Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
Vom Netzwerk:
über meine Schulter und dann wieder zurück – so schnell, dass es mir entgangen wäre, wenn ich ihn nicht gerade so intensiv angestarrt hätte. Er war sicher nur kurz abgelenkt und wollte mir damit kein Zeichen geben, über die Schulter zu sehen, doch ich folgte seinem Blick.
    Und da war Ethan. Er stand ungefähr drei Meter hinter mir und meiner Tante, so dass wir praktisch zwischen ihm und seinem Vater eingeschlossen waren. Jetzt verstand ich, warum Alistair »rein zufällig« auf uns gewartet hatte. Ethan musste gesehen haben, wie Tante Grace ins Hotel gekommen war, oder er hatte zumindest beobachtet, wie sie mit mir verschwunden war. Daraufhin hatte er Verstärkung geholt.
    Aber weder er noch Alistair konnten etwas tun, um meiner Mutter zu helfen.
    »Es tut mir so leid«, wandte Alistair sich an mich. »Ich würde deine Mutter niemals leichtfertig in Gefahr bringen. Doch ich kann nicht zulassen, dass Grace dich nach Faerie bringt.«
    »Warum nicht?«, fragte Grace. »Was kümmert es dich? Für dich war Faerie nie dein Zuhause. Du bist dort niemandem verpflichtet, nicht einmal deiner Königin. Warum solltest du die Mutter dieses Mädchens opfern, wenn die Dinge, die in Faerie passieren, dich sowieso nichts angehen?«
    Der Anhänger an meinem Hals wurde warm, und allmählich war es ein ekelerregend vertrautes Gefühl. Aus Gründen, die ich nicht verstand, war ich mir sicher, dass die magische Elektrizität, oder was auch immer es war, von Grace ausging und nicht von Ethan oder Alistair. Vielleicht, weil sie einfach näher bei mir stand. Ich sah, wie sie die Lippen zu einem Lächeln verzog, und wusste, dass es nichts Gutes bedeutete.
    »Sie benutzt gleich Magie!«, schrie ich mit der Gewissheit, dass der Zauber, den sie aussprechen würde, nicht angenehm sein würde.
    Ich spürte die Magie eher, als dass ich sie sah, fühlte, wie sie anschwoll und dann explodierte und wie eine Welle auf Alistair zuraste. Aber anscheinend hatte ich ihn mit meinem Schrei rechtzeitig gewarnt, denn er duckte sich geistesgegenwärtig zur Seite weg.
    Es knallte in meinen Ohren, und Alistairs Wagen, der direkt hinter ihm in der Schusslinie stand, implodierte … Nur so kann ich beschreiben, was geschehen war. Es sah aus, als wären von allen Seiten zur gleichen Zeit Sattelschlepper in das Auto gerast. Ich wollte mir nicht ausmalen, wie Alistair ausgesehen hätte, wenn der Fluch ihn getroffen hätte.
    Grace sah mich mit einem solchen Zorn im Blick an, dass ich fürchtete, die bloße Kraft ihrer Wut würde mich töten. Ich war mir sicher, dass sie mich wieder schlagen würde. Doch stattdessen tat sie etwas viel, viel Schlimmeres.
    »Töte sie!«, rief sie in ihr Handy.
    »Nein!«, schrie ich, aber Grace klappte mit einem Fauchen das Telefon zu und warf es über das Geländer in das Wasser des Grabens, der in der Dunkelheit lag.
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Alistair sich aufrappelte und die Folgen des Beinahetreffers abschüttelte, doch ich konnte an nichts anderes denken als an Grace, die den tödlichen Befehl gegeben hatte. Dieses Mal versuchte ich erst gar nicht, die Tränen zurückzuhalten.
    »Das war nicht dein klügster Zug«, hörte ich Alistair sagen. Seine Stimme klang ruhig und gelassen. Ich wollte ihn für diese Gelassenheit umbringen, denn immerhin war meine Mutter gerade ermordet worden, weil er sich geweigert hatte, uns gehen zu lassen. »Selbst
du
kannst eine Mordanklage nicht schadlos überstehen«, fuhr er fort. »Nicht mit drei Zeugen.«
    »Du hast mich schon immer unterschätzt, Alistair. Genau wie mein Bruder.«
    Zu dem Zeitpunkt war ich so überwältigt von meiner Trauer und meinem Entsetzen, dass es mir ehrlich egal war, welches Ass Grace noch im Ärmel hatte. Natürlich nur, bis ich erfuhr, was es war.
    Die Feen – auch die schmalen, gertenschlanken Frauen wie Tante Grace – sind sehr viel stärker als die Sterblichen. Deshalb bereitete es Grace auch keine Mühe, mich zu packen, hochzuheben und hinter dem Handy her über das Geländer in den Graben zu schleudern.
    Ich war zu geschockt, um zu schreien, während Alistair und Ethan aufbrüllten. Wild mit den Armen rudernd, versuchte ich, kontrolliert ins Wasser zu fallen, aber schließlich prallte ich mit dem Rücken auf die Wasseroberfläche. Ich wollte etwas von der Wucht des Aufpralls abfangen, indem ich mit den Armen nach unten schlug, wie Keane es mir gezeigt hatte, doch es half nicht viel.
    Zwar war es kein furchtbar langer Fall von der Brücke in den

Weitere Kostenlose Bücher