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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
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klar denken, dass ich kapierte, dass wir zum Fuß der Brücke schwammen, aber was ich dort erblickte, machte mir nicht gerade Mut. Ein schmaler Vorsprung aus Beton ragte aus dem Wasser, doch ich würde mich schon sehr strecken müssen, um ihn überhaupt zu erreichen. Und selbst wenn mir das gelingen sollte, würde ich wahrscheinlich nicht mehr die Kraft haben, um mich aus dem Wasser zu ziehen.
    »Wir sind fast da«, sagte Ethan, aber obwohl er versuchte, mich zu trösten, klang er selbst verängstigt – und das war überhaupt nicht beruhigend.
    Noch ein paar letzte Kicks mit den Beinen, und wir stießen gegen den Beton.
    »Ich werde dich schieben«, keuchte Ethan, der durch die Anstrengung, uns beide über Wasser zu halten und dabei obendrein noch unsichtbare Monster zu bekämpfen, vollkommen außer Atem war. »Halt dich an dem Vorsprung fest.«
    Ich glaubte immer noch, dass es nichts bringen würde, wenn ich den Betonvorsprung ergriff, doch ich würde in dieser Lage nicht anfangen zu diskutieren. Ethan schwamm um mich herum und packte mich. In jeder anderen Situation hätte ich wahrscheinlich laut protestiert, als ich spürte, wo er mich mit seinen Händen berührte. Aber irgendwie bezweifelte ich, dass er mich in diesem Moment begrapschen wollte.
    Ethan schob mich aus dem Wasser, und ich streckte die Arme über den Kopf. Tatsächlich erreichte ich den Vorsprung, doch vom Hintern abwärts hing ich noch immer im Wasser. Das bedeutete zwar, dass ich nicht mein gesamtes Gewicht tragen musste, als ich dort hing, aber es reichte nicht, um mir die Kraft zu geben, mich allein hochzuziehen. Wenn ich das hier überlebte, würde ich erst mal einige Zeit im Fitnessstudio verbringen, um mir ein paar Muskeln anzutrainieren.
    Neben mir schoss Ethan aus dem Wasser und packte ohne Hilfe den Vorsprung. Es sei denn, das Monster war ihm behilflich gewesen, was allerdings eher unwahrscheinlich war.
    »Halt dich fest«, befahl er, zog sich scheinbar mühelos hoch und kletterte auf die Betonplatte.
    Er hatte gerade meine Handgelenke ergriffen, als das Monster mich wieder erwischte.
    »Ethan!«, schrie ich und trat wie wild mit den Füßen um mich.
    »Ich habe dich!«, beruhigte er mich und fing an zu ziehen.
    Die letzten Male hatte das Monster mit ein bisschen Ermunterung losgelassen, doch vermutlich hatte es jetzt bemerkt, dass seine Beute zu verschwinden drohte, und hatte sich entschieden, Widerstand zu leisten. Was auch immer der Grund war, es ließ jedenfalls nicht los, als Ethan zu ziehen begann.
    Ich musste einfach ins Wasser hinunterblicken, weil ich die Kreatur sehen wollte, die so krampfhaft versuchte, mich zurückzuzerren. Aber das Wasser war so trüb und der Bereich unter der Brücke so dunkel, dass ich nichts erkennen konnte.
    Irgendetwas schlang sich um mein anderes Bein, und ich schrie wieder auf. Ethan fluchte, hielt meine Handgelenke jedoch fest, als die beiden nun Tauziehen mit mir spielten.
    Mit einem Mal tauchte neben meinen Beinen ein grässliches Gesicht aus dem Wasser auf. Es war weiß wie ein toter Fisch. Haare wie klebrige graue Spinnweben bewegten sich um seinen farblosen Kopf, mal hierhin, mal dahin, ohne dass die Strömung oder der Wind auf sie eingewirkt hätten – zumindest soweit ich es beurteilen konnte. Mein Magen krampfte sich zusammen, als ich erkannte, dass es diese Haare waren, die sich um meine Beine geschlungen hatten.
    Die Augen der Kreatur waren genauso weiß wie die Haut, und so wurde der Eindruck erweckt, als wäre das Wesen blind. Aber ich bezweifelte, dass es nichts sehen konnte, denn es wirkte so, als würde es unheilvoll zu Ethan hinaufblicken.
    »Meins!«, stieß die Kreatur mit einer entsetzlich gurgelnden Stimme hervor. Als das Ding sprach, konnte ich zwei Reihen von nadelspitzen Zähnen in seinem Mund erkennen.
    »Ethan«, wimmerte ich. Ich wäre lieber ertrunken, als zuzulassen, dass diese Kreatur mich in ihre Klauen bekam.
    »Nein, sie gehört
mir
«, erwiderte Ethan mit einem wütenden, kehligen Knurren, das kaum menschlich klang. Wobei Ethan natürlich auch kein Mensch war.
    Die Kreatur zischte, und das seltsam gierige Haar schlang mehr und mehr Strähnen um mich.
    Ethans Augen glühten praktisch in der Dunkelheit. Sein Griff um meine Handgelenke hatte sich nicht gelockert. Allmählich begann ich mich zu fühlen, als würde ich auf der Streckbank liegen. Meine Schultern schmerzten unerträglich, und ich fürchtete, dass meine Muskeln jeden Augenblick reißen konnten.
    Ethan sagte

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