Rosendorn
gutes Ende genommen.«
Ethan lachte leise und zog sich zurück. »Da bin ich anderer Ansicht«, entgegnete er, fuhr mit den Fingerspitzen die Konturen meines Gesichtes nach und streichelte dann sanft über meinen Hals. »Ich glaube, es hat sogar ein sehr gutes Ende genommen.«
Das war eine schöne Bemerkung, und ich spürte, wie ich vor Freude rot wurde. Ein Teil von mir hüpfte aufgeregt auf und ab und schrie: »Sei kein Baby!« – immerhin war es nur ein Kuss.
Aber ich musste immerzu an Kimbers Warnungen denken. Ethan war ein Spieler, und egal, wie heiß er war, ich wollte nicht sein Spielzeug sein.
»Ich glaube, das ist keine gute Idee«, sagte ich und versuchte, von seinem Schoß zu rutschen.
Ich war nicht sehr überrascht, als er seinen Griff um mich verstärkte. »Du musst keine Angst vor mir haben«, erwiderte er.
Das war wieder ein guter Satz. Ein Angriff auf meine Eitelkeit, eine Herausforderung für mich zu zeigen, dass ich keine Angst hatte. Doch es war eben offensichtlich ein nur so dahingesagter Satz, und ich hatte nicht vor, darauf hereinzufallen.
»Lass mich los.« Ich sagte es ruhig, obwohl ich tief in meinem Inneren einen Hauch von Panik verspürte. Wenn er die Sache weiterführen wollte, hätte ich keine Chance, ihn daran zu hindern. Also hatte ich vermutlich tatsächlich ein bisschen Angst vor ihm.
Ich war auf Widerstand gefasst, und so war ich freudig überrascht, als Ethan mich von seinem Schoß schob und etwas von mir abrückte. Er sah nicht einmal verärgert aus.
»So besser?«, fragte er mit diesem für ihn so typischen schiefen Grinsen.
Ich bezweifelte, dass er es gewohnt war, von irgendjemandem abgewiesen zu werden, aber er schien es ohne große Mühe wegzustecken. Woraufhin ich mich schuldig fühlte, weil ich so misstrauisch gewesen war. Wenn er wirklich mit mir spielte, hätte er mich sicher nicht so einfach losgelassen.
Ich stieß ein frustriertes Schnauben aus. Vielleicht hatte er recht, und ich sollte wirklich nicht so viel nachdenken. Doch ich wusste nicht, wie ich das abschalten sollte. Ich verschränkte die Hände im Schoß und starrte sie an, während ich mich fragte, was mein Problem war. Wenn ein Typ wie Ethan mich küsste, sollte ich geschmeichelt dahinschmelzen und es nicht halb zu Tode analysieren. Vielleicht war ich verklemmt?
»Jetzt schau nicht so unglücklich«, sagte Ethan. »Du hast doch das Recht, nein zu sagen.«
Ich wagte einen Blick in seine Richtung und konnte noch immer kein Zeichen von Verärgerung oder Enttäuschung auf seinem Gesicht entdecken.
Dann – vollkommen gegen meinen Willen, ich schwöre es – wanderte mein Blick nach unten. Ich konnte sehen, dass er, auch wenn er nicht wütend oder so war, doch immer noch ganz schön begierig darauf war, dass aus meinem Nein ein Ja wurde. Selbstverständlich sah ich sofort weg, wurde aber wieder rot.
In einem ihrer nüchternen Momente, als meine Mutter darauf bestanden hatte, »das Gespräch« mit mir zu führen, obwohl ich seit Ewigkeiten über die Bienchen und Blümchen Bescheid wusste, hatte sie mich gewarnt, dass Jungs gern behaupten, schlimme Schmerzen zu haben, wenn sie so erregt sind und man sie nicht ranlässt. Da ich sicher war, dass Ethan die Richtung meines Blickes gemerkt hatte und blind sein musste, wenn ihm nicht aufgefallen war, dass ich dunkelrot geworden war, dachte ich, dass dies der perfekte Zeitpunkt für ihn sein müsste, um Schuldgefühle in mir zu wecken. Aber das tat er nicht.
Ethan lachte, doch es war ein warmherziges, nettes Lachen, in dem keine Spur von Spott mitschwang. »Das wird mich nicht umbringen«, sagte er. »Und vergiss nicht: Ich habe dir versprochen, die Situation nicht auszunutzen. Ich halte meine Versprechen. Ich wollte dich nur küssen.«
»Echt?«, fragte ich und klang sicher so ungläubig, wie ich mich fühlte. Ich warf ihm unter meinen gesenkten Wimpern hervor einen Blick zu.
»Warum findest du das so schwer zu glauben?«
»Tja, äh … du bist … äh, älter als ich. Und, äh …« O Gott, lass mich sterben. Ich wollte diese Unterhaltung nicht führen, und ich wollte mich auch ganz sicher nicht so zum Idioten machen. Aber mein Verstand schien sich noch nicht von dem letzten Aussetzer erholt zu haben, und ich konnte offenbar keinen zusammenhängenden Satz hervorbringen.
Ethan erlöste mich von meinen Qualen, indem er aussprach, was ich nicht sagen konnte, weil ich schlicht zu prüde war. »Dass ich keine Jungfrau mehr bin, bedeutet nicht, dass ein
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