht auf.
    »Wo willst du hin?«
    »Ich fahr nach Hause.« Moritz kramt den Schlüssel zu Hobbes Wagen aus der Tasche.
    »Hast du dem Boss den Autoschlüssel geklaut?«
    »Nein, den hat er mir geliehen.«
    »Ich sag ja, du bist Hobbes Goldjunge.«
    »Neidisch?«
    »Pah, bald habe ich meinen eigenen Flitzer. Wart’s nur ab.«
    Moritz umarmt Pascal zum Abschied. Das ist das erste Mal, und wahrscheinlich will er ihm so zu verstehen geben, dass sie trotzdem Freunde sind und bleiben. Dann

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