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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
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ich in Lebensgefahr schwebte. »Tante Grace ist gestern angegriffen worden, und ihrer Meinung nach waren die Angreifer hinter mir her.«
    Kimber sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Sie ist angegriffen worden, hast du gesagt?« Der Zweifel in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    »Das hat sie jedenfalls behauptet. Und außerdem hatte sie einen riesigen Bluterguss im Gesicht.«
    Kimber schnaubte verächtlich. »Wetten, dass sie das vorgetäuscht hat? Sogar
ich
verfüge über genügend magische Kräfte, um einen Bluterguss zu heilen. Ich nehme an, dass sie dich durch Angst zwingen will, das zu tun, was sie will.«
    »Das traue ich ihr glatt zu«, murmelte ich. »Aber selbst wenn das alles eine faustdicke Lüge gewesen ist, könnten die Spriggans trotzdem hinter mir her gewesen sein, oder?«
    Kimber schüttelte den Kopf. »Sie konnten nicht wissen, wo oder bei wem du bist. Nein, sie waren hinter Ethan her, und der Rest von uns war ihnen nur im Weg.«
    Bin ich ein schlechter Mensch, weil ich erleichtert war, dass sie es auf Ethan und nicht auf mich abgesehen hatten?
    Ich hätte ihr noch stundenlang Fragen stellen können, doch Kimber hatte offensichtlich genug.
    »Ich kann dir etwas zum Anziehen leihen, wenn du deine Klamotten in die Waschmaschine werfen willst«, sagte sie und verließ die Küche, die inzwischen wieder so aufgeräumt und makellos aussah, als hätte hier seit einer Woche niemand mehr gegessen.
    »Es wäre schön gewesen, wenn du und Ethan auch meine Sachen mitgenommen hättet, als ihr mich gekidnappt habt«, brummte ich. Mit einem Meter achtundsechzig war ich nicht gerade ein Zwerg, aber Kimber war viel größer. Ich glaubte nicht, dass mir ihre Klamotten besonders gut passen würden.
    Sie sah mich mit einem abschätzenden Blick von Kopf bis Fuß an. »Ich habe eine Caprihose, die dir genau passen müsste.«
     
    Kimber irrte sich. Die Hose passte mir überhaupt nicht – sie sah aus wie eine Caprihose, die mir viel zu lang war. Doch wenigstens waren es nicht mehr die Kleider, in denen ich auch schon geschlafen hatte. Außerdem lieh Kimber mir ein langärmeliges Shirt, das zum Glück elastische Armbündchen hatte, denn sonst hätten die Ärmel weit über meine Hände gehangen.
    Es war ein grauer, düsterer Tag, als Kimber und ich aus dem Haus auf den Hof traten, um uns mit Ethan zu treffen. Ab und zu fiel Regen, aber kein Mitglied des Feenvolkes schien es für notwendig zu halten, einen Regenmantel oder einen Schirm zu benutzen. Ich zitterte in der feuchten Kälte und zog schließlich doch die Ärmel des Shirts über meine Hände.
    Ethan hatte wohl bemerkt, dass mir kalt war, denn er trat neben mich, legte einen Arm um meine Schultern und zog mich an sich.
    Ich erstarrte. Ich weiß, dass es keine große Sache ist, wenn ein Typ seinen Arm um ein Mädchen legt, aber trotzdem … Ethan war schließlich nicht irgendein Typ. Er war jemand, gegen den der tollste und umwerfendste Mensch aller Zeiten total gewöhnlich aussah. Und er gehörte zu den Feen. Und er war älter als ich.
    Kimber schien diese Geste zu stören, denn sie straffte unwillkürlich die Schultern und funkelte ihren Bruder an. Es kam mir vor, als wäre sie jemand vollkommen anderes, wenn Ethan in der Nähe war. Sogar ihre Körpersprache war anders – angespannt und wachsam. Mir gefiel die Kimber ohne Ethan besser.
    Ethan riss mich aus meiner Nachahmung eines erstarrten Kaninchens, als er einfach losging. Da er seinen Arm so fest um mich gelegt hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Ich schluckte schwer und starrte auf das regennasse Kopfsteinpflaster zu meinen Füßen.
    Ethans Körper neben mir fühlte sich warm an, und tatsächlich hörte ich auf zu zittern. Okay, vielleicht war es angenehm, dass er seinen Arm um mich gelegt hatte, auch wenn mein Herz wie ein Presslufthammer schlug und ich vor lauter Nervosität so anmutig wie ein dreibeiniger Elefant war.
    »Besser?«, fragte Ethan mich fürsorglich, rieb mit der Hand meinen Arm auf und ab und erzeugte so noch mehr Wärme. Vor allem in meinem Gesicht, das bestimmt schon so leuchtend rot war wie das Tuch eines Stierkämpfers.
    Ich halte mich selbst für ungewöhnlich reif für mein Alter und bin mir sicher, dass das in vielen Bereichen auch stimmt. Wie viele Sechzehnjährige sind schon dafür verantwortlich, Rechnungen zu bezahlen und das Konto im Auge zu behalten?
    Doch was Jungs betraf, hatte ich ungefähr so viel Erfahrung wie eine durchschnittliche

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