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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
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etwas in einer mir unbekannten Sprache. Ich nahm an, dass es entweder Gälisch war oder aber eine eigenartige Feensprache. Zusammen mit seinen Worten durchfuhr mich ein sanfter Impuls, der sich durch meinen ganzen Körper hindurch in Richtung der Kreatur ausbreitete.
    Wieder fauchte das Wesen Ethan an und bleckte die Zähne.
    »Du willst weder mich noch meinen Hof zum Feind haben«, presste Ethan zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und der Ausdruck auf seinem Gesicht hätte jeden – und
alles
 – mit mehr als zwei Gehirnzellen in Panik versetzt.
    Mit einem letzten Zischen ließ die Kreatur mich los und versank wieder im Wasser. Und in dem Moment, als ich frei war, zog Ethan mich zu sich auf den Vorsprung.

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    27 . Kapitel
    I ch kniete zusammengekrümmt auf dem schmalen Rand und hustete mir eine halbe Ewigkeit die Seele aus dem Leib. Ethan tätschelte meinen Rücken und murmelte tröstliche Worte, doch mir ging es zu erbärmlich, um mich zu beruhigen.
    Mein Hals und meine Nase brannten, weil das ganze Wasser aus meiner Lunge dort hinausgeschossen war. Meine Brust tat weh, weil ich so viel Wasser eingeatmet hatte. Und all meine Gelenke schmerzten, weil ich beim Tauziehen zwischen Ethan und dem Monster aus dem Graben das Tau gewesen war. Außerdem war ich komplett durchnässt und durchgefroren und zitterte am ganzen Körper.
    Als der Hustenanfall etwas abgeklungen war, zog Ethan mich an sich, schlang seine Arme um mich und hielt mich an seinen warmen Körper gepresst. In dem Moment wurde mir bewusst, dass er nichts außer einer Hose trug. Trotzdem fühlte sein Körper sich im Gegensatz zu meinem wie ein Ofen an, und ich rollte mich zusammen und kauerte mich an ihn.
    »Was
war
das?«, krächzte ich und erschauderte bei der Erinnerung an das fürchterliche, böse Gesicht im Wasser.
    »Das war eine Wasserhexe«, erklärte Ethan. »Sie sind Bewohner von Faerie und gehören zumindest dem Namen nach zum Winterhof, was vermutlich der einzige Grund war, warum ich sie zum Loslassen bewegen konnte. Es gibt Dutzende von ihnen im Graben, und sie greifen alles an – egal ob Fee oder Mensch –, was ins Wasser fällt. Wenn in dem Graben nichts als Wasser wäre, würden die Leute und die Feen nach Avalon kommen und die Stadt wieder verlassen, wie es ihnen gefällt, und die Tore wären nutzlos.«
    Bei dem Gedanken, dass Dutzende von diesen entsetzlichen Dingern im Graben patrouillierten und auf ein Gratisessen warteten, fing ich wieder an zu zittern. Nicht, dass ich mir sicher gewesen wäre, dass die Wasserhexe mich essen wollte, aber mit diesen spitzen Zähnen war das für mich kein ganz abwegiger Gedanke gewesen.
    Ich fing an zu weinen, und ausnahmsweise schämte ich mich meiner Schwäche nicht. Mir fiel wieder ein, wie Grace, nur Augenblicke bevor sie das Telefon – und mich – in den Graben geworfen hatte, den verhängnisvollen Befehl in ihr Handy geschrien hatte.
    »Sie hat meine Mom umgebracht«, schluchzte ich an Ethans Brust.
    Er hielt mich fest und wiegte mich leicht. »Vielleicht nicht«, murmelte er. »Ich habe deinen Vater angerufen, nachdem ich meinen Dad informiert hatte. Er sagte, er würde Finn losschicken, um deine Mutter zu retten. Wir können nur hoffen, dass Finn es rechtzeitig ins Hotel geschafft hat. Ich wünschte, ich könnte dir eine sicherere Auskunft geben. Allerdings fürchte ich, dass mein Handy im Graben liegt.«
    Ich schniefte und versuchte, das Beste zu hoffen. So etwas war schließlich Finns Beruf. Wenn jemand meine Mom vor Kirk hatte beschützen können, dann er. Doch obwohl ich mich bemüht hatte, Zeit zu schinden, war alles so wahnsinnig schnell gegangen. Hatte Finn wirklich die Zeit gehabt, zum Hotel zu gelangen, bevor Grace die Ermordung meiner Mutter angeordnet hatte?
    »Ich will nach Hause«, murmelte ich, auch wenn ich nicht genau wusste, wo mein Zuhause eigentlich war.
    »Ich weiß«, entgegnete Ethan. »Aber der Graben hat den Zweck, Leute aus Avalon fernzuhalten, also gibt es hier keinen ganz normalen Ausgang. In der Brücke über uns gibt es eine Falltür, doch mein Vater muss erst jemanden holen, der die Verriegelungszauber aufhebt, und dann müssen sie uns irgendwie hinaufziehen. Wir werden es hier wahrscheinlich eine Weile aushalten müssen.«
    Mir war so kalt, dass ich bezweifelte, dass mir jemals wieder warm werden würde, und der Gegensatz zu Ethans Wärme verstärkte dieses Gefühl nur noch. Er rutschte zurück, bis er mit dem Rücken an dem Betonpfeiler lehnte.

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